Umweltgifte

Umweltgifte – Schadstoffe in Lebensmitteln, Haushalt, Arbeit und Umwelt

Krebsrisiko durch Chemikalien? Wie beeinflussen sie die Tumorentstehung?

Letzte Aktualisierung: 25.01.2018

Die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen kann die menschliche Gesundheit beeinträchtigen. Einige Stoffe wirken sich möglicherweise sogar auf das Krebsrisiko aus. Wie gefährlich sind Umweltgifte für uns? Im Vergleich zu "hausgemachten" und lebensstilabhängigen Risiken halten die meisten Experten den Einfluss von Giften in der Umwelt für eher gering.

Das Problem: Den eigenen Lebensstil kann man beeinflussen. Umweltrisiken kann man jedoch nur bedingt durch eigenes Verhalten aus dem Weg gehen.

Daher ist die Politik gefragt: Zum Schutz der menschlichen Gesundheit - und auch der Umwelt - existiert eine Vielzahl von Regelungen, in jüngerer Zeit meist sogar auf EU-Ebene.

Was man auch wissen sollte: Insgesamt ist die Umweltbelastung seit den 80er Jahren zumindest in Deutschland kontinuierlich gesunken. Auch Verbraucherprodukte wie Lebensmittel, Kosmetika und vieles andere werden streng kontrolliert.
Zum Thema Umweltgifte und Krebs hat der Krebsinformationsdienst Informationen, Linktipps und Quellen zum Weiterlesen zusammengestellt.

Wie viele Menschen erkranken durch Umweltgifte an Krebs? Dazu gibt es nur Schätzungen. Hier ein Beispiel: Anlässlich einer Konferenz im Jahr 2011 schätzte die Weltgesundheitsorganisation WHO den Anteil der umweltbedingten Krebserkrankungen weltweit auf knapp ein Fünftel. Diese Aussage bezieht aber vor allem die oft dramatischen Umweltbelastung in Ländern der Dritten Welt mit ein. Sie lässt sich nicht automatisch auf die Situation hierzulande übertragen. 

Zumindest für viele westliche Länder wie Deutschland gilt: Vermutlich spielen Umweltgifte eine geringe Rolle als Krebsrisiko. Bei vielen Tumoren sehen Fachleute die Ursache heute eher in einer Mischung aus Lebensstil oder persönlichen Risiken. Was viele Menschen nicht wissen: Krebs entsteht oft auch ohne äußerlich erkennbare Ursache, als Folge der kaum vermeidbaren genetischen "Unfälle" und vielen kleinen Schäden bei jeder Zellteilung, die mit steigendem Lebensalter einfach wahrscheinlicher werden.

Das bedeutet konkret: Bei den meisten Krebspatienten lässt sich im Nachhinein nicht nachweisen, ob externe Risikofaktoren bei ihnen eine Rolle gespielt haben oder nicht.

Es gibt jedoch Ausnahmen. Sie betreffen in der Regel nicht pauschal alle Menschen, die in Deutschland leben, sondern bestimmte Gruppen.  Ein Beispiel sind Risiken in bestimmten Berufen: So sahen beispielsweise die Autoren des Europäischen Kodex gegen den Krebs Risiken nicht nur beim Lebensstil, etwa beim Rauchen oder in der Ernährung. Sie weisen auch auf Gefahren am Arbeitsplatz hin:

  • Fehlen Sicherheitsvorkehrungen, oder werden sie im Arbeitsalltag nicht eingehalten, können Arbeitnehmer gefährdet sein.

Umweltgifte - immer auch ein Krebsrisiko?

Experten unterscheiden zwischen Schadstoffen, die so weit verbreitet sind, dass sie jeden treffen, und Schadstoffen, die nur in bestimmten Regionen auftreten, zum Beispiel in der Nähe von Industrieanlagen.
Krebs ist trotzdem nicht zwangsläufig ein Thema:
So verstärkt zum Beispiel eine stark mit Schadstoffen belastete Luft die Neigung zu Allergien. Sie wird gefährlich für Menschen, die schon eine Lungenerkrankung oder Herz-Kreislauf-Probleme haben. Ein Zusammenhang mit Krebs ist möglich, aber im Vergleich zu anderen Risikofaktoren eher schwach. 

Zumindest für Deutschland gilt: Eine Umweltbelastung kann immer auch ein Gesundheitsrisiko sein. Unter dem Strich ist das Risiko für Krebs aber insgesamt geringer als das für andere Erkrankungen.

  • Trotzdem wird weiter intensiv daran geforscht, ob und wie Umweltbelastungen auch zu Krebs führen können.
Historisches Krebsrisiko: Kochen über offenem Feuer © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Historisches Krebsrisiko: Kochen über offenem Feuer © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Umweltgifte sind jedoch keineswegs etwas Neues, sie gibt es schon länger als die Industrialisierung: Bereits für das Altertum gibt es aus archäologischen Grabungen Nachweise für ernst zu nehmende Umweltbelastungen mit Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit.

Typisch sind solche Funde zum Beispiel in Gegenden, in denen in großem Umfang Erze verhüttet und Metall bearbeitet wurden. Historische, aber aus heutiger Sicht noch aktuelle Beschreibungen von Krebsrisikofaktoren beziehen sich auf die Folgen der Industrialisierung im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Einen Höhepunkt in der öffentlichen Wahrnehmung erreichte die Umweltbelastung mit ihren Folgen für den Menschen und die Natur in den Industrieländern in den 70er und 80er Jahren. Auslöser waren in Deutschland zum Beispiel das Waldsterben, die Belastung von Gewässern mit ihren Folgen für das Trinkwasser und die Luftverschmutzung durch den zunehmenden Autoverkehr.

Seitdem ist der Eintrag von Giften und Schadstoffen in die Umwelt durch entsprechende Schutzmaßnahmen zumindest in West- und Mitteleuropa nachweislich in vielen Bereichen deutlich zurückgegangen. Neue Risiken werden heute zudem schneller erkannt.

