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Immunologischer Stuhltest künftig Teil der gesetzlichen Früherkennung

G-BA beschließt Änderung der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie

Kann die Früherkennung von Darmkrebs noch verbessert werden? Studien zeigen, dass neue Testverfahren nicht sichtbares Blut im Stuhl mit einer höheren Sensitivität und Spezifität nachweisen können. Der Gemeinsame Bundesausschusses (G-BA) hat daher nun festgelegt: Quantitative immunologische Tests (iFOBT) werden den derzeit verwendeten Guajak-basierten Test (gFOBT) ablösen.

In seinem aktuellen Beschluss zur Änderung der Krebsfrüherkennungs-Richtlinie hat der G-BA die Details geregelt, die mit der Durchführung des neuen Testverfahrens zusammenhängen. Dazu gehören unter anderem die Kriterien, die die quantitativen iFOBT erfüllen müssen, der Kreis der teilnehmenden Ärztinnen und Ärzte, die Auswertung der Tests und die Dokumentation. Der Beschlusstext und die Gründe zum Beschluss sollen in Kürze auf den Internetseiten des G-BA veröffentlicht werden.

Der Beschluss des G-BA wird vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) geprüft. Stimmt das BMG zu, tritt er nach Bekanntmachung im Bundesanzeiger am 1. Oktober 2016 in Kraft. Damit können dann die Kosten für einen quantitativen immunologischen Stuhltest von den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) erstattet werden. Bislang mussten immunologische Stuhltests als individuelle Gesundheitsleitung (IGeL) vom Patienten selber bezahlt werden.

Vergleich der verschiedenen Stuhltests

Für den Guajak-Test ist nachgewiesen: Wird er in der Früherkennung eingesetzt, sterben weniger Menschen an Darmkrebs. Inzwischen sind eine Reihe randomisierter Studien veröffentlicht, in denen verschiedene immunologische Tests direkt mit einem Guajak-Test verglichen wurden. Diese vergleichenden Untersuchungen haben gezeigt, dass immunologische Tests Darmkrebs und dessen Vorstufen noch häufiger entdecken können als der Guajak-Test. Sie haben also eine höhere Empfindlichkeit (Sensitivität). Dies ging jedoch teilweise auf Kosten der Zielsicherheit (Spezifität), die in diesen Studien bei manchen immunologischen Tests deutlich niedriger war als beim Guajak-Test: Es wurden also mehr gesunde Menschen fälschlicherweise als krank eingestuft.

Quantitative und qualitative immunologische Stuhltests: Was sind die Unterschiede?

Zum Weiterlesen

Einen Überblick zur Darmkrebsfrüherkennung und Hintergründe zu den verschiedenen  Stuhltests finden sich auf unseren Internetseiten im Abschnitt "Darmkrebs: Früherkennung mit Stuhltest und Darmspiegelung".

Die derzeit in Deutschland angebotenen immunologischen Stuhltests weisen große Unterschiede hinsichtlich der Sensitivität und vor allem der Spezifität auf. Viele der Tests haben eine für Früherkennungsuntersuchungen zu hohe Rate falsch-positiver Testergebnisse (niedrige Spezifität) und sind deshalb nicht für das Screening geeignet. Dies gilt insbesondere für die qualitativen immunologischen Stuhltests: Sie haben eine fest eingestellte Empfindlichkeitsschwelle und treffen damit lediglich eine Ja- oder Nein-Aussage.

Bessere Testeigenschaften bieten quantitative immunologische Stuhltests. Anders als bei qualitativen Tests ist hier die Empfindlichkeitsschwelle nicht festgelegt, sondern kann an die jeweiligen Erfordernisse angepasst werden: So spielt hier auch die Menge des Blutes eine Rolle. Entscheidend für den Einsatz der quantitativen Tests in der Darmkrebsfrüherkennung ist, dass die Empfindlichkeitsschwelle bestmöglich gewählt wird: Optimal wäre eine möglichst hohe Sensitivität bei gleichzeitig über 90 prozentiger Spezifität.

Die ab 55 Jahren empfohlene Darmspiegelung als Goldstandard zur Früherkennung von Darmkrebs kann jedoch auch durch die immunologischen Stuhltests nicht ersetzt werden.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Fachkreise-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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