Schilddrüsenkrebs

Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom)

Letzte Aktualisierung: 29.03.2022

Dieser Text bietet einen allgemeinen Überblick zu Schilddrüsenkrebs. Bei Fragen zu Ihrer individuellen Erkrankungssituation können Sie uns gerne kostenlos kontaktieren.

  • Die Schilddrüse liegt im vorderen Bereich des Halses. Entsteht dort ein Tumor, sprechen Fachleute von einem Schilddrüsenkarzinom.
  • Typische Symptome bei Schilddrüsenkrebs sind zum Beispiel Knoten oder Schwellungen im Halsbereich. Möglich sind auch Schluckbeschwerden, Heiserkeit und Schmerzen.
  • Viele Betroffene werden operiert oder mit radioaktiven Medikamenten behandelt, die sich im Tumor anreichern. Die Prognose ist bei den meisten Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenkrebs gut.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Schilddrüsenkrebs (Schilddrüsenkarzinom) ist ein seltener, bösartiger Tumor.

Die Schilddrüse ist ein schmetterlingsförmiges Organ, das vor dem Kehlkopf liegt und die Luftröhre halbkreisförmig umfasst. Da die Schilddrüse Hormone produziert, ist sie für viele Stoffwechselvorgänge im Körper wichtig.

Lage der Schilddrüse, dargestellt bei einer Frau: Das Organ sieht schmetterlingsförmig aus und liegt für dem Kehlkopf.
Die Schilddrüse liegt im vorderen Bereich des Halses. © Krebsinformationsdienst, DKFZ, erstellt mit BioRender.com

Schilddrüsenkrebs kann von verschiedenen Zellarten der Schilddrüse ausgehen.

Meistens geht Schilddrüsenkrebs aus den Follikelzellen hervor – dem häufigsten hormonbildenden Zelltyp in der Schilddrüse:

  • Ähneln die Krebszellen unter dem Mikroskop noch sehr stark normalen Schilddrüsenzellen, liegt ein sogenanntes differenziertes Karzinom vor. Das ist am häufigsten.
  • Haben die Zellen ihre Ähnlichkeit mit normalen Schilddrüsenzellen komplett verloren und verhalten sie sich auch nicht mehr wie diese, sprechen Fachleute von einem undifferenzierten Karzinom. Solche, auch anaplastische Schilddrüsenkarzinome genannten, Tumoren sind sehr selten.
  • Außerdem gibt es sogenannte gering differenzierte Karzinome. Sie liegen von ihrem Aufbau und ihrer Biologie zwischen dem differenzierten und dem anaplastischen Schilddrüsenkarzinom.

Manchmal geht Schilddrüsenkrebs auch von Calcitonin-produzierenden C-Zellen aus: Calcitonin ist ein Hormon, das den Kalziumhaushalt reguliert. Fachleute bezeichnen solche Tumoren als medulläre Schilddrüsenkarzinome oder C-Zell-Karzinome. Sie sind seltener als differenzierte Schilddrüsenkarzinome.

Insgesamt unterscheiden Fachleute verschiedene Hauptgruppen bei Schilddrüsenkrebs:

  • das papilläre Schilddrüsenkarzinom (differenziertes Karzinom),
  • das follikuläre Schilddrüsenkarzinom (differenziertes Karzinom),
  • das onkozytäre Schilddrüsenkarzinom (differenziertes Karzinom, auch Hürthle-Zellkarzinom genannt)
  • das medulläre Schilddrüsenkarzinom (C-Zell-Karzinom)
  • das gering differenzierte Schilddrüsenkarzinom
  • das anaplastische Schilddrüsenkarzinom (undifferenziertes Karzinom).

Wie häufig ist Schilddrüsenkrebs?

Im Jahr 2018 erkrankten in Deutschland etwa 4.300 Frauen und knapp 2.000 Männer an Schilddrüsenkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter betrug bei Frauen 51 Jahre und bei Männern 56 Jahre und lag damit im Vergleich zu anderen Krebsarten relativ niedrig.



Ist Schilddrüsenkrebs heilbar?

