Magenkrebs

Magenkrebs: Befunde verstehen, Behandlung planen

Letzte Aktualisierung: 22.01.2020

Ist die Diagnose Magenkrebs gesichert, dann stellen Ärzte anhand ergänzender Untersuchungen fest, wie weit sich der Tumor im Körper bereits ausgebreitet hat. Was bedeuten die Untersuchungsergebnisse für die Planung der Behandlung? Wohin können Betroffene sich wenden?
Der folgende Text bietet einen Überblick über die wichtigsten Schritte der Behandlungsplanung. Erklärt werden zudem Fachbegriffe, die Mediziner zur Dokumentation von Untersuchungsergebnissen verwenden. Der Text soll Betroffenen helfen, sich auf ein Gespräch mit den behandelnden Ärzten vorzubereiten. Informationen aus dem Internet können eine persönliche ärztliche Beratung zu Untersuchungsergebnissen und zur Behandlungsplanung jedoch nicht ersetzen.

Der Befund "Magenkrebs" ist für die meisten Betroffenen zunächst ein Schock. Informationen können dabei helfen, diese belastende Situation besser zu verkraften. Sie erleichtern es Patienten auch, sich aktiv an der Entscheidung über die für sie beste Behandlung zu beteiligen. Was ist in den ersten Tagen nach der Diagnose für Betroffene wichtig? Wo findet man weitere Informationen? Muss man aktiv mitentscheiden, oder kann man auch alles den Ärzten überlassen? Wer hilft bei konkreten Vorbereitungen?
Tipps, Checklisten und Links zu Informations- und Hilfsangeboten für die Zeit zwischen Krebsdiagnose und Behandlungsbeginn hat der Krebsinformationsdienst im Text "Diagnose Krebs – wie geht es weiter?" zusammengestellt.

Krankenhäuser mit Spezialisierung auf Magenkrebs

Bei vielen Patienten steht zu diesem Zeitpunkt auch die Entscheidung an, wo die weitere Behandlung durchgeführt werden soll. Ist eine Operation geplant, dann ist ein stationärer Krankenhausaufenthalt erforderlich. Normalerweise hilft der Hausarzt oder der einweisende Facharzt für Innere Medizin/Gastroenterologie bei der Wahl einer geeigneten Klinik. Er weiß meist, wie viel Erfahrung die nächstgelegenen Zentren bei der Behandlung von Magenkarzinomen haben, oder er kann entsprechende Informationen recherchieren.

Auch die Krankenkasse bietet Hilfe bei der Suche nach Ansprechpartnern: über die nächstgelegene Geschäftsstelle, die Servicetelefone der Kasse oder über ihre Internetseiten. Spricht aus medizinischer Sicht nichts dagegen, können bei der Wahl der Klinik auch persönliche Wünsche berücksichtigt werden, etwa die Nähe zum Wohnort, um Angehörigen Besuche zu erleichtern.

Praktisch alle Universitätskliniken und viele andere große Kliniken haben spezialisierte Abteilungen, die Operationen an Magen und Speiseröhre durchführen. An großen Zentren finden sich meist auch Abteilungen, die auf die medikamentöse Krebsbehandlung spezialisiert sind. Außerdem gehört zu großen Krankenhäusern heute fast immer auch das Angebot einer besonderen Ernährungsberatung und einer psychosozialen Beratung.

Zertifizierte Magenkrebszentren

Spezialisierte Kliniken haben die Möglichkeit, ihre besondere Eignung als "Magenkrebszentrum" zertifizieren zu lassen. Es gibt verschiedene Fachgesellschaften, die eine solche Zertifizierung vergeben. Im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Zentren finden sich unter www.oncomap.de. Die Zertifizierung ist jedoch noch vergleichsweise neu, daher ist die Zahl der Zentren noch begrenzt.
Andere Einrichtungen mit viel Erfahrung und großem Fachwissen sind die Onkologischen Spitzenzentren, die nicht nur  auf eine bestimmte Tumorart spezialisiert sind. Sie werden von der Deutschen Krebshilfe gefördert: Eine Suchmöglichkeit bietet die Seite www.ccc-netzwerk.de. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren bietet Adressen unter www.tumorzentren.de/mitglieder.html.

