Leukämie

Leukämie (Blutkrebs) bei Erwachsenen

Letzte Aktualisierung: 08.12.2021
Leukämie bei Kindern

Einzelheiten der Erkrankung sowie der Behandlung von Leukämien bei Kindern und Jugendlichen unterscheiden sich von denen bei Erwachsenen. Der Krebsinformationsdienst hat für ratsuchende Eltern, jugendliche Patienten und Interessierte ausführliche Informationen zu Ansprechpartnern zusammengestellt, die Auskünfte zu Leukämien bei Kindern bieten können.

  • Eine Leukämie wird auch als Blutkrebs bezeichnet: Die Krankheit geht vom Knochenmark aus, wo der Körper die Blutzellen bildet.
  • Es gibt akute Leukämien und chronische Leukämien: Sie unterscheiden sich in Symptomen, Krankheitsverlauf, der Prognose und den Behandlungsmöglichkeiten deutlich voneinander.
  • In den nachfolgenden Texten erfahren Sie mehr über Risikofaktoren und Symptome von Leukämien, Maßnahmen der Diagnostik sowie Möglichkeiten der Behandlung.

Hinweis: Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) gehört trotz ihres Namens formal zu den langsam wachsenden Lymphomen und wird deshalb in eigenen Texten thematisiert.

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Eine Leukämie geht von Zellen im Knochenmark aus, wo die Blutzellen gebildet werden. Grafik: Asena Tunali © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Leukämien bezeichnen viele Menschen umgangssprachlich auch als Blutkrebs. Genau genommen sind Leukämien jedoch Erkrankungen des blutbildenden Systems. Das heißt, nicht nur das Blut, sondern vor allem das Knochenmark oder die lymphatischen Organe sind betroffen: Dort entstehen die verschiedenen Blutzellen aus gemeinsamen Vorläuferzellen, mehr dazu im Abschnitt Leukämie: Entstehung und Folgen.

Bei einer Leukämie werden kranke weiße Blutkörperchen gebildet. Gibt es sehr viele davon, verdrängen sie die gesunden Blutzellen. Wörtlich bedeutet die Bezeichnung Leukämie "weißes Blut", aus dem griechischen "leukos" = weiß und "haima" = Blut.

Weil die Leukämiezellen über das Blut in den ganzen Körper gelangen, können sie zum Beispiel auch das Nervensystem und innere Organe befallen und schädigen.

Welche Leukämieformen gibt es?

Fachleute unterteilen Leukämien aufgrund vieler Details in verschiedene Formen. Dabei spielen die Genveränderungen in den leukämischen Blutzellen eine wichtige Rolle.

Woran kann man sich grob orientieren? Zwei Kriterien für die Einteilung von Leukämien sind der Krankheitsverlauf und der erkrankte Blutzelltyp:

  • Bei akuten Leukämien treten plötzlich schwere Krankheitssymptome auf. Chronische Leukämien verlaufen meist schleichend; es kann Monate oder Jahre dauern, bis Betroffene unter ersten Symptomen leiden.
  • Anhand der Art der erkrankten Zellen unterteilt man Leukämien zusätzlich in lymphatische und myeloische Leukämien.

Daraus leiten sich die wichtigsten Krankheitsbezeichnungen ab: Man kombiniert jeweils den Begriff "akut" oder "chronisch" mit dem betroffenen Zelltyp. Es gibt

  • die akuten lymphoblastischen Leukämien (ALL, umgangssprachlich als akute lymphatische Leukämien bezeichnet),
  • die akuten myeloischen Leukämien (AML) und
  • die chronischen myeloischen Leukämien (CML).

Ausnahme chronische lymphatische Leukämie: Trotz des Namens zählen chronische lymphatische Leukämien (CLL) nicht zu den Leukämien. Fachleute ordnen sie heute den malignen Lymphomen zu. Mehr Informationen zu Lymphomen für Betroffene, Angehörige und Interessierte bietet der Text Lymphome: Hodgkin, Non-Hodgkin und multiples Myelom.

Fehler bei der Entstehung von Blutzellen

Blutzellen entstehen im Knochenmark aus Stammzellen. Sie entwickeln sich in mehreren Zwischenschritten über Vorläuferzellen zu Erythrozyten, Thrombozyten und Leukozyten. Bei der Differenzierung der weißen Blutzellen können Fehler geschehen, die zu einer Leukämie führen.

Wenn eine Leukämie entsteht, tritt in einer Vorläuferzelle im Knochenmark ein Fehler in der Erbinformation (Mutation) auf.

  • Wichtig: Diese Veränderung ist bei einer Leukämie in der Regel nicht erblich bedingt. Vielmehr entsteht sie im Laufe des Lebens zufällig. Bestimmte Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit für Mutationen erhöhen.