Insgesamt haben Betroffene mit Schilddrüsenkrebs eine sehr gute Prognose, vor allem, wenn sie am häufigsten vorkommenden papillären Schilddrüsenkarzinom erkrankt sind. 9 von 10 Menschen mit differenziertem Schilddrüsenkrebs können geheilt werden.

Nur Patientinnen und Patienten mit dem seltenen undifferenzierten/anaplastischen Karzinom haben eine ungünstige Überlebensprognose: Diese Tumoren schreiten rasch fort und sprechen schlecht auf Behandlungen an.

Bisher ist noch unklar, warum Schilddrüsenkrebs entsteht. Als gesichert gilt lediglich der Kontakt mit ionisierender Strahlung. Insbesondere im Kindesalter ist die Schilddrüse strahlenempfindlich. Bestrahlungen im Halsbereich oder die Freisetzung von 131-Jod bei Reaktorunfällen wie in Tschernobyl oder Fukushima erhöhen beispielsweise das Risiko.

Weitere Umweltrisiken sind derzeit nicht sicher belegt. Auch ernährungs- oder lebensstilbezogene Risikofaktoren sind nicht bekannt. Außerdem ist unklar, warum Frauen häufiger betroffen sind als Männer.

In der Vorgeschichte vieler Patienten finden sich Jodmangel und gutartige Schilddrüsenerkrankungen wie der "Kropf" (Struma) und Adenome. Diese Vorerkrankungen steigern das Risiko für Schilddrüsenkarzinome.

Manche Tumorformen bei Schilddrüsenkrebs sind erblich bedingt. Hierzu gehört vor allem das selten auftretende medulläre Schilddrüsenkarzinom.

Mögliche Krankheitszeichen und Beschwerden ergeben sich bei Schilddrüsenkrebs aus der Lage des Organs im Halsbereich:

  • Schluckbeschwerden
  • Heiserkeit
  • Schmerzen im Halsbereich
  • chronischer Husten ohne andere Anzeichen eines Infekts wie beispielsweise Schnupfen oder Verschleimung
  • ein Knoten oder eine Schwellung auf der Vorderseite des Halses (in der Nähe des Adamsapfels)
  • vergrößerte Lymphknoten im Halsbereich
  • ein Kloß- und Engegefühl im Hals

Wichtig zu wissen: Die genannten Symptome können auch durch andere Erkrankungen verursacht werden, vor allem durch einen Infekt. Daher ist es wichtig, bei diesen Beschwerden eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.

Schilddrüsenknoten (Strumaknoten) sind bei etwa 85 von 100 Betroffenen gutartig. Selten liegt in einer solchen Situation Schilddrüsenkrebs vor.

Das bedeutet: Ist bei Ihnen ein Schilddrüsenknoten aufgefallen, wird die Ärztin oder der Arzt diesen zunächst untersuchen.

Ablauf und Methoden der Schilddrüsenkrebs-Diagnostik

Zu Beginn fragt die Ärztin oder der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und klärt mögliche Risikofaktoren und Beschwerden ab. Zusätzlich tastet sie oder er die Schilddrüse und die nahegelegenen Lymphknoten ab.

Eine Ärztin tastet zur Diagnose von Schilddrüsenkrebs den Hals eines Patienten ab.
Zur Diagnose von Schilddrüsenkrebs gehört, dass Ärzte den Hals Betroffener abtasten [Symbolbild]. © Alexander Raths, Shutterstock.com

Im Blut einer Patientin oder eines Patienten sind folgende Biomarker wichtig:

Eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) gehört zur Standard-Diagnostik bei Verdacht auf Schilddrüsenkrebs. Mit der Ultraschalluntersuchung stellen Ärzte Größe und Beschaffenheit von Schilddrüse und benachbarten Lymphknoten fest. Zusätzlich können sie klären, ob ein Schilddrüsenknoten vorliegt und die Lage und Größe des Knotens bestimmen.

Eine Szintigraphie kann den Stoffwechsel der Schilddrüse bildlich darstellen. Dafür kommen radioaktive Formen der Elemente Jod oder Technetium zum Einsatz: Wenn der Schilddrüsenknoten kein oder nur wenig Jod oder Technetium aufnimmt, besteht ein Krebsverdacht. In diesem Fall sprechen Fachleute auch von hypofunktionellen oder "kalten" Knoten: 3 bis 5 von 100 kalten Knoten sind bösartig.

