Endometriumkarzinom: Risikofaktoren, Vorbeugung und Früherkennung
- Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung eines Endometriumkarzinoms begünstigen.
- Besonders wenn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen längerfristig auf den Körper einwirkt, erhöht sich das Risiko für ein Endometriumkarzinom.
- Gezielte Früherkennungsmaßnahmen für Gebärmutterkörperkrebs wie etwa ein Screening gibt es nicht.
Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.
Risikofaktoren für ein Endometriumkarzinom
Wer in seinem Leben einmal an einem Endometriumkarzinom erkranken wird und wer nicht, können Fachleute nicht vorhersagen. In der Medizin sind jedoch Faktoren bekannt, die statistisch betrachtet das Risiko einer Erkrankung erhöhen.
Risikofaktoren für ein Endometriumkarzinom vom Typ I sind:
- Hormontherapien, die nur Östrogen enthalten
- Übergewicht und Bewegungsmangel
- Stoffwechselstörungen wie beispielsweise die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
- höheres Alter
- bestimmte erbliche Veranlagungen
- Gebärmutterkörper- und/oder Darmkrebs bei einem nahen Verwandten, beispielsweise einem Elternteil
- eine Antihormontherapie mit Tamoxifen (abhängig von der Einnahmedauer)
- abnormes Wachstum veränderter Zellen der Gebärmutterschleimhaut (atypische Endometriumhyperplasie)
Besonders wenn das weibliche Geschlechtshormon Östrogen längerfristig und in erhöhter Menge auf den Körper einwirkt, erhöht sich das Risiko für ein Endometriumkarzinom vom Typ I. Das kann der Fall sein, wenn Frauen Hormontherapien einnehmen, die nur Östrogen enthalten, oder wenn sie Übergewicht haben. Denn auch Fettgewebe bildet körpereigenes Östrogen.
Endometriumkarzinome vom Typ-II werden in der Regel durch keine dieser typischen Risikofaktoren hervorgerufen. Sie sind östrogenunabhängig und entstehen, wenn sich die Gebärmutterschleimhaut zurückgebildet hat oder innerhalb von Wucherungen des Endometriums, sogenannten Endometriumpolypen.
Hormone
Östrogen: Weibliches Geschlechtshormon, das Frauen in den Eierstöcken und im Fettgewebe produzieren. Es regt die Zellen der Gebärmutterschleimhaut an, sich zu vermehren.
Gestagen: Weibliches Geschlechtshormon, das das vom Östrogen ausgelöste Wachstum der Gebärmutterschleimhaut hemmt.
Jede Frau produziert körpereigen das weibliche Geschlechtshormon Östrogen in den Eierstöcken und im Fettgewebe. Da übergewichtige Frauen mehr Fettgewebe haben, produzieren sie vermehrt Östrogen. Aber auch durch eine Hormontherapie kann Östrogen zusätzlich in den Körper gelangen.
Wenn Östrogen in erhöhter Menge und langfristig auf die Gebärmutterschleimhaut einwirkt, besteht das Risiko für ein Endometriumkarzinom vom Typ I.
Wichtig zu wissen: Die Auswirkung der Hormontherapie auf das Krebsrisiko hängt von der Art und der Dauer ab. Vor allem die alleinige Gabe von Östrogen ohne Gestagen kann Gebärmutterkörperkrebs begünstigen, mehr dazu im Text Krebserregende Arzneimittel? Verdacht und Risiko.
Ein Endometriumkarzinom, das durch eine Tamoxifen-Therapie entsteht, wirkt sich nicht negativ auf die Prognose der Patientinnen aus.
Sonderfall Tamoxifen: Der Wirkstoff Tamoxifen hemmt im Brustgewebe den Wachstumsreiz des Östrogens. In der Gebärmutterschleimhaut hingegen wirkt er wie Östrogen und fördert dort das Zellwachstum. Dies erhöht das Risiko für ein Endometriumkarzinom vom Typ I. Wenn etwa 89 Brustkrebspatientinnen 10 Jahre lang Tamoxifen einnehmen, tritt bei einer von ihnen Gebärmutterkörperkrebs auf.