Rahmenbedingungen für den Umweltschutz: Politik, Gesellschaft, Kultur

Der Schutz der Umwelt und damit auch der Gesundheit ist jedoch immer abhängig von seiner technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit. So sieht die Situation heute in Deutschland beispielsweise ganz anders aus als in industriellen Schwellenländern oder Ländern der Dritten Welt. Dort wird der Schutz der Bevölkerung vor Umweltgiften häufig als nicht bezahlbar angesehen. Die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen wirken sich aber unmittelbar auf den Schutz vor Risiken aus, bis hin zur Zulassung oder zum Verbot gefährlicher Substanzen.

Auch Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur müssen berücksichtigt werden: Probleme bereiten weltweit alle Ballungsräume. Immer mehr Menschen leben und arbeiten in Städten. Viele Maßnahmen zum Schutz der Umwelt werden allein durch das Bevölkerungswachstum in den Metropolen regelrecht "aufgefressen".

Hinzu kommen gesellschaftliche und kulturelle Unterschiede: In Deutschland gilt beispielsweise der sogenannte "vorbeugende Verbraucherschutz" als Grundlage. Er ermöglicht Beschränkungen und Grenzwerte schon dann, wenn ein Stoff als möglicherweise gefährlich gilt. In anderen Ländern muss ein Stoff erst definitiv als krebserregend oder anderweitig gefährlich anerkannt sein, um verboten zu werden.

Heute gibt es in Deutschland kaum noch einen Vorgang auf Bundes- oder Landesebene, auf der Ebene der Städte und Gemeinden, bei dem mögliche Belastungen für Umwelt und Gesundheit nicht berücksichtigt würden.
Für viele Vorgaben ist aber auch die Gesetzgebung auf EU-Ebene die Grundlage. Geht es um Importe, spielen auch Regelungen in Handelsabkommen und ähnlichen Verträgen eine Rolle.

Welche Institutionen in Deutschland sind zuständig?

Umwelt: Die Zuständigkeiten für Umweltschutz an sich liegen auf Bundesebene beim Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, und beim nachgeordneten Umweltbundesamt (www.umweltbundesamt.de), auf Landesebene bei den zuständigen Ministerien und den zugehörigen Ämtern und Behörden.

Umwelt und Strahlung: Für die Messung der Umweltradioaktivität ist das Bundesamt für Strahlenschutz zuständig, mit dem Integrierten Mess- und Informationssystem IMIS. Bewertet wird auch die Belastung von Lebensmitteln mit radioaktiven Isotopen, mehr unter www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/lebensmittel/lebensmittel_node.html.

Verbraucherschutz, Risikobewertung: Im weiteren Sinn gehört auch die Überwachung von Schadstoffen in Verbraucherprodukten zu diesem Themenbereich. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist dafür auf Bundesebene zuständig, mehr unter www.bfr.bund.de. Das BfR gehört zum Geschäftsbereich des Bundesministerums für Ernährung und Landwirtschaft.

Verbraucherschutz, Lebensmittel: Ebenfalls zu diesem Ministerium gehört das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, www.bvl.bund.de.

Lebensmittelwissen: Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) wurde 2017 eingerichtet. Ziel ist die Vermittlung neutraler und wissenschaftlicher Information, auch zu Risiken, mehr unter www.bzfe.de/.

Die Zuständigkeiten für die Überwachung der Schadstoffbelastung von Boden, Luft, Wasser, Verbraucherprodukten und Lebensmittel überschneiden sich häufig. Daher arbeiten die genannten Ämter und Behörden auf Bundes- und Landesebene an vielen Themen gemeinsam.

Wie werden Umweltrisiken erfasst?

Ein Beispiel für entsprechende Projekte bietet das bundesweite Mess- und Erfassungssystem für Umweltdaten. Die Ergebnisse sind heute für jedermann offen einsehbar, an zentralen Stellen in Städten und Gemeinden über entsprechende Informationsaushänge – heute allerdings meist als elektronische Anzeigetafel.

Einen Einstieg in das Thema der zentralen Erfassung bietet das Umweltbundesamt unter www.umweltbundesamt.de/daten/luftbelastung/aktuelle-luftdaten für aktuelle Luftmesswerte und www.umweltbundesamt.de/daten zum Beispiel für Boden- oder Gewässerdaten. Hier sind auch Feinstäube und andere Substanzen aufgeführt, die im Zusammenhang mit einer Krebsbelastung diskutiert werden.

Kann Deutschland allein bestimmen?

Wichtige Fragen werden heute auch auf EU-Ebene entschieden. Dies ist einerseits wichtig, weil Umweltrisiken nicht an den nationalen Grenzen enden. Andererseits ist die grundsätzliche Haltung gegenüber möglichen Risiken nicht in allen Staaten gleich.

Bewertung schwierig: Aktuelles Beispiel Glyphosat

Dass krebserregende Substanzen in die Umwelt gelangt sind, ist allein kein Beweis für eine Gesundheitsgefährdung: Bekannt muss außerdem sein, wer damit in welchem Umfang wirklich in Kontakt kommt, und für wie lange. Eine Rolle spielt außerdem, wie der Mensch solche Substanzen in seinem Stoffwechsel tatsächlich verarbeitet.
Dafür sind Laborstudien notwendig, auch Tierversuche.

Doch häufig haben Forscher nur sogenannte epidemiologische Daten: Sie stammen aus der Beobachtung von Bevölkerungsgruppen. Sie zeigen statistische Zusammenhänge auf. Anders als Laborstudien können sie echte Zusammenhänge und eine Ursache-Wirkung-Beziehung nicht belegen.

Hinzu kommt: Dass eine Substanz krebserregend sein kann, ist noch kein Beleg dafür, dass sie sich in der Praxis auch tatsächlich so auswirkt. Andererseits können selbst einzeln noch harmlose Substanzen im Zusammenspiel mit anderen Stoffen gefährlich werden. 

Ein Beispiel bietet die seit einigen Jahren anhaltende Diskussion um das Herbizid Glyphosat:

Vor diesem Hintergrund konnten sich die EU-Mitgliedsstaaten zunächst nicht einigen, ob die Zulassung für Glyphosat auslaufen oder verlängert werden sollte.