Die fehlerhafte Vorläuferzelle teilt sich viel zu rasch und reift unter Umständen nicht mehr richtig aus. Im Knochenmark entsteht eine zu große Anzahl unfertiger oder unreifer weißer Blutzellen, die meist nicht funktionstüchtig sind. Diese Leukämiezellen können vom Knochenmark ins Blut gelangen und sich im Körper verteilen.

Welche Leukämie entsteht, hängt von der entarteten Vorläuferzelle ab. Um das zu verstehen, ist der "Stammbaum" der weißen Blutkörperchen wichtig: Die unterschiedlichen weißen Blutkörperchen entstehen aus den lymphatischen und den myeloischen Vorläuferzellen. Je nach betroffener Vorläuferzelle handelt es sich also um eine lymphatische oder myeloische Leukämie.

Welche Folgen hat die gestörte Blutbildung?

Wichtig zu wissen

Die verschiedenen Symptome einer Leukämie treten auf, weil gesunde Blutzellen fehlen und der Organe geschädigt werden.

Indem sich die Leukämiezellen vermehren, verschiebt sich das Verhältnis der Blutzellen: Patienten haben immer mehr unreife weiße Blutzellen. Gleichzeitig werden immer weniger reife weißen Blutzellen, roten Blutkörperchen und/oder Blutplättchen gebildet.

Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten): Erythrozyten sind die häufigste Zellart im Blut: Ungefähr 99 von 100 Blutzellen sind Erythrozyten. Sie transportieren Sauerstoff von der Lunge in den Körper und auch einen Teil des im Gewebe entstehenden Kohlendioxids zurück in die Lunge. Sind zu wenig rote Blutkörperchen vorhanden, bezeichnen Fachleute dies als Anämie. Die Symptome sind unter anderem Blässe, verminderte Leistungsfähigkeit und Atemnot.

Mangel an Blutplättchen (Thrombozyten): Die Blutplättchen spielen eine wichtige Rolle bei der Blutstillung. Wird ein Gefäß verletzt, lagern sie sich an der entstandenen Öffnung an und bilden eine Art Pfropfen. Gleichzeitig geben die Thrombozyten Stoffe ab, die dafür sorgen, dass das Blut gerinnt. Ein Symptom für einen Thrombozytenmangel sind kleine Hautblutungen. Bei einem starken Thrombozytenmangel neigen Patienten und Patientinnen verstärkt zu Blutungen.

Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukozyten): Die Leukozyten sind Teil des körpereigenen Immunsystems. Sie erkennen körperfremde Stoffe, wehren Krankheitserreger ab und beseitigen gealterte oder defekte körpereigene Zellen. Bei einem Mangel an Leukozyten kann sich der Körper nicht richtig gegen Krankheitserreger verteidigen, als Folge treten vermehrt Infektionen auf.

Die folgenden Zellarten gehören zu den Leukozyten:

  • B-Lymphozyten (B-Zellen) bilden Antikörper gegen fremde Strukturen, zum Beispiel gegen Krankheitserreger und auch gegen körpereigene auffällige Zellen.
  • T-Lymphozyten (T-Zellen) erfüllen unterschiedliche Aufgaben: Eine Form der T-Zellen zerstört unter anderem von Viren befallene Zellen oder Tumorzellen. Andere geben Signalstoffe ab, die die Immunantwort regulieren.
  • Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) greifen defekte oder veränderte Körperzellen an, zum Beispiel virusinfizierte Zellen oder, wenn sie diese als solche erkennen, auch Tumorzellen.
  • Monozyten sind die Vorläufer von Makrophagen. Makrophagen erkennen körperfremde Strukturen, nehmen diese in sich auf und zerstören sie in ihrem Zellinneren.
  • Dendritische Zellen entstehen aus Monozyten oder aus Vorläuferzellen der B- und T-Lymphozyten. Ihre Aufgabe ist es, Fremdstoffe aufzunehmen, diese in kleine Stücke zu zerteilen und diese Bruchstücke an ihrer Zelloberfläche für die Lymphozyten zu präsentieren.
  • Granulozyten erkennen und wehren Bakterien und Parasiten ab. Es gibt verschiedene Arten: neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten, mit unterschiedlichen Aufgaben bei der Immunabwehr.
  • Mastzellen kommen nicht nur im Blut, sondern überall im Körper vor, vor allem in den Schleimhäuten der Atemwege und des Darms. Sie bilden und speichern Signalstoffe und setzen sie bei Kontakt mit körperfremden Stoffen frei. Dies löst eine Immunantwort aus.
Häufigkeit in Deutschland

Leukämien bei Erwachsenen sind in Deutschland im Vergleich zu anderen Krebsarten selten.
Mehr Informationen gibt es beim Robert Koch-Institut, Zentrum für Krebsregisterdaten.