Übergewicht und Diabetes
Der Körper bildet Östrogene nach den Wechseljahren hauptsächlich im Fettgewebe. Deshalb steigt das Risiko für ein Endometriumkarzinom besonders für Frauen mit Übergewicht – und das linear: Je übergewichtiger man ist, desto höher das Risiko.
Neben Fettleibigkeit (Adipositas) stellt auch die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) einen Risikofaktor dar.
Höheres Alter
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für ein Endometriumkarzinom. Die meisten Frauen erhalten die Diagnose erst nach den Wechseljahren. Bei jüngeren Frauen ist Gebärmutterkörperkrebs zwar seltener, aber nicht ausgeschlossen.
Hintergrund: Teilen sich Zellen im Körper, kann es zu Schäden am Erbmaterial oder zu Fehlern beim Ablesen der Erbinformation kommen. Viele werden repariert oder die Zelle stirbt ab. Teilt sich eine Zelle jedoch trotz Schaden, kann Krebs entstehen. Je länger ein Mensch lebt, desto wahrscheinlicher treten bleibende Fehler im Erbgut auf. Deshalb steigt mit zunehmendem Lebensalter das Risiko, an Krebs zu erkranken. Mehr dazu unter Wie entsteht Krebs?.
Erbliche Veranlagungen für ein Endometriumkarzinom
Etwa 5 von 100 Endometriumkarzinomen gehen auf eine erbliche Veranlagung zurück. Diese beruht auf genetischen Veränderungen, die von den Eltern geerbt werden können. Solche Genveränderungen können Grundlage für ein erblich bedingtes Syndrom sein, das mit einem erhöhten Risiko für eine Krebserkrankung einhergeht. Für Gebärmutterkörperkrebs sind zwei Tumor-Syndrome bekannt:
- Lynch-Syndrom: Auf diesem Syndrom beruhen die meisten erblichen Endometriumkarzinome.
- Cowden-Syndrom: Dieses Tumorsyndrom ist deutlich seltener als das Lynch-Syndrom.
Frauen, die eine solche genetische Veranlagung tragen, erkranken im Durchschnitt 10 Jahre früher an einem Endometriumkarzinom.
Tumor-Syndrom: Dauerhaftes Krankheitsbild, das auf genetischen Veränderungen beruht und mit einem deutlich erhöhten Risiko für die Entstehung bestimmter Krebsarten einhergeht
Wichtig zu wissen: Betroffene mit einem Tumor-Syndrom haben auch ein erhöhtes Risiko an anderen Krebsarten zu erkranken – darunter Darmkrebs, Eierstockkrebs und Nierenbeckenkrebs.
- Mehr zum Thema finden Sie im Abschnitt "Vererbung: Welches Risiko bergen die Gene?" im Text zu Darmkrebs: Risikofaktoren und Vorbeugung.
Unabhängig von einem Tumor-Syndrom kann das Risiko für Gebärmutterkörperkrebs steigen, wenn Endometriumkarzinome in der Familie gehäuft auftreten, ohne dass ein erbliches Risiko bekannt ist: Beispielsweise wenn eine Verwandte ersten Grades – wie etwa die Mutter – erkrankt ist.
Endometriumhyperplasie – mögliche Vorstufe von Gebärmutterkörperkrebs
Ist die Gebärmutterschleimhaut dicker als üblich, bezeichnen Fachleute dies als Endometriumhyperplasie. Sie entsteht, wenn die Schleimhautzellen verstärkt wachsen und stellt noch keine ernsthafte Gesundheitsgefährdung für die betroffenen Frauen dar.