  • Im Juni 2016 entschied die EU-Kommission, dass Glyphosat für weitere 18 Monate verwendet werden darf. In dieser Zeit sollte das Krebsrisiko erneut beurteilt werden (in englischer Sprache: http://europa.eu/rapid/press-release_MEMO-16-2012_de.htm).
  • Im März 2017 legte die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) das geforderte Gutachten zur Bewertung von Glyphosat vor. Darin stuft sie Glyphosat für den Menschen als nicht krebserregend, nicht erbgutschädigend und nicht fortpflanzungsgefährdend ein.
  • Aber: Der Kontakt mit den Augen verursacht schwere Schäden. Außerdem gefährdet das Herbizid Wasserorganismen, also Pflanzen und Tiere, die in Flüssen, Bächen und Seen leben, in die das Pflanzenschutzmittel mit Regen oder Grundwasser von Äckern hineingespült werden kann (mehr beim BfR, mit Link zum Original: www.bfr.bund.de/cm/343/echa-klassifiziert-glyphosat-als-nicht-krebserregend-nicht-mutagen-und-nicht-reproduktionstoxisch.pdf).

Im November 2017 verlängerten die EU-Staaten die Zulassung für Glyphosat um weitere fünf Jahre.

Die politische wie die gesellschaftliche Diskussion geht also weiter.

Fachleute gehen heute davon aus: Zwischen Luftverschmutzung und Krebs besteht ein direkter Zusammenhang. In einer Publikation von 2018 listen Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums zum Beispiel Feinstaub als einen wichtigen Krebsrisikofaktor auf. Weltweit betrachtet tragen Abgase und Verbrennungsrückstände jeder Art sowie auch Feinstaubpartikel aus anderen Quellen zum Krebsrisiko bei. 

Die Luftbelastung ist allerdings von Land zu Land verschieden: In Entwicklungsländern kann das Kochen über offenem Feuer ein Risiko darstellen. In anderen Ländern machen die zunehmende Industrialisierung und der wachsende Verkehr ohne gleichzeitige Umweltschutzmaßnahmen Probleme, als derzeit wichtigstes Beispiel gilt China. Wieder anderen Ländern mangelt es an "sauberen" Energiequellen - so dient zum Beispiel in vielen Ländern Kohle als Hauptressource zur Stromgewinnung. In vielen Industrieländern geht die Belastung aufgrund von strengen Regelungen dagegen stark zurück.

Es gibt jedoch auch die "hausgemachte" Luftverschmutzung: durch das Rauchen, beim Grillen, beim eigenen Kamin oder Kaminofen. Kommen bei einem Menschen alle diese Risiken gleichzeitig vor, lässt sich der Einfluss der tatsächlichen Umweltbelastung nur schwer berechnen.

Wie sieht es in Deutschland aus?
Zur Berechnung der Luftverschmutzung werden heute im Rahmen der bundesweiten Messung bestimmte Leitsubstanzen regelmässig geprüft.

Dazu gehören Staub und Feinstäube, Ozon, Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid und Stickstoffdioxid. Quellen dieser Belastung sind der Straßenverkehr, also Autoabgase und Abrieb von Reifen und Straßenbelag, und die Emissionen aus privaten Heizungen, der Industrie sowie die Abluft der Energie- und Stromerzeuger.

Bei den Energieerzeugern hängt die Belastung zudem davon ab, welche Rohstoffe in den Kraftwerken genutzt werden: Kohle, Erdgas oder Öl? Oder Biomaterialen?
Als Quelle für Stäube gelten aber auch die Landwirtschaft und sogar mit dem Wind transportierter Saharasand.

Die Belastung der Luft mit diesen Stoffen soll wegen der nachgewiesenen Beeinflussung von Allergien, Asthma und anderen Lungenerkrankungen durch strenge Grenzwerte gesenkt werden.

Überwacht wird die Feinstaubbelastung. Andere kontrollierte Schadstoffe sind sogenannte polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, abgekürzt PAK. Sie entstehen bei fast allen Verbrennungsprozessen, vor allem beim Heizen und bei allen Verbrennungsmotoren, und können deshalb ebenfalls Luftschadstoffe sein. Sie können aber auch beim Backen, Braten oder Grillen entstehen und finden sich dann in Nahrungsmitteln, oder sie entwickeln sich bei diversen industriellen Prozessen und gelangen in Luft, Böden und Gewässer.    

Weitere Luftschadstoffe werden ebenfalls regelmäßig oder auch im Zusammenhang mit konkreten Fragestellungen erfasst. Dazu gehören beispielsweise Schwermetalle wie Blei oder Benzol und andere Stoffe, für die ebenfalls ein Krebsrisiko diskutiert wird.

Selbst auffallende störende Gerüche, die nicht krank machen, sind heute als Umweltbelastung eingestuft. Sie werden von den zuständigen Behörden nach Möglichkeit unterbunden.

Für den Schutz vor Luftbelastung am Arbeitsplatz gelten besondere Regelungen, je nach Berufszweig.

Wie ist die Forschungslage?

Inversionswetterlage im Winter © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Inversionswetterlage im Winter © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Studien zur aktuellen Belastung, aber auch zu den Auswirkungen von Luftschadstoffen werden kontinuierlich weiter geführt. Für Kehlkopfkrebs, eine Krebsart, bei der bereits entsprechende Ergebnisse vorliegen, ließ sich beispielsweise die Rolle berufsbedingter Risiken durch die Konzentration auf Krebs bei Nichtrauchern herausfiltern. Luftschadstoffe erhöhen außerdem das Risiko für Lungenkrebs und für Blasenkrebs.

Eine Zusammenfassung des Wissens zum Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Krebs bietet in englischer Sprache eine Fachpublikation der IARC von 2013: "Air Pollution and Cancer", als eBook zu laden unter www.iarc.fr/en/publications/books/sp161/index.php.

Nützen die Schutzmaßnahmen etwas, sind die Kontrollen erfolgreich? Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten hat sich die Luftqualität in Deutschland insgesamt sehr verbessert, trotz der immer wieder festgestellten Überschreitungen gesetzlicher Grenzwerte:

So geht laut Umweltbundesamt beispielsweise die Belastung mit Feinstäuben, die tief in die Lunge eindringen können, schon seit Jahren zurück: von knapp 1.900 Kilotonnen im Jahr 1990 auf 209 Kilotonnen im Jahr 2002  (eine Veröffentlichung des Umweltbundesamtes im PDF-Format unter www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3565.pdf).

