Leukämie

Leukämie bei Erwachsenen: Risikofaktoren und Früherkennung

Letzte Aktualisierung: 21.09.2020
  • Warum eine Leukämie oder Blutkrebs entsteht, kann bei den meisten Patientinnen und Patienten nicht beantwortet werden – vermutlich müssen dafür verschiedene Faktoren zusammenwirken.
  • Nur wenige Risikofaktoren für Leukämien gelten als belegt: dazu gehören beispielsweise bestimmte Chemikalien wie Benzol, eine frühere Chemotherapie oder hohe Dosen radioaktiver Strahlung.
  • Es gibt keine gezielte Früherkennung für Leukämien: Chronische Leukämien werden oft zufällig entdeckt, während akute Leukämien sehr plötzlich durch ihre Symptome auffallen.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Was hat mich krankgemacht?

Bei den meisten Leukämie-Patienten kann man keinen Auslöser für die Krankheit feststellen. Bei ihnen ist mehr oder weniger zufällig ein Fehler bei einer Zellteilung passiert.

Fachleute gehen heute davon aus: Bei einem Großteil der Betroffenen kommt es in einer Zelle des blutbildenden Systems zu Fehlern in der Erbsubstanz (Mutationen) – so kann diese erste Zelle zu einer Krebszelle werden.

Warum dies geschieht, kann bei den meisten Patientinnen und Patienten nicht beantwortet werden. Vermutlich müssen verschiedene Faktoren zusammenwirken, bevor sich eine Leukämie entwickelt.

Für Betroffene kann dies eine Entlastung darstellen: Sie haben nichts "falsch gemacht" und dadurch die Erkrankung verursacht.

Sind die für eine Leukämie typischen Fehler im Erbmaterial erblich?

Bei den meisten Leukämie-Patienten liegt kein vererbbarer Fehler der Erbsubstanz vor. Trotzdem kann ein höheres Risiko angeboren sein. Menschen mit bestimmten angeborenen genetischen Veränderungen haben ein höheres Leukämierisiko: Betroffen sind davon beispielsweise Menschen mit Trisomie 21 (auch als Down-Syndrom bezeichnet).

Leukämie durch den Lebensstil? Noch viele Fragen offen

Ein Zusammenhang zwischen Leukämien und dem persönlichen Lebensstil, insbesondere Übergewicht, wird unter Fachleuten diskutiert. Sicher belegt ist dieser Zusammenhang jedoch bisher nicht.

Experten diskutieren als weiteren Risikofaktor auch das Rauchen. Die Ergebnisse bisheriger Studien zum Einfluss des Rauchens auf das Leukämierisiko sind nicht eindeutig. Es gibt jedoch Hinweise, dass Rauchen das Risiko der Entstehung einer akuten myeloischen Leukämie erhöht.

Stress oder Depressionen sind nach dem aktuellen Wissensstand nicht für die Entstehung einer Leukämie verantwortlich.

Fazit: Einer Leukämie kann man nicht aktiv durch gesunde Ernährung oder viel Bewegung vorbeugen. Das bedeutet aber auch, dass Patienten nicht selbst schuld an ihrer Erkrankung sind, weil sie ungesund gelebt oder nicht genug auf sich geachtet hätten.

Strahlung, Chemikalien, Viren? Auslöser nur bei wenigen Leukämie-Patienten

Hohe Dosen Radioaktivität können Leukämien auslösen. © Denny Müller, Unsplash

Es gibt einige Faktoren, die rein statistisch nachweislich das Risiko für eine Leukämie steigern.

  • Wichtig: Diese Risiken betreffen nur wenige Patienten und Patientinnen.
  • Hinzu kommt: Nicht jeder Mensch, der einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren ausgesetzt war oder ist, erkrankt tatsächlich an einer Leukämie.

Radioaktivität, Röntgenstrahlung: Zwar sind die meisten Menschen im Lauf ihres Lebens irgendeiner Form von Radioaktivität ausgesetzt: Sei es bei medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen, sei es durch das natürlich vorkommende Edelgas Radon oder andere Quellen. Statistisch messbar wirken sich aber vor allem hohe Strahlendosen auf das Leukämierisiko aus: Etwa Unfälle in Kernreaktoren oder Atombombentests.

Prinzipiell gehören dazu auch hoch dosierte medizinische Strahlenbehandlungen. Bei der Frage nach dem späteren Leukämierisiko ist bei der Therapieplanung deshalb eine Nutzen-Risiko-Abwägung wichtig – ein Verzicht auf die Bestrahlung würde dann auch einen Verzicht auf die Behandlung der aktuellen Krebserkrankung bedeuten.

Wie sieht es mit dem Strahlenrisiko bei medizinischen Untersuchungen aus?

  • Eine einzelne Röntgenuntersuchung wirkt sich bei den allermeisten Menschen nicht messbar auf das Leukämierisiko aus.
  • Bei Computertomographien ist das Risiko einzelner Aufnahmen sehr gering, ebenso bei nuklearmedizinischen Untersuchungen mit strahlenden Teilchen, wie sie etwa bei Schilddrüsenerkrankungen eingesetzt werden.

Experten vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) raten daher, so viele Untersuchungen wie nötig, aber so wenige wie möglich durchführen zu lassen.