Wenn die Zellen jedoch nicht nur vermehrt wuchern, sondern auch in ihrem Aufbau auffällig – atypisch – verändert sind, kann dies eine Vorstufe eines Endometriumkarzinoms sein. Eine solche atypische Endometriumhyperplasie erhöht das Risiko für Gebärmutterkörperkrebs.
Trotz gesunder Lebensweise betroffen?
Auch wenn eine Frau alle beeinflussbaren Risikofaktoren meidet, lässt sich Gebärmutterkörperkrebs nicht sicher verhindern. Aussagen zu Risikofaktoren beruhen auf Studien an großen Bevölkerungsgruppen – also auf statistischen Wahrscheinlichkeiten. Einzelschicksale lassen sich daraus nicht ableiten. Selbst Menschen, die sehr gesund leben und keine Vorerkrankungen haben, können an einem Tumor erkranken – "Fehler" im genetischen Code entstehen oft rein zufällig.
Die Diagnose Endometriumkarzinom bedeutet also nicht, etwas falsch gemacht oder gar selbst schuld an der Erkrankung zu sein.
Vorbeugung von Gebärmutterkörperkrebs
Neben den Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Endometriumkarzinoms begünstigen, gibt es auch Faktoren, die der Krebserkrankung vorbeugen können.
Folgende Faktoren können das Risiko für die Entstehung von Gebärmutterkörperkrebs senken:
- regelmäßige körperliche Aktivität, die dazu beiträgt, das Körpergewicht zu reduzieren
- eine Hormonersatztherapie, bei der Östrogen und Gestagen gemeinsam, täglich und dauerhaft genommen werden
- Verhütungsspiralen mit Kupfer oder dem Hormon Levonorgestrel
- die Anti-Baby-Pille, da diese meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen ist
- spätes Alter bei der Geburt des letzten Kindes
Einige dieser schützenden Faktoren sind nicht unbedingt beeinflussbar, andere kommen nicht für jede Frau infrage. Dennoch ist es möglich vor allem durch Bewegung und Sport das Risiko für ein Endometriumkarzinom zu senken. Regelmäßige körperliche Aktivität trägt zu Normalgewicht bei, wodurch sich das Fettgewebe reduziert, in dem auch Östrogen gebildet wird.
Früherkennung eines Endometriumkarzinoms
Es gibt kein Angebot zur Früherkennung von Endometriumkarzinomen in Deutschland. Denn: Es gibt keine einzelne Untersuchung, die bei symptomlosen Frauen eindeutig auf Gebärmutterkörperkrebs hinweist.
Beispiel: Ein transvaginaler Ultraschall zeigt zwar eine verdickte Schleimhaut, dies ist ohne weitere Symptome jedoch viel zu ungenau. Daher ist er als Reihenuntersuchung (Screening) ungeeignet.
Die Früherkennung beim der Frauenärztin oder dem Frauenarzt zielt vor allem auf Gebärmutterhalskrebs ab.
Wichtig zu wissen: Endometriumkarzinome fallen häufig bereits durch Frühsymptome auf. Da es kein gezieltes Screening gibt, ist es umso wichtiger, bei Beschwerden zur Frauenärztin oder zum Frauenarzt zu gehen.
Was gilt für Frauen, die wissen, dass sie ein erhöhtes Risiko für Gebärmutterkörperkrebs haben? Auch für diese Frauen ist kein Screening vorgesehen. Betroffene, bei denen eine erbliche Veranlagung vorliegt, können jedoch mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt besprechen, ob ab dem 30. bis 35. Lebensjahr spezielle Untersuchungen wie etwa ein transvaginaler Ultraschall oder eine Endometriumbiopsie sinnvoll sind.
Quellen und Links für Interessierte und Fachkreise
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Quellen und weiterführende Informationen
Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links, zum Beispiel zur S3-Leitlinie, sind in der Übersicht zum Thema Gebärmutterkörperkrebs aufgeführt.
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Erstellt: 18.01.2023
Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.
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