Ein weiteres Beispiel ist eine Studie des Instituts für Arbeitsschutz der gesetzlichen Unfallversicherung zur Benzolbelastung zum Beispiel im Umfeld von Tankstellen. Sie belegt 2015, dass dank moderner Schutz- und Entlüftungssysteme die geltenden Grenzwerte sehr gut eingehalten werden können und sich das Risiko durch die krebserzeugende Substanz drastisch reduziert hat (frei zugängliche Kurzfassung eines Fachartikels in englischer Sprache).

Diesel- und Benzinabgase

Schutz vor Abgasen © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Diesel: Im Sommer 2012 stufte die Internationale Krebsforschungsagentur (IARC) Dieselabgase zwar als sicher krebserregend ein. Die Experten stützen ihre Bewertung aber auf Studien an Arbeitnehmern, die in Werkshallen, im Bergbau oder in anderen schlecht belüfteten Räumen hohen Konzentrationen von Dieselabgasen ausgesetzt sind.
Wie hoch der Beitrag zum Krebsrisiko durch den Straßenverkehr im normalen Alltag ist, bleibt weiter offen. 

Benzin: Zu den Emissionen von Benzinmotoren ist die Datenlage noch nicht ausreichend: Hier gilt ein Krebsrisiko zwar als möglich, aber nicht als sicher belegt (Quellen und Hintergründe dazu in englischsprachigen Informationen der IARC unter http://monographs.iarc.fr/ENG/Monographs/vol105/).

Ob die bisherigen Bemühungen bereits ausreichen, wird allerdings unterschiedlich gesehen. Experten aus der europäischen ESCAPE-Studie, die seit 2006 die Lungenkrebsrate mit Daten zur Luftverschmutzung in Verbindung setzte, gingen 2014 davon aus: Je geringer die Luftverschmutzung, desto niedriger das Lungenkrebsrisiko (mehr zur Studie in englischer Sprache unter www.escapeproject.eu/). 

Wasser

Was durch Landwirtschaft, Industrie, private Haushalte oder aus anderen Quellen in die Umwelt gelangt, findet sich häufig irgendwann auch im Oberflächen- oder Grundwasser wieder. Da dies auch die Quellen für die Trinkwassergewinnung sind, setzen Umweltschützer wie Behörden den Gewässerschutz ganz oben auf die Tagesordnung.
Die Trinkwasserqualität in Deutschland ist auch im internationalen Vergleich sehr gut – viele Verbraucherschützer meinen sogar, dass sie besser sei als die manches handelsüblichen Wassers in Flaschen.

Trinkwasser wird regelmäßig getestet - zum Beispiel auf den Nitrat- und Kupfergehalt hin, die beide mit dem Risiko für Magenkrebs in Verbindung gebracht werden. Oder auf Arsen. Dieser Stoff steigert das Risiko an Blasenkrebs zu erkranken. Verbraucher werden für gutes Wasser allerdings in Zukunft einen immer höheren Preis zahlen müssen. Das Umweltbundesamt warnt vor allem vor den Folgen der Überdüngung: Ein zu hoher Nitratgehalt macht die Aufbereitung in vielen Regionen immer teurer.

Probleme mit den Trinkwasser entstehen jedoch nicht selten erst im eigenen Haus oder der Wohnung: Wo alte Bleirohre vorhanden sind oder Kupferleitungen zu viele Moleküle abgeben, sollte nachgebessert werden.

Über Details informieren die Wasserversorger in den Städten und Gemeinden sowie die Verbraucherzentralen und andere Angebote der Verbraucherberatung.

Böden

Reste von Chemikalien sind oft auf die derzeitige oder frühere Nutzung von Flächen als Industriestandort zurückzuführen. Auch mit Müll- und Sondermülldeponien oder dem Bergbau können sie in Zusammenhang stehen. Vor allem in den östlichen Bundesländern ist hier zum Teil noch mit erheblichen Belastungen zu rechnen.
Allerdings dürfte inzwischen die Mehrzahl der kontaminierten Standorte saniert oder zumindest erfasst worden sein. Durch die Kartierung erhoffen sich Fachleute einen besseren Schutz: Hoch belastete Flächen sind für den Anbau von Lebensmitteln gesperrt, auch die Trinkwassergewinnung ist eingeschränkt. So soll sich auch die Gefahr deutlich reduzieren, dass krebserzeugende Substanzen über Obst oder Gemüse oder das Wasser in die Nahrungskette kommen.

Gefahrensymbol für Radioaktivität © Cary Bass, http://commons.wikimedia.org
Gefahrensymbol für Radioaktivität © Cary Bass, http://commons.wikimedia.org

Umweltradioaktivität im Überblick
Deutschland lebt mit Strahlung sowohl aus natürlichen wie auch aus künstlichen Quellen, mehr dazu im Text "Radioaktivität und Röntgenstrahlen". Die Überwachung der tatsächlichen Umweltbelastung und die Zusammenführung der bundesweit gesammelten Daten liegt beim Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Kontrolliert wird die Belastung von Luft, Boden und Wasser, besonderes Augenmerk gilt der Belastung durch das natürliche Edelgas Radon sowie der Belastung von Lebensmitteln, mehr dazu unter www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/umwelt_node.html.

Insbesondere bei Lebensmitteln haben viele Verbraucher vor allem die Auswirkung der Kernreaktor-Unfälle in Tschernobyl und Fukushima im Blick.

Tschernobyl
Eine Gefährdung durch den Kernkraftwerksunfall von Tschernobyl 1986 würde sich heute weitgehend auf Cäsium 137 beziehen. Die meisten, wenn auch nicht alle anderen radioaktiven Substanzen, die eine Zeitlang in Pflanzen und im Boden nachweisbar waren und von dort auch in die menschliche Nahrungskette gelangten, sind inzwischen weitgehend zerfallen. 