Für chirurgische Abteilungen, die sich auf Operationen von Magenkrebspatienten spezialisiert haben, gibt es eine eigene Zertifizierung. Die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie veröffentlicht eine Liste von Zentren unter www.dgav.de/zertifizierung/zertifizierte-zentren/chirurgie-des-magens-und-der-speiseroehre.html. Bisher sind dort allerdings nur vergleichsweise wenige spezialisierte Zentren erfasst.

  • Achtung: Manche Krankenhäuser weisen mehrere organisatorische Bezeichnungen auf: So kann innerhalb eines Tumorzentrums zum Beispiel auch ein zertifiziertes Magenkrebszentrum bestehen, das gleichzeitig eine Abteilung innerhalb eines Universitätsklinikums darstellt.
  • Ebenso gilt aber auch: Nicht alle Zentren, die die entsprechenden Voraussetzungen erfüllen, haben bereits den Prozess der Zertifizierung durchlaufen. Das bedeutet: Es gibt auch Kliniken ohne Zertifizierung, die über viel Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Magenkrebs verfügen.
  • Welche Kriterien zur Qualitätsbeurteilung von Kliniken insgesamt herangezogen werden können und was sich hinter weiteren Zertifizierungen in der Onkologie verbirgt, hat der Krebsinformationsdienst unter "Kliniksuche: Wo gibt es gute Krankenhäuser?" bereitgestellt.

Für manche Magenkrebspatienten ist zur Therapie kein Klinikaufenthalt notwendig: etwa wenn man ausschließlich eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie erhält. Hierfür kommen spezialisierte onkologische Arztpraxen oder die Ambulanzen spezialisierter Krebszentren infrage. Der Hausarzt oder der Gastroenterologe können Betroffenen bei der Suche helfen.
Der Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng) bietet auf seinem Patientenportal www.magen-darm-aerzte.de eine Arztsuche unter den rund 1100 niedergelassenen Gastroenterologen in Deutschland an. Zu beachten: Aufgeführt sind nur Ärzte, die Mitglied im bng sind.



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Ärzte und Patient planen gemeinsam, welche Behandlung für den jeweiligen Betroffenen infrage kommt. Ausgangspunkt für die Therapieplanung sind die Untersuchungsbefunde. Im Befundbericht sind alle wichtigen Ergebnisse der Voruntersuchungen zusammengefasst. Er gibt Auskunft über die Art des Tumors und darüber, wie tief er in den Magen oder in benachbarte Organe eingewachsen ist, und ob es Absiedlungen in entfernten Organen gibt. Auch molekularbiologische Eigenschaften des Tumorgewebes werden dokumentiert.

Anhand der Ergebnisse aus den Voruntersuchungen können wichtige Fragen geklärt werden: Ist eine Heilung möglich? Kommt eine Operation in Frage? Kann eine Chemotherapie helfen? Bei der Behandlungsplanung spielt aber auch der Allgemeinzustand des Patienten eine Rolle: Hat jemand viel abgenommen, dann kommen manche belastenden Therapien unter Umständen nicht oder zumindest nicht gleich infrage. Da viele Patienten erst in höherem Alter an Magenkrebs erkranken, achten die Ärzte zudem darauf, welche Vorerkrankungen vorliegen - zum Beispiel eine Zuckerkrankheit, Herz- oder Nierenprobleme. Dann kann die Behandlung entsprechend angepasst werden. Auch persönliche Vorstellungen des Betroffenen beeinflussen die individuelle Therapie.

Ärzte nutzen zur Dokumentation einer Krebserkrankung international vergleichbare Klassifizierungssysteme. Damit werden die feingeweblichen Eigenschaften des Tumors erfasst, die Einstufung seiner Bösartigkeit anhand des sogenannten Gradings, und schließlich die Ausbreitung der Tumorzellen im Magen, in angrenzende Lymphknoten und gegebenenfalls im gesamten Körper. Erarbeitet und abgestimmt werden solche Systeme von internationalen Fachgesellschaften, auch in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Diese weltweit einheitliche Dokumentation der Tumoreigenschaften hilft Ärzten, Behandlungsergebnisse statistisch zu vergleichen und die Behandlung möglichst genau auf die Situation eines bestimmten Patienten oder einer Patientin abzustimmen. Außerdem werden Missverständnisse vermieden, wenn im Laufe der Behandlung neue Ärzte oder Fachleute beteiligt sind. Nach der Krankenhausentlassung kann sich ein niedergelassener Arzt anhand des Entlassungsbriefs schnell einen Überblick verschaffen.