Fachleute empfehlen in folgenden Situationen eine Schilddrüsenszintigraphie:

  • der Knoten ist größer als 1 cm
  • der TSH-Spiegel ist erniedrigt

Eine Entnahme von Gewebe (Biopsie) aus der Schilddrüse hilft, sicher zu klären, ob der Knoten gut- oder bösartig ist. Dafür sticht die Ärztin oder der Arzt mit einer sehr dünnen Nadel in den verdächtigen Knoten. Damit saugen sie einzelne Zellen an, die unter dem Mikroskop untersucht werden können. Der Fachbegriff für diese Biopsietechnik lautet "Feinnadelaspirationszytologie".

Wenn sich bei dieser Untersuchung herausstellt, dass Schilddrüsenkrebs vorliegt, planen die Ärzte weitere diagnostische Schritte wie beispielsweise:

  • Ultraschalluntersuchung der Halslymphknoten
  • Röntgenuntersuchung des Brustbereichs
  • Kehlkopfspiegelung zur Beurteilung der Stimmbandbeweglichkeit

Diese Untersuchungen empfehlen Fachleute vor allem bei den am häufigsten vorkommenden differenzierten Schilddrüsenkarzinomen. Beim medullären Schilddrüsenkarzinom empfehlen sie außerdem eine genetische Untersuchung auf erblichen Krebs. Dabei testen Ärzte an einer Blutprobe, ob eine bestimmte Veränderung im Erbgut vorliegt: das sogenannte RET-Krebsgen (RET ist eine Abkürzung für den englischen Begriff "Rearranged during transfection").

Bei der Diagnose eines anaplastischen Schilddrüsenkarzinoms sind in der Regel weitere bildgebende Verfahren notwendig, beispielsweise eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) beziehungsweise eine Positronenemissionstomographie / Computertomographie (PET/CT).



Wie Patientinnen und Patienten mit Schilddrüsenkrebs behandelt werden, hängt von der feingeweblichen Art ihres Tumors ab und davon, wie weit er sich schon ausgedehnt hat.

In den Stadien T1 bis T3 ist Schilddrüsenkrebs vorwiegend auf die Schilddrüse begrenzt, im Stadium 4 breitet sich der Tumor über die Schilddrüse hinaus aus.
Die Ausbreitung von Schilddrüsenkrebs beschreiben Mediziner mit dem sogenannten TNM-Stadium. Dabei beschreibt der Buchstabe "T" mit der nachfolgenden Ziffer die Größe und Ausbreitung des Schilddrüsentumors. © Krebsinformationsdienst, DKFZ, erstellt mit BioRender.com

Operation bei Schilddrüsenkrebs

Die Operation ist das wichtigste Verfahren zur Behandlung von Betroffenen mit differenziertem Schilddrüsenkarzinom und medullärem Schilddrüsenkrebs. Je nachdem, welche Art vorliegt, unterscheidet sich dabei das operative Vorgehen.

Papilläres Schilddrüsenkarzinom ab 1 cm Größe oder bei Vorliegen von Risikofaktoren: In einer solchen Situation entfernen Ärzte die Schilddrüse vollständig oder so vollständig wie möglich. Fachleute bezeichnen diese Operation als totale oder fast totale Thyreoidektomie. Mögliche Risikofaktoren sind

  • ein Alter von über 45 Jahren,
  • das Vorliegen von Streuherden (Metastasen) oder
  • eine Kopf-Hals-Bestrahlung in der Krankheitsvorgeschichte der Patientin oder des Patienten.

Kleine papilläre Tumoren unter 1 cm Größe: Hier brauchen Ärzte nur den betroffenen Schilddrüsenlappen zu entfernen. Solch eine Operation heißt in der Fachsprache "Lobektomie" oder "Hemithyreoidektomie".

Follikuläres Schilddrüsenkarzinom: Hier hängt das operative Vorgehen davon ab, wie eindringend (invasiv) der Tumor gewachsen ist. In Frage kommen entweder eine Hemithyreoidektomie des befallenen Lappens oder eine komplette Entfernung der Schilddrüse (totale Thyreoidektomie).