Es gibt jedoch einige Ausnahmen, auf die sich das Reaktorunglück bis heute auswirkt: In einigen Regionen Bayerns sowie entlang der Elbe findet sich immer noch Caesium, wenn auch inzwischen in tieferen Bodenschichten als noch vor einigen Jahren.
Dadurch ist auch die konkrete Belastung der Verbraucher durch Lebensmittel aus diesen Regionen stark gesunken. Hier muss man bei der Lebensmittelauswahl im Allgemeinen nur auf Wildpilze achten, und dies auch nur, wenn sie tatsächlich aus den stark belasteten Regionen in einzelnen Landkreisen Bayerns kommen.
Selbst hier gibt das Bundesamt für Strahlenschutz noch eine gewisse Entwarnung: Eine einzelne Mahlzeit mit Wildpilzen trägt nicht wesentlich zur Steigerung der Strahlenbelastung bei. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung rät trotzdem dazu, den Verzehr von Wildpilzen auf etwa 250 Gramm pro Woche zu begrenzen. Sie führt allerdings die Belastung mit Schwermetallen wie Blei, Quecksilber und Cadmium als Grund an.

Fukushima
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima im Frühjahr 2011 führt nach wie vor zu einer Belastung der betroffenen Regionen Japans; einige Gegenden werden wohl auf längere Zeit nicht mehr bewohnbar sein. Auf Deutschland hatte die Freisetzung von Strahlung und strahlenden Substanzen bisher keine nennenswerten Auswirkungen. Weitere Informationen zu Fukushima bietet das Bundesamt für Strahlenschutz unter https://www.bfs.de/DE/themen/ion/notfallschutz/notfall/fukushima/fukushima_node.html.

Kernkraftwerke, Endlager

Zum Weiterlesen

Immer wieder diskutiert wird das Risiko, das von Kernkraftwerken oder Endlagerstätten für radioaktive Abfälle ausgeht. Hier arbeiten Strahlenschützer vor allem mit den Krebsregistern zusammen: Sie suchen nach lokalen und regionalen Auffälligkeiten in der Krebsrate, um selbst schwachen Einflüssen auf die Spur zu kommen. Beispiele sind die Kernkraftwerkstudie des Deutschen Kinderkrebsregisters (KIKK), mehr unter www.kinderkrebsregister.de, Stichwort "Presse und Stellungnahmen".

Weitere entsprechende Studien werden notwendig, um die Auswirkungen des Endlagers Asse bei Wolfenbüttel zu klären. Aktuell zeigen sich Auffälligkeiten bei der Häufung von Schilddrüsenkarzinomen in der Bevölkerung der Region. Ob sie wirklich mit freigesetzter Radioaktivität aus dem Endlager in Zusammenhang stehen, muss noch weiter untersucht werden. Mehr zur Endlagerung bietet die Bundesgesellschaft für Endlagerung unter www.bge.de.

Radon

Eine eigentlich altbekannte Risikoquelle rückt erst in jüngerer Zeit ins Blickfeld: das natürliche Edelgas Radon. Es kann Lungenkrebs verursachen: Fünf bis sieben von hundert Betroffenen scheinen längere Zeit Radon ausgesetzt gewesen zu sein.

Das Bundesamt für Strahlenschutz geht von einer durchschnittlichen natürlichen Belastung in Deutschland von 50 Becquerel pro Kubikmeter Innenraumluft aus. In besonders belasteten Gebieten – auch dies in der Regel eine Folge des natürlichen Vorkommens von Radon im Boden oder von uranschlackenhaltigen Baumaterialien aus Bergbauabraum – wurden dagegen auch mehrere tausend Becquerel pro Kubikmeter als Jahresmittel gemessen.

  • Die größten natürlichen Vorkommen liegen in Sachsen und Bayern.
  • Betroffen sind vor allem ältere und nicht unterkellerte Häuser.
  • Abhilfe schaffen vergleichsweise einfache Maßnahmen: Abdichtungen von Kellern oder Erdgeschossen sowie eine entsprechende Belüftung.

 Viele Informationen rund um das Thema Radon, auch einen Radonatlas für Deutschland mit den höher belasteten Regionen, bietet unter anderen das Bundesamt für Strahlenschutz im Internet unter www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/radon/radon_node.html. Wie hoch die Belastung in ihrem Wohnort sein kann, ob Keller und Erdgeschoss des eigenen Hauses betroffen sind und wie man Abhilfe schaffen kann, erfahren Interessierte auch über die Bau-, Umwelt- oder Gesundheitsbehörden in ihrer Gemeinde.

Durch die verringerte Belastung von Böden und Wasser ist auch die durchschnittliche Belastung von Lebensmitteln zurückgegangen.
Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind messbar: Ein Beispiel bietet die Belastung von Muttermilch. Schon im Herbst 1996 gaben die Behörden Entwarnung. Sie hoben eine ältere Empfehlung zur Schadstoffuntersuchung der Muttermilch auf.  Stillen ist kein Problem mehr; Mütter müssen nicht mehr - wie noch bis in die 80er Jahre – damit rechnen, ihrem Körper angesammelte Giftstoffe an ihr Kind weiter zu geben.

Was an Risiken durch neue Technologien entstehen kann, wird streng überwacht, auch wenn Kritikern die Kontrollen nicht weit genug gehen: Dazu gehören Futtermittel oder Lebensmittel selbst, die gentechnisch verändertes Erbmaterial enthalten, dazu gehören aber auch neue Zubereitungs- oder Herstellungsformen für Lebensmittel oder Zusatzstoffe.

  • Insgesamt gehen Krebsforscher heute davon aus: Das Risiko durch eine Fehlernährung – zu fett, zu süß, zu viel – ist weit höher als das durch Schadstoffe in der Nahrung.

Vom Tisch ist das Thema dennoch nicht.

Bundesweites Lebensmittelmonitoring

Curry-Gericht © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Wissen, was wirklich auf dem Teller ist © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum

Aus dem Einsatz von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln können sich auch heute noch (Krebs-)Risiken für den Menschen ergeben: Strenge Grenzwerte dienen zwar dem Schutz. Im Großen und Ganzen werden sie heute bei den in Deutschland verkauften Lebensmitteln auch eingehalten. In Stichproben finden sich aber gelegentlich Überschreitungen beim Nitratgehalt oder bei Pestiziden. Das zeigen die Ergebnisse des bundesweiten Lebensmittelmonitorings.