Tumortyp: Feingewebliche Eigenschaften

Bei der Magenspiegelung entnehmen Ärzte eine Gewebeprobe. Die feingewebliche oder histologische Untersuchung des Gewebes unter dem Mikroskop liefert verschiedene Informationen über den Tumor. Je nach Zellform unterscheiden Fachleute verschiedene Magenkrebstypen. Für die Behandlung Betroffener ist diese histologische Einteilung allerdings von untergeordneter Bedeutung.

Am häufigsten sind die sogenannten Adenokarzinome. Sie finden sich bei neun von zehn Magenkrebspatienten und gehen von den Drüsenzellen der Magenschleimhaut aus. Adenokarzinome werden weiter unterteilt in den papillären, den muzinösen und den tubulär wachsenden Typ. Auch sogenannte Siegelringkarzinome gehören zu den Adenokarzinomen: Bei diesen finden sich unter dem Mikroskop typisch vergrößerte, ringförmige Zellen, die vermehrt Schleim enthalten.

Neben den Adenokarzinomen gibt es das sogenannte adenosquamöse, das undifferenzierte und das kleinzellige Karzinom sowie das Plattenepithelkarzinom. Teilweise gehen diese Krebsformen von anderen Zellen im Magen aus.

Wachstumsverhalten: Wie bösartig ist der Tumor?

Wie aggressiv ein Tumor wächst, können Fachleute anhand des Aussehens des Tumorgewebes abschätzen. Dabei spielt der sogenannte Differenzierungsgrad eine Rolle: Ausgereifte Zellen der Magenschleimhaut weisen unter dem Mikroskop typische Eigenschaften auf, die auf ihre Funktion hindeuten. Sie teilen sich nur noch so oft, wie es für die Gewebeerneuerung notwendig ist. Tumorzellen sind dagegen mehr oder weniger "entdifferenziert": Sie haben Eigenschaften von normalen Magenzellen verloren und teilen sich ungebremst.

Das sogenannte "Grading" (englisch: Abstufung) beschreibt, wie sehr sich die Tumorzellen von Zellen in gesundem Gewebe unterscheiden. Mit Grad 1 (G1) bezeichnen Fachleute Zellen, die normalen Magenschleimhautzellen noch sehr ähneln. Man nennt sie auch "gut differenziert". Die Bewertung steigt von G2 (mäßig differenziert) über G3 (schlecht differenziert) zu G4 (undifferenziert). Je höher sie ausfällt, desto weniger ähneln die Tumorzellen normalen Magenzellen und desto aggressiver wächst wahrscheinlich der Tumor.

Ärzte beurteilen die Bösartigkeit eines Tumors aber nicht nur nach dem Aussehen der Gewebeprobe unter dem Mikroskop. Sie achten auch darauf, wie der Tumor geformt ist und in welcher Weise er sich im Magen ausbreitet. Dies lässt sich oft schon bei der Magenspiegelung erkennen. In der sogenannten Laurén-Klassifikation unterscheidet man drei Typen:

  • Intestinaler Typ: Das Gewebe ist normalem Magengewebe noch vergleichsweise ähnlich, es enthält zum Beispiel noch viele Drüsenzellen. Solche Tumoren sind oft kompakt und gut begrenzt. Daher lassen sie sich chirurgisch leichter entfernen.
  • Diffuser Typ: Das Gewebe weicht vom Aussehen und von der Art der enthaltenen Zellen stärker von normalem Gewebe ab. Hier können sich viele kleine Tumorherde über die gesamte Magenwand ausbreiten, was eine Operation schwieriger macht.
  • Mischtyp: Liegt eine Mischung aus den beiden ersten Typen vor? Dann orientieren sich Ärzte bei der Behandlung eher am diffusen Typ.

Das Wachstumsverhalten hat Einfluss auf den Umfang einer Operation: Beim diffusen Typ entfernen Ärzte vorsorglich mehr Gewebe um den sichtbaren Tumor herum, um mögliche kleine Herde nicht zu übersehen.

Magenkrebs oder Speiseröhrenkrebs? Oder ein anderer Tumor?