Onkozytäres Schilddrüsenkarzinom: Bei dieser Krebsvariante sind im Vergleich zu follikulären Schilddrüsenkrebs häufig Lymphknoten befallen. Daher empfehlen Fachleute neben der kompletten Schilddrüsenentfernung die vorsorgliche Entfernung der Halslymphknoten.

Medullärer Schilddrüsenkrebs: Da bei dieser Krebsart Krebszellen häufiger an mehreren Stellen in der Schilddrüse vorliegen, entfernen Ärzte die Schilddrüse immer vollständig (totale Thyreoidektomie).

Bei Verdacht auf einen Lymphknotenbefall entfernen Ärzte auch die Halslymphknoten bei der Operation. Dieses Verfahren heißt "Neck-Dissection".

Ergänzende Radiojodtherapie

Abhängig von der Ausdehnung des Tumors kann sich bei Betroffenen mit differenzierten (papillären und follikulären) Schilddrüsenkarzinomen nach der Operation eine Radiojodtherapie anschließen.

Eine Radiojodtherapie ist eine Art "Bestrahlung von innen" mit radioaktivem Jod. Sie ist möglich, weil differenzierte Schilddrüsenkarzinome Jod speichern und verstoffwechseln. Fachleute empfehlen eine Radiojodtherapie manchmal auch, wenn ein Schilddrüsenkarzinom nur wenig Jod speichert, etwa beim onkozytären Schilddrüsenkarzinom.

Wichtig zu wissen

Bei Betroffenen mit medullärem oder anaplastischem Schilddrüsenkrebs wirkt eine Therapie mit radioaktivem Jod nicht, da diese Tumoren kein Jod speichern.

Ziel der Radiojodtherapie ist es, möglicherweise noch vorhandene Tumorreste zu beseitigen und einem örtlichen Rückfall vorzubeugen.

Für eine Radiojodtherapie müssen Betroffene wenige Tage im Krankenhaus bleiben. Dass soll verhindern, dass andere Menschen und die Umwelt mit Strahlung belastet werden. Während dieser Zeit sind Patienten abgeschirmt und müssen normalerweise auf Besuche von Angehörigen verzichten. Das radioaktive Jod nehmen Patientinnen und Patienten in der Regel in Kapselform ein.



Hormontherapie mit L-Thyroxin

Nach einer vollständigen Entfernung der Schilddrüse und anschließender Radiojodtherapie ist im Körper kein funktionsfähiges Schilddrüsengewebe mehr vorhanden. Das bedeutet, dass Betroffene lebenslang Schilddrüsenhormone (L-Thyroxin) als Tabletten einnehmen müssen.

Für die richtige Dosierung bestimmen Ärztinnen und Ärzte den Wert des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) im Blut. Ziel ist zunächst den TSH-Wert auf den Normalwert einer gesunden Person zu bringen.

Es gibt aber bestimmte Risikofaktoren, bei denen der TSH-Wert unter diesen Normwert gedrückt werden muss. Etwa wenn die betroffene Person Metastasen hat oder wenn die Ärzte den Tumor operativ nicht vollständig entfernen konnten. Denn: TSH kann das Wachstum von noch vorhandenem Schilddrüsentumorgewebe anregen.

Wenn die Erkrankung fortschreitet oder bei Metastasen

Radiojodtherapie: Schreitet die Erkrankung fort oder streut der Tumor in andere Organe (Fernmetastasen), kann erneut eine Radiojodtherapie infrage kommen. Voraussetzung ist unter anderem, dass es sich um ein jodspeicherndes Karzinom handelt. Liegen ein örtlicher Rückfall oder Lymphknotenmetastasen vor, werden die Tumoren vorher operativ entfernt.

Kontrolliertes Abwarten: Bei Patientinnen und Patienten mit stabiler oder langsam fortschreitender Erkrankung ohne Beschwerden beobachten Ärzte häufig unter engmaschigen Kontrollen den Krankheitsverlauf. Diese Vorgehensweise bezeichnen Fachleute mit dem englischen Begriff "watchful waiting".