Dieses Programm des Bundes und der Länder dient der Überwachung. Es erfasst Rückstände, die bei der Erzeugung entstanden sein können, aber auch die Belastung mit Schwermetallen oder organischen Substanzen, die aus der Umwelt in die Nahrungskette gelangen, sowie Schimmelpilzgifte, die nachweislich Krebs mitverursachen können, und radioaktiven Nuklide, die immer noch aus Tschernobyl stammen.

Was wird regelmäßig untersucht, was nicht?

Untersucht werden regelmäßig so genannte Warenkörbe, also eine typische Auswahl von Lebensmitteln, die Verbraucher in Deutschland je nach Jahreszeit üblicherweise einkaufen. Die Ergebnisse werden in der Presse veröffentlicht, über das Internet sind sie beim Bundesamt für  Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit abrufbar, unter www.bvl.bund.de, Stichwort "Lebensmittel". 

Wie man sich vor Schadstoffen in Lebensmitteln schützen kann, lässt sich aus den Befunden ebenfalls ableiten: Zu viele Schadstoffe finden sich meist bei Obst oder Gemüse, das nicht saisongerecht erzeugt wurde, also zu einer eigentlich ungünstigen Jahreszeit und unter großem Aufwand von Energie, Dünger und Pflanzenschutzmitteln. Wer saisongerecht einkauft oder im Winter auf Tiefkühlkost ausweicht, minimiert das Risiko.

Was ist mit dem Schutz vor natürlichen Lebensmittelgiften?

Ein großes Problem stellen häufig gar nicht "chemische" Schadstoffe dar, sondern zum Beispiel die Verunreinigung mit Schimmelpilzgiften, häufig in Gewürzen oder in Pistazien. Deshalb sind auch diese Stoffe Teil des Lebensmittelmonitorings.

Wie das Krebsrisiko durch Süßstoffe und Lebensmittelzusatzstoffe derzeit eingeschätzt wird, lesen Sie hier im Text Lebensmittelzusatzstoffe.

Risiken aus Verpackung, Lagerung und Zubereitung

Januar 2018: EU zu Bisphenol A

Die EU hat Bisphenol A aufgrund der hormonellen Wirkung als "besonders besorgniserregend" anerkannt. Zu der Diskussion um das Risiko für Menschen kommt die Gefährdung vor allem von Fischen und Fröschen. Bisphenol A findet sich in vielen Kunststoffen, etwa Verpackungen, und auch in Thermopapier, etwa Kassenzetteln. Der Stoff ist nicht krebserregend, wirkt aber hormonähnlich. Daher ist ein Zusammenhang mit Krebs nicht bewiesen, aber auch nicht auszuschließen (mehr im Abschnitt "Endokrine Disruptoren"). Die erweiterte Risikoeinstufung soll zukünftige Verbote erleichtern.

Einige typische Umweltgifte in der Nahrung sind hausgemacht: Wer die schöne bunte Keramikschmuckschale aus dem Urlaub mit säurehaltigem Rhabarberkompott füllt, muss unter Umständen mit einer Schwermetallanreicherung rechnen. Auch das Braten oder Grillen mit Alufolie kann zu einer Anreicherung von Aluminium führen.

Materialien, die mit Lebensmitteln bei der Produktion, Zubereitung oder Lagerung in Kontakt kommen können, unterliegen heute in Deutschland zwar strengen Regelungen. Probleme treten trotzdem auf, meist bei unerlaubten Importwaren oder bei nicht bestimmungsgemäßem Gebrauch.

Und was ist mit neuen, bisher nicht bekannten Risiken?

Risiken können aber auch aus neuen Werkstoffen resultieren, deren gesundheitliche Auswirkungen noch nicht bekannt waren.
Ein Beispiel sind Stoffe, die im Körper eine hormonähnliche Wirkung haben können. Dazu zählt etwa Bisphenol A, das in vielen Kunststoffen und damit auch in Lebensmittelverpackungen oder Flaschen enthalten sein kann. Diskutiert wird eine hormonelle Wirkung auch für Plastik-Weichmacher. Noch steht allerdings nicht fest, ob solche Stoffe beim Menschen tatsächlich das Krebsrisiko steigern. Im Vordergrund steht die Gefahr für Fische und Frösche, wenn der Stoff in Gewässer gelangt

Gibt es das - natürliche Stoffe und Chemikalien, die wie Hormone wirken? Seit einiger Zeit sind Fachleute mit dem Thema "endogene Disruptoren" befasst. Sie verstehen unter diesem Begriff alle Stoffe, die den natürlichen Hormonstoffwechsel stören. 

Nach heutigem Kenntnisstand ist das durch ganz verschiedene Chemikalien möglich. Aus Studien weiß man, dass durch die Umweltbelastung mit solchen Stoffen vor allem Wildtiere gefährdet sind: Gelangen entsprechende Chemikalien zum Beispiel über Abwässer in Seen und Flüsse, leiden Fische, Frösche und weitere Tierarten: Ein Beispiel ist die Abnahme der Fortpflanzungsfähigkeit, ein anderes etwa die "Verweiblichung" männlicher Fische.

Es ist daher nicht auszuschließen, dass solche Stoffe auch auf den Menschen wirken können. Selbst ein Krebsrisiko halten Fachleute nicht für ausgeschlossen, da Tumorarten wie Brustkrebs und Prostatakrebs vom Hormongleichgewicht beeinflusst werden. Noch fehlen allerdings belastbare Daten. Wie das Risiko zu bewerten ist, beschäftigt daher aktuell sowohl Wissenschaftler wie auch Behörden.

Seit einigen Jahren spielt die Nanotechnologie eine wachsende Rolle: Viele Produkte, von der Sonnencreme bis zur Sportlersocke, enthalten sogenannte Nanopartikel. So bezeichnet man Stoffe, die in winzigster Körnung vorliegen, unabhängig von ihrer Zusammensetzung. Ein Teilchen besteht oft nur aus wenigen aneinanderhängenden Molekülen oder Atomen und misst nur einige Nanometer im Durchmesser, also nur einige Millionstel Millimeter. 