Die Ausbreitung des Tumors ist noch aus einem weiteren Grund von Bedeutung: Liegt ein Tumor am Übergang zwischen Magen und Speiseröhre, dann wird er als Adenokarzinom des ösophagogastralen Übergangs, auch AEG-Tumor, bezeichnet.
Wie werden Patienten mit einer solchen Erkrankung behandelt - nach den Vorgaben für Speiseröhrenkrebs, oder nach den Vorgaben für Magenkrebs? Fachleute folgen zurzeit folgender Einteilung, auch wenn die Behandlung in dieser Situation auf jeden Fall individuell geplant werden muss:

  • Liegt der Hauptteil des Tumors im Magen und mehr als zwei Zentimeter entfernt vom Übergang zwischen Magen und Speiseröhre, dann wird er als Magenkarzinom angesehen.
  • Liegt das Zentrum des Tumors dagegen direkt am Übergang oder sogar oberhalb, dann wird dieser zu den Speiseröhrenkarzinomen gerechnet.

Es gibt weitere Tumorerkrankungen des Magens, die keine Magenkarzinome im engeren Sinn sind, und die dementsprechend auch anders behandelt werden:

  • Dazu gehören Weichteilsarkome, die vom Bindegewebe oder von der Muskulatur des Magens ausgehen.
  • Sogenannte MALT-Lymphome gehen von Immunzellen aus. Sie können im ganzen Körper und damit auch im Magen entstehen, mehr dazu unter "Lymphome bei Erwachsenen".

Sie haben Fragen zu einer Krebserkrankung des Magens, sind sich aber mit der richtigen Zuordnung zu einer speziellen Tumorart nicht sicher? Am Telefon oder per E-Mail sind wir für Sie da.

Das TNM-System: Wie weit hat sich der Tumor ausgebreitet?

Was bedeutet TNM?

T – Tumor
N – Lymphknoten (-befall)
M – Metastasen

Magenkrebs entsteht zunächst in der innersten Schicht der Magenwand, der Magenschleimhaut. Später kann ein Tumor aber in weiter außen liegende Schichten einwachsen: in das Bindegewebe, die Muskelschicht oder in das Bauchfell, das den Magen umgibt, selbst benachbarte Organe können befallen sein (siehe auch "Magenkrebs: Anatomie, Entstehung, Häufigkeit").

Mithilfe des sogenannten TNM-Systems lässt sich diese Ausbreitung eines Tumors im Körper international einheitlich beschreiben, auch bei Magenkrebs. Die TNM-Angaben sind zwar erst nach einer Operation vollständig möglich. Eine Einschätzung können Ärzte aber schon anhand der Ergebnisse der Voruntersuchungen vornehmen.

"T" steht dabei für Tumor. Die Ziffern 1 bis 4 dahinter beschreiben, wie weit der Krebs in die Magenwand eingewachsen ist oder ob er sich schon darüber hinaus ausgebreitet hat. Ohne Ziffer, nur mit einem Buchstaben-Zusatz, wird eine frühe Krebsform beschrieben: Ist ein Tumor noch auf die oberste Schicht der Magenschleimhaut begrenzt, dann spricht man auch von einem Tumor "in situ", abgekürzt Tis.

Das "N" steht für Lymphknoten (lateinisch: Nodus = Knoten). Viele Tumoren, darunter auch Magenkrebs, streuen meist zuerst in die Lymphbahnen und -knoten, die das Organ umgeben. Die Ziffern eins bis drei beschreiben hier, wie viele Lymphknoten befallen sind. N0 bedeutet, dass keine Tumorzellen in den umliegenden Lymphknoten gefunden wurden, bei N1 sind es bis zu zwei, bei N2 bis zu sechs befallene Lymphknoten. N3 bedeutet, dass mehr als sechs Lymphknoten befallen sind.

Mit dem Buchstaben "M" beschreiben Ärzte, ob Metastasen in entfernten Organen wie der Leber vorhanden sind (M1) oder nicht (M0).

TNM-Einteilung vor und nach einer Operation möglich

Steht vor der TNM-Einteilung ein "c", so bedeutet dies, dass es sich um das Ergebnis der Voruntersuchungen handelt (c steht für das englische "clinical").

Diese Einstufung kann sich nach einer Operation noch ändern: Oft wird erst während der Operation oder durch die feingewebliche Untersuchung des entfernten Gewebes die genaue Ausbreitung des Tumors deutlich. Deshalb kennzeichnen die behandelnden Ärzte  den Befund nach dem Eingriff mit einem "p" für pathologisch oder postoperativ.