Chemikalien: Einige Chemikalien, unter anderem Benzol, 1,3- Butadien und weitere, chemisch ähnliche Stoffe, steigern wissenschaftlich belegt das Risiko einer Leukämieerkrankung. Für die allermeisten Menschen ist das Risiko heute trotzdem gering: Die Schutzmaßnahmen wurden in den letzten Jahren zumindest in Deutschland sehr verschärft. Trotzdem ist zum Beispiel Benzol noch immer in geringen Mengen in Benzin, den Abgasen von Kraftfahrzeugen und sogar in Tabakrauch enthalten.

Früher wurde Benzol als Lösungsmittel verwendet. Auch der Umgang mit anderen Chemikalien war sorgloser, die heute als kritisch betrachtet werden. Wer sich deshalb Sorgen wegen seines Leukämierisikos macht, sollte sich beim Hausarzt, Werks- oder Betriebsarzt beraten lassen:

  • Leukämien, die nachweislich durch den beruflichen Umgang mit Benzol und 1,3 Butadien verursacht wurden, können als Berufskrankheit anerkannt werden.

Chemotherapie: Auch einige zur Chemotherapie von Krebserkrankungen eingesetzte Arzneimittel (sogenannte Zytostatika) erhöhen das Leukämierisiko. Was bedeutet dies für Krebspatienten? Auf diese Zytostatika zu verzichten, ist für die meisten Betroffenen keine Alternative – sonst bliebe ihre Erkrankung unbehandelt. Rein statistisch wirkt sich das Risiko zudem nur bei den allerwenigsten Patienten tatsächlich aus.

Virale Infektionen: In Deutschland sind Viren, die mit der Entstehung von Leukämien in Verbindung gebracht werden, sehr selten. Ein Beispiel ist das humane T-lymphotrope Virus 1 (HTLV-1), das bei Bluttransfusionen oder sexuellen Kontakten übertragen werden kann.

Das Virus kommt vor allem in Japan, der Karibik und in einigen Gebieten Afrikas, Südamerikas und Australiens vor. Eine Infektion mit HTLV-1 kann mehrere Jahrzehnte nach der eigentlichen Infektion die sogenannte T-Zell-Leukämie auslösen.

Elektrosmog, Immunsystem: Diskutierte, aber nicht belegte Auslöser einer Leukämie

Was ist dran am Risiko durch Elektrosmog? Elektromagnetische Felder oder elektromagnetische Strahlung sind nicht zu verwechseln mit ionisierender Strahlung, also Radioaktivität und Röntgenstrahlung. In den 1980er Jahren kam erstmals der Verdacht auf, dass beispielsweise in der Nähe von Hochspannungsleitungen lebende Kinder überdurchschnittlich häufig an Leukämien erkrankten. Trotz umfangreicher Forschung gibt es dafür bis heute allerdings keine gesicherten Beweise.

Immunsystem und Autoimmunerkrankungen: Forscher untersuchen auch, ob seltene Autoimmunerkrankungen das Risiko verschiedener Leukämieerkrankungen erhöhen. Ein gesicherter Nachweis liegt jedoch noch nicht vor. Eine weitere Hypothese ist, dass eine mangelnde Beanspruchung des Immunsystems in der Kindheit Leukämien auslösen kann. Auch diese Theorie ist aktuell nicht eindeutig durch Forschungsergebnisse belegt.



"Krebsvorsorge" für Leukämien?

Nein, denn akute Leukämien entwickeln sich sehr rasch. Doch auch für chronische Leukämien gibt es bisher keine Möglichkeiten, sie so frühzeitig zu erkennen, dass dies die Behandlung oder den Krankheitsverlauf verbessern könnte.

Es gibt keine gezielte Früherkennung für Leukämien:

  • Akute Leukämien fallen sehr plötzlich durch ihre Symptome auf. Viele Betroffene fühlten sich einige Wochen oder sogar Tage vor der Diagnose noch völlig gesund. Auch an ihren Blutwerten hätte man nicht erkennen können, dass sie bald erkranken werden.
  • Chronische Leukämien werden hingegen oft zufällig entdeckt. Viele Patienten und Patientinnen haben über einen langen Zeitraum hinweg keine Symptome. Bei einer aus anderen Gründen durchgeführten Blutuntersuchung zeigen sich dann Auffälligkeiten im Blutbild.

Es gibt chronische Erkrankungen des Knochenmarks, die sich zu einer akuten Leukämie weiterentwickeln können: sogenannte myelodysplastische Syndrome (MDS) und myeloproliferative Neoplasien (MPN). Meist befinden sich betroffene Patienten bereits in engmaschiger Überwachung, wenn sich eine Leukämie entwickelt – erste Anzeichen werden daher schnell erkannt.



Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)

Bundesamt für Strahlenschutz: Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) informiert über mögliche Risiken ionisierender Strahlen, unter anderem zu Nutzen und Risiken von Röntgenuntersuchungen. Auch zu möglichen gesundheitlichen Risiken elektromagnetischer Felder bietet das Amt Hintergründe.

Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (baua) bietet Hintergründe zu Leukämie als beruflich bedingter Erkrankung. Einen Einstieg in die Recherche ermöglichen beispielsweise die Merkblätter zu Berufskrankheiten.

International Agency for Research on Cancer: Wesentliche Daten zu Krebsrisikofaktoren sammelt die International Agency for Research on Cancer (IARC) in ihren Monographien. Über die Suche auf der Seite gelangt man mit dem Stichwort "leukemia" zu Publikationen mit Bezug zu Leukämien.

Fachartikel

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Hinweis

Weitere Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links sind aufgeführt unter Leukämie: Adressen, Links und Quellen.

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Erstellt: 21.09.2020

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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