Bei Erwachsenen sind Leukämien eher selten, besonders im Vergleich zu anderen Krebsarten, zum Beispiel Brustkrebs oder Prostatakrebs. Im Jahr 2018 erkrankten etwa 12.200 Menschen in Deutschland an einer Leukämie.

Mit dem Alter steigt das Risiko, an einer Leukämie zu erkranken. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen: Von 75 Männern erkrankt 1 Mann an einer Leukämie, bei Frauen ist 1 von 99 Frauen betroffen.

Welche Leukämieformen kommen bei Erwachsenen am häufigsten vor?

Kreisdiagramm mit Häufigkeit der einzelnen Leukämieformen
Die akute myeloische Leukämie (AML) ist bei Erwachsenen die häufigste Leukämieform. Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) wird zwar für die Leukämiestatistik miterfasst, zählt aber zu den malignen Lymphomen. © Krebsinformationsdienst, DKFZ, erstellt mit BioRender.com

Etwa 25 von 100 der von einer Leukämie Betroffenen erkranken an einer akuten myeloischen Leukämie (AML) und 7 von 100 an einer akuten lymphatischen Leukämie (ALL). Von einer chronischen myeloischen Leukämie (CML) sind etwa 9 von 100 Leukämie-Patienten betroffen. An anderen, selteneren Leukämieformen erkranken zusammengenommen ungefähr 25 von 100 der Patienten.

Obwohl die chronische lymphatische Leukämie (CLL) heute als malignes Lymphom eingeordnet wird, erfasst die aktuelle internationale Krebsregistrierung Betroffene mit einer CLL als Leukämie-Patienten. Mit einem Anteil von etwa 36 von 100 der erwachsenen Leukämie-Patienten ist die CLL damit die statistisch am häufigsten auftretende Blutkrebsform in Deutschland.

Leukämien: Themenübersicht

Einteilung: "Leukämie" ist ein Sammelbegriff für mehrere Krankheiten. Die genaue Bezeichnung hängt vom Krankheitsverlauf und den jeweils betroffenen Zellen ab. Genetische Eigenschaften der Leukämiezellen bestimmen die Untergruppen.

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Risikofaktoren und Früherkennung: Chemikalien wie Benzol oder hohe Dosen radioaktiver Strahlung können Leukämien auslösen. Andere Risikofaktoren werden diskutiert, sind aber nicht sicher belegt. Eine gezielte Früherkennung für Leukämien gibt es nicht.

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Symptome: Symptome von Leukämien sind oft unspezifisch und können auch bei anderen, harmloseren Krankheiten auftreten. Dazu gehören etwa: Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Blässe, Fieber, Schmerzen, Blutungen oder häufige Infektionen.

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Diagnostik: Ärzte stellen die Diagnose Leukämie anhand von auffälligen Veränderungen im Blut und Knochenmark. Je nach Leukämieform und/oder Beschwerden können weitere Untersuchungen hinzukommen.

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Behandlung: Wie Ärztinnen und Ärzte eine Leukämie behandeln, können sie erst festlegen, wenn sie die genaue Diagnose kennen. Die Therapie der akuten und chronischen Leukämien unterscheidet sich in ihrer Art und Zielsetzung wesentlich.

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Reha, Kontrolle, Nachsorge: Nach der Therapie einer akuten Leukämie schließt sich oft direkt eine "Reha" und Nachsorge an. Für Betroffene mit einer chronischen Leukämie sind regelmäßige, lebenslange Verlaufskontrollen wichtig.

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Leben mit Leukämie: Eine Leukämie ist ein belastender Einschnitt im Leben, der mit vielen Herausforderungen verbunden ist. Bei der Bewältigung können Betroffene durch die behandelnden Ärzte und weitere Experten unterstützt werden.

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Adressen, Links, Quellen: Hier erhalten Betroffene mit Leukämie Unterstützung, um das richtige Behandlungszentrum, Studiengruppen, Krebsberatungsstellen, Psychoonkologen, Selbsthilfegruppen und Hilfe bei sozialrechtlichen Fragen zu finden.

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Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)

Krebsstatistik
Die Broschüre Krebs in Deutschland 2017/2018 ist eine gemeinsame Veröffentlichung des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert-Koch-Institut und der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID) (abgerufen am 08.12.2021). Der gedruckte Bericht kann kostenlos über ein Kontaktformular bestellt werden.

Hinweis
Weitere Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links sind aufgeführt unter Mehr wissen über Leukämien.

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Erstellt: 21.09.2020

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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