Nanopartikel sollen die jeweiligen Produkteigenschaften verbessern:

  • Sonnenschutzmittel mit Titandioxid-Zusatz in Nanogröße als UV-Filter fühlen sich selbst dann nicht fettig auf der Haut an, wenn der Lichtschutzfaktor sehr hoch ist. Zahnpasta bleibt weich und cremig.
  • Bekleidung wird mit winzigsten Silberkörnchen imprägniert, um Bakterien an der geruchsbildenden Zersetzung von Schweiß zu hindern. 
  • Bei Lacken lässt sich der Lösemittelanteil reduzieren, wenn Farbpigmente als Nanopartikel beigemischt werden.
  • In der Medizin werden Arzneistoffe als Nanopartikel aufbereitet, damit sie zum Beispiel nicht mehr per Spritze injiziert, sondern schmerzlos als Spray eingeatmet werden können.

Doch inzwischen diskutieren Fachleute auch mögliche Risiken der Nanotechnologie. Möglicherweise werden auch Stoffe, gegen die der Körper normalerweise gut geschützt ist, aufgrund der winzigen Partikelgröße „lungengängig“ oder können durch die Haut wandern. Aktuell wird insbesondere Titandioxid als möglicherweise krebserregend diskutiert, das in sehr vielen Kosmetika und auch auch anderen Produkten enthalten ist. 
Insgesamt sehen viele Experten die weite Verbreitung solcher Produkte kritisch. Ein weiterer Punkt: Nanopartikel sind möglicherweise nicht nur für Menschen ein Problem, sie könnten sich auch als eine neue Form der Umweltbelastung erweisen.

Noch reichen die vorliegenden Daten nicht aus, um allgemeine Gesundheitsrisiken oder Krebsrisiken zu bewerten. Ob der geruchshemmende Strumpf, der lösemittelarme Lack oder die Sonnencreme nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile bieten, lässt sich noch nicht sicher beurteilen. Hintergründe und Links bietet das Bundesinstitut für Risikobewertung unter www.bfr.bund.de/de/gesundheitliche_bewertung_von_nanomaterialien-30413.html.

Während noch vor wenigen Jahren viele Studiendaten überwiegend an männlichen Erwachsenen gewonnen wurden, rücken heute Kinder, bei denen Atemwegserkrankungen wie Asthma häufig auftreten, mit ihrem noch nicht so belastbaren Stoffwechsel sehr stark in den Vordergrund. Auf die Krebsrate bei Kindern wirkt sich die Umweltverschmutzung jedoch nicht nachweislich aus. Auch Menschen mit Grunderkrankungen, zum Beispiel mit Lungenproblemen, werden bei aktuellen Untersuchungen immmer stärker berücksichtigt.

Zwar gibt es Anhaltspunkte aus der Forschung, dass Menschen bei der Verstoffwechselung auch von Krebsrisikofaktoren Krebs fördernden Substanzen unterschiedlich reagieren können. Praktische Konsequenzen lassen sich daraus jedoch derzeit nicht ableiten, auch gibt es wenige besonders ausformulierte Empfehlungen für Kinder, ältere Menschen oder Kranke. Diese beziehen sich dann auch nicht auf das Krebsrisiko, sondern zum Beispiel auf den Schutz vor Atemwegserkrankungen oder besonderen Kreislauferkrankungen.

Wenn der konkrete Verdacht auf eine Schadstoffbelastung gegeben ist, gibt es die Möglichkeit einer gezielten Untersuchung. So kann man beispielsweise Räume gezielt auf Holzschutzmittel, Schimmelpilze oder Asbestfasern untersuchen.
Eine ungezielte Untersuchung  auf alle denkbaren Gifte ist dagegen meist teurer als die komplette Sanierung einer möglicherweise schadstoffbelasteten Wohnung.

Kritisiert werden von Fachleuten allerdings immer wieder die Untersuchungsmethoden einiger Anbieter: So gibt es beispielsweise den strittigen Punkt, ob Schimmelpilze, Schadstoffe oder Faserstäube (Asbest), die dicht verschlossen hinter einer Wandverkleidung zu finden sind, überhaupt eine Gesundheitsgefahr darstellen, oder ob diese nur dann gegeben ist, wenn die Stoffe in die Raumluft gelangen und tatsächlich eingeatmet werden.
Die kommunalen Bau- oder Umweltämter nennen auf Anfrage meist geeignete Ansprechpartner und informieren über günstige Maßnahmen des Tests oder der Sanierung.

Einige Schulen der Alternativmedizin messen der Ausschwemmung von Schadstoffen einen großen Stellenwert bei. Häufig empfohlene Möglichkeiten, auch für Krebspatienten:

  • Diäten und Fastenkuren
  • Einläufe, Darmspülungen oder Darmsanierungen
  • das "Ausleiten" mit Medikamenten.

Was ist wirklich dran an diesen Ratschlägen?

Diäten, Fasten

Diäten oder Fastenkuren zur Entschlackung und Entgiftung spielen zwar in der Naturheilkunde eine gewisse Rolle. Die Mehrzahl der Experten ist sich heute aber darüber einig, dass es "Schlacken" im Stoffwechsel so gar nicht gibt, auch bei den derzeitigen Vorstellungen zur Krebsentstehung spielen solche Konzepte keine Rolle mehr. Eine Diät oder Fasten tragen eher, wenn sie überhaupt als wirksam empfunden werden, zum allgemeinen Wohlbefinden bei als tatsächlich zu entgiften oder zu entschlacken. 

Vor zehn bis zwanzig Jahren, als die Umweltbelastung noch höher war als heute, wurde sogar von Fachleuten darauf hingewiesen, dass Fasten schädlich sein konnte: Im Fettgewebe eingelagerte Schadstoffe wurden kurzfristig für den Stoffwechsel mobilisiert und dann wieder eingebaut. Fasten, Einläufe oder Darmsanierungen werden wegen der möglichen Nebenwirkungen auf den Kreislauf und die Herzfunktion insgesamt eher kritisch gesehen, so zum Beispiel von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung in ihrer "Beratungspraxis" vom Februar 2005.

Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind, sollten von strikten Diäten absehen, außer ihr Arzt ist ausdrücklich damit einverstanden – ihr Energiehaushalt ist selten so ausbalanciert, dass sie sich eine solche "Entgiftung" leisten könnten.

Abführen, Ausleiten

Die meisten ausleitenden Mittel wirken, auch wenn dies häufig nicht so gesagt wird, entweder abführend oder entwässernd, und werden von Fachleuten aus den oben genannten Gründen durchaus kritisch gesehen. Weitere können vielleicht desinfizieren, so etwa Essigtrinkkuren, eine entgiftende Wirkung ist jedoch nicht zu erwarten.

Andere wurden ursprünglich entwickelt, um bei schweren Vergiftungen, etwa mit Schwermetallen, chemische Substanzen wenigstens ansatzweise aus dem Körper zu entfernen. Zu diesen Methoden gehören beispielsweise die Chelatbildner, die vor allem bei der so genannten Amalgamsanierung (Amalgam) eingesetzt werden. Alle Verfahren haben jedoch schwere Nebenwirkungen - oder sie sind sogar gefährlicher als die Schadstoffe selbst.

Die folgenden Hinweise stellen eine Auswahl dar. Wer mehr Informationen sucht, findet bei den genannten Institutionen aber oft weitere Verweise auf geeignete Quellen sowie Rat und Unterstützung bei umweltbedingten Problemen.



Lokale und regionale Ansprechpartner

  • Die meisten Gemeinden und Städte, die Kreise und die Länder bieten Umweltinformationen an. Ansprechpartner und Beratungsstellen können in der Regel bei der Verwaltung am Wohnort erfragt werden.
  • Auch Umwelt-und Naturschutzvereine und -verbände bieten regionale Beratungsstellen an und informieren über ihre Internet-Seiten, in Broschüren und bei Veranstaltungen.
  • Zur Schadstoffbelastung von Lebensmitteln bieten die regionalen Behörden ebenfalls eine erste Anlaufstelle, insbesondere die Lebensmittelüberwachungsämter.
  • Verbraucherorganisationen bemühen sich auf deutscher wie auf europäischer Ebene um mehr Transparenz, was mögliche Risiken angeht.

Informationen der EU: Auskunftsrecht für Verbraucher

Barcode © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum
Jedes Produkt muss einen Barcode tragen. Damit kann man auch den Hersteller identifizieren © Krebsinformationsdienst, Deutsches Krebsforschungszentrum.

Viele gesetzliche Rahmenbedingungen sind heute nicht mehr national, sondern auf EU-Ebene geregelt. Folgende Institutionen bieten Hintergründe auf ihren Internetseiten:

  • EFSA: Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit ist unter anderem auch für das Thema Schadstoffbelastung zuständig. Aktuelle Stellungnahmen, von Bisphenol bis Rückstandskontrolle finden sich in deutscher Sprache unter www.efsa.europa.eu/de/.
  • ECHA: Die Europäische Chemikalienbehörde bearbeitet unter anderem das Thema "Besorgniserregende Stoffe" und bietet viele weitere Informationen über chemische Stoffe, in deutscher Sprache unter http://echa.europa.eu/de/home.

REACH, die europäische Chemikalienverordnung, hat erstmals ein Auskunftsrecht für Verbraucher festgelegt, das über nationale Grenzen hinaus gilt. Hintergründe bietet die Seite unter www.reach-info.de. Dort gibt es auch ein Online-Formular, über das Verbraucher von Herstellern Informationen über Schadstoffe in Produkten anfordern können. Zugänglich ist das Formular über www.reach-info.de/verbraucheranfrage.htm.

Informationen des Bundes

Risiken im persönlichen Umfeld, über Verbraucherprodukte, in der Öffentlichkeit

  • Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit informiert unter www.bmub.bund.de (neues Bildschirmfenster) über viele Themen, ebenso
  • das nachgeordnete Umweltbundesamt unter www.umweltbundesamt.de – eine Stichwortsuche erleichtert das Auffinden einzelner Themen bei beiden Seiten.
  • Das Bundesamt für Strahlenschutz informiert unter www.bfs.de zu ionisierender und nichtionisierender Strahlung.
  • Unter www.thru.de findet sich das deutsche Schadstofffreisetzungs- und Verbringungsregister. Dort kann man abrufen, welche Betriebe welche Schadstoffe freisetzen, von Ammoniak aus der Massentierhaltung bis zu Quecksilber aus Industriebetrieben. Noch ist dieses Register allerdings nicht flächendeckend.
  • Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft informiert unter www.bmel.de. Viele wichtige Informationen zur Belastung von Verbraucherprodukten, Lebensmitteln oder auch Kosmetika finden sich
  • beim Bundesinstitut für Risikobewertung als nachgeordneter Behörde unter www.bfr.bund.de, und
  • beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, www.bvl.bund.de.
  • Auch Informationsdienste wie etwa der www.aid.de werden vom Verbraucherministerium gefördert.
  • Das Gesundheitsministerium kooperiert im Programm "Umwelt und Gesundheit" sowohl mit dem Bundesumweltministerium wie auch mit dem Verbraucherministerium, mehr dazu im Internet unter www.apug.de.

Risiken am Arbeitsplatz, in Schule oder Ausbildung

  • www.dguv.de: Vor einigen Jahren haben sich die Träger der gesetzlichen Unfallversicherung in Deutschland neu organisiert: Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) fungiert als Spitzenverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften und der Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand. Auf den Internetseiten finden gesetzlich versicherte Arbeitnehmer umfassende Informationen zum Schutz vor Krebs am Arbeitsplatz sowie Ansprechpartner für individuelle Fragen.
  • www.baua.de: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin bietet umfassende Informationen zum beruflichen Gesundheitschutz, von der Forschung bis hin zu konkreten Informationen für den Berufsalltag.

Informationen der Länder

Die Länder informieren je nach Zuständigkeit und Verantwortungsbereich ihrer Ministerien und Behörden mit unterschiedlichen Angeboten. Hier ein Einstieg in die weitere Informationssuche zum Thema Umwelt über die Umweltbehörden oder -ministerien:



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Erstellt: 24.03.2014

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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