Schilddrüsenhormontherapie: Die Ärzte stellen außerdem die Schilddrüsenhormontherapie mit L-Thyroxin so ein, dass die Bildung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) unterdrückt wird.

Zielgerichtete Therapie: Bei Patientinnen und Patienten, deren Tumor nicht mehr auf eine Radiojodtherapie anspricht und fortschreitet, kann eine zielgerichtete Therapie infrage kommen. Das gilt auch für Betroffene mit metastasiertem medullären Schilddüsenkrebs, bei denen eine Radiojodtherapie grundsätzlich nicht wirksam ist.

Gibt es weitere Behandlungsverfahren? Gegebenenfalls können auch örtliche Therapieverfahren sinnvoll sein, etwa eine Strahlentherapie oder eine Operation. Eine klassische Chemotherapie ist bei Betroffenen mit differenziertem oder medullärem Schilddrüsenkrebs hingegen nur wenig erfolgreich.

Behandlung bei anaplastischem Schilddrüsenkarzinom

Bei Patientinnen und Patienten mit anaplastischem Schilddrüsenkrebs hängt die Therapie sehr von ihrer individuellen Erkrankungssituation ab. Es kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht:

  • Wenn es möglich ist und der Tumor nicht in benachbarte Organe wie Luft- oder Speiseröhre eingewachsen ist, entfernen Ärzte den Tumor.
  • Eine weitere Therapiemöglichkeit ist eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie (Radiochemotherapie).

Bei der Therapieplanung ist es wichtig, die Wünsche und Vorstellungen Betroffener mit einzubeziehen und die Lebensqualität zu berücksichtigen.

Zur Verbesserung der Therapiemöglichkeiten wird an zielgerichteten Therapien geforscht. Auch die Immuntherapie beispielsweise mit Immun-Checkpoint-Hemmern untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Studien.



Nach der Behandlung von Schilddrüsenkrebs sind für Patientinnen und Patienten regelmäßige Nachuntersuchungen wichtig. Diese sollen einen Rückfall, aber auch Langzeitfolgen der Therapie frühzeitig erkennen.

Die Abstände der Nachsorgetermine orientieren sich daran, wie die Ärztinnen und Ärzte das Rückfallrisiko einschätzen.

Folgende Nachsorge-Untersuchungen kommen auf Betroffene zu:

  • körperliche Untersuchung
  • Messung der Schilddrüsenhormone, um die Dosierung des Schilddrüsenhormons L-Thyroxin zu überprüfen

Abhängig vom individuellen Risiko und der Art von Schilddrüsenkrebs kommen weitere Untersuchungen hinzu:

Eine vollständige Entfernung der Schilddrüse und eine zusätzliche Radiojodtherapie wirken sich auf den Alltag von Patientinnen und Patienten aus.

  • Im Körper gibt es kein funktionsfähiges Schilddrüsengewebe mehr. Daher nehmen Betroffene lebenslang Schilddrüsenhormone als Tabletten ein (L-Thyroxin). Diese Hormontherapie vertragen Patientinnen und Patienten in der Regel gut.
  • Eine Radiojodtherapie erhöht das Risiko für eine zweite, vom Schilddrüsenkrebs unabhängige Krebserkrankung geringfügig.
  • Auch die Familienplanung kann beeinträchtigt sein:
    Bei Männern können hohe Dosen an Radiojod zu einer Abnahme reifer Samenzellen im Sperma führen. Betroffene können vor einer solchen Therapie Spermien einfrieren lassen, um sich einen späteren Kinderwunsch trotz Radiojodtherapie erfüllen zu können.
    Bei Frauen können in Abhängigkeit von der Radiojod-Dosis die Wechseljahre früher einsetzen.
Eine Junge Frau sitzt auf dem Bett mit einem Tablettenblister in der einen und einem Glas Wasser in der anderen Hand.
Einige Betroffene müssen nach der Schilddrüsenkrebsbehandlung lebenslang Medikamente einnehmen [Symbolbild]. © Kampus Production, Pexels

Auch Folgen der Schilddrüsenkrebs-