  • pT2N1M0 wäre also zum Beispiel ein Magentumor, bei dem nach der Operation klar ist: Er war bereits in die Muskelschicht des Magens eingewachsen und hat in ein oder zwei umliegende Lymphknoten gestreut. Die Ärzte konnten aber keine Metastasen in anderen Organen entdecken.

Die Angabe "R", die erst nach der Operation angegeben werden kann, steht für Residualtumor oder Tumorrest. R0 bedeutet, dass der Tumor vollständig entfernt wurde. Bei R1 haben sich bei der mikroskopischen Untersuchung Tumorzellen am Rand des entnommenen Gewebes gefunden. Das bedeutet, dass der Tumor nicht vollständig "im Gesunden" entfernt wurde und dass eventuell bösartige Zellen im Körper zurückgeblieben sind. Die Angabe R2 bedeutet, dass die Ärzte den Tumor nicht vollständig entfernen konnten und mit bloßem Auge sichtbare Reste zurückgeblieben sind.

Wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist, beschreiben Fachleute anhand einer Stadieneinteilung, englisch oft auch als "staging" bezeichnet. Diese Einteilung der Krankheitsstadien ist etwas anderes als das TNM-System. Sie baut darauf auf, man darf sie aber nicht mit den TNM-Angaben verwechseln. Entwickelt wurde das aktuell gültige System von der Internationalen Union gegen den Krebs (Union Internationale Contre le Cancer, UICC, www.uicc.org).

Vor dem Beginn der Behandlung teilen die Ärzte anhand der Untersuchungsbefunde das Krankheitsstadium vorläufig ein. Als Grundlage dient ihnen dabei die klinische TNM-Einstufung. Bei Patientinnen und Patienten, die nicht operiert werden, erfolgt die weitere Behandlungsplanung auf dieser Basis.

Bei Patientinnen und Patienten, die an Magenkrebs operiert werden können, erfolgt nach der aus-führlichen Gewebeuntersuchung dagegen eine erneute Festlegung des Krankheitsstadiums. Achtung: Diese kann sich von der ursprünglichen Einschätzung unterscheiden. Da die Stadien vor und nach der Operation zudem zwar ähnlich, aber nicht völlig gleich beschrieben werden, kann selbst die gleiche TNM-Einstufung zu einem anderen Stadium führen.

Die Stadieneinteilung reicht bei der klinischen Einstufung von I bis IV, bei der Einteilung nach der Operation von 0 bis IV.

  • Stadium 0 ("Stadium null") bezeichnet dabei einen Tumor, der auf die oberste Schicht der Magenschleimhaut begrenzt und nicht in tiefere Schichten eingewachsen ist (Tis, "carcinoma in situ").
  • Bei den Stadien I bis III ("Stadien eins bis drei") ist der Tumor weiter in die Magenschleimhaut, die darunter liegenden Bindegewebs- und Muskelschichten, oder sogar über die Magenwand hinaus in benachbarte Gewebe eingewachsen.
    Das Stadium hängt aber nicht nur von der Tumorgröße ab, sondern auch davon, ob Lymphknoten befallen sind. Denn: Bei der Zuordnung zu den Stadien I bis III kommt es hauptsächlich auf das Rückfallrisiko an, das die Ärzte anhand der verschiedenen Kombinationen von T-Status und N-Status abschätzen.
    Daher kann ein vergleichsweise großer Tumor mit hohem T-Wert (T4a) noch dem Stadium II zugerechnet werden, wenn der Patient keine befallenden Lymphknoten aufweist (N0). Dagegen kann ein Patient mit weniger fortgeschrittenem Tumor (T3) die Diagnose "Stadium III" erhalten, wenn bei ihm die Lymphknoten befallen sind (N2).
  • Als Stadium IV ("Stadium vier") wird unabhängig von der Tumorgröße oder der Zahl der befallenen Lymphknoten jede Magenkrebserkrankung als klassifiziert, wenn Fernmetastasen vorliegen. Das bedeutet, unabhängig von den Werten für T oder N führt jeder M-Wert größer Null (M1) zum Stadium IV. Beispiele dafür sind Absiedlungen in der Leber, oder ein Befall des Bauchfells ("Peritonealkarzinose").
    Vor einer Operation, also bei der klinischen Einstufung, gelten auch Tumoren als Stadium IV, die zwar noch keine Tochtergeschwülste gebildet haben, aber in benachbarte Organe wie beispielsweise Milz oder Bauchspeicheldrüse eingewachsen sind.

Welche Angaben stammen aus dem TNM-System? Wie kommt die Stadieneinteilung zustande? Welche weiteren Angaben gibt es in Arztbriefen? Mehr dazu bietet der Text "Arztbriefe, Krankenakte: Befunde und Abkürzungen verstehen".

Je nach Stadium der Erkrankung und den histologischen Eigenschaften des Tumors gibt es verschiedene Möglichkeiten, Patienten mit Magenkrebs zu behandeln. Sehr kleine, oberflächliche Tumoren können eventuell über ein Endoskop entfernt werden, das durch Mund und Speiseröhre in den Magen eingeführt wird. Der Eingriff unterscheidet sich damit nur wenig von der Magenspiegelung, wie sie auch zur Voruntersuchung eingesetzt wird.

Patienten mit größeren Tumoren müssen mit einer Operation rechnen. Je nach Größe und Ausbreitung entfernen Ärzte dabei entweder einen Teil des Magens oder den ganzen Magen. Wenn der Tumor in umliegende Gewebe eingewachsen ist, kann auch dieses in manchen Fällen mit entfernt werden. Je umfangreicher der Eingriff ausfällt, desto belastender ist er allerdings auch. Oft empfehlen Ärzte zusätzlich eine Chemotherapie, die vor der Operation begonnen und nach der Operation fortgesetzt wird. Sie soll den Tumor vor dem Eingriff verkleinern und danach eventuell im Körper verbleibende Tumorzellen vernichten und so das Risiko für einen Rückfall senken.

Ist eine Operation nicht möglich, versuchen die Ärzte, zumindest das Tumorwachstum zu bremsen. Dazu kommt eine Chemotherapie infrage, die bei manchen Betroffenen mit zielgerichteten Medikamenten kombiniert wird. Eine Strahlentherapie wird zur Behandlung von Magenkrebspatienten nur selten eingesetzt, da Magenkrebszellen meist nur wenig auf Strahlen reagieren. Falls eine Bestrahlung vorgesehen ist, wird sie üblicherweise mit einer Chemotherapie kombiniert, um ihre Wirkung zu verstärken.

Erfolgsaussichten einer Behandlung

Eine dauerhafte Heilung ist für Magenkrebspatienten nur möglich, wenn ihr Tumor vollständig entfernt werden kann. Die besten Chancen bestehen bei Patienten mit in-situ-Karzinomen oder kleinen Tumoren im Stadium T1 oder T2, wenn keine Lymphknoten befallen sind und der Tumor nicht metastasiert hat. Auch örtlich weiter fortgeschrittene, größere Tumoren können oft vollständig entfernt werden. Das Risiko, dass es dann im späteren Verlauf zu einem Rückfall kommt, ist aber größer als nach der Entfernung kleiner Karzinome.

Bilden sich Metastasen in anderen Körperregionen, können betroffene Patienten zwar nicht mit einer Heilung rechnen. Die Linderung von Beschwerden ist jedoch fast immer möglich, und mit einer Chemotherapie und sogenannten zielgerichteten Medikamenten lässt sich das Tumorwachstum oft einige Zeit lang bremsen. Die individuelle Therapie richtet sich in dieser Situation nach den Symptomen und dem Allgemeinzustand des Patienten.

Ausführliche Informationen zu den Behandlungsmöglichkeiten bei Magenkrebs hat der Krebsinformationsdienst im Kapitel "Magenkrebs – Welche Behandlungsverfahren stehen zur Verfügung?" zusammengestellt.



Quellen zum Weiterlesen (Auswahl)

Einen Überblick über Diagnostik und Behandlungsplanung bietet  die S3-Leitlinie "Magenkarzinom - Diagnostik und Therapie der Adenokarzinome des Magens und ösophagogastralen Übergangs" www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/032-009OL.html, herausgegeben  im "Leitlinienprogramm Onkologie" der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebshilfe. Federführende Fachgesellschaft war die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Eine allgemein verständliche Version finden Interessierte auf den Internetseiten des "Leitlinienprogramms Onkologie" unter dem Stichwort "Patientenleitlinien" (www.leitlinienprogramm-onkologie.de/patientenleitlinien/magenkrebs).

Für das Staging von Magenkarzinomen ist die "TNM: Classification of Malignant Tumours" relevant: abrufbar unter www.uicc.org/resources/tnm.

Erstellt: 17.01.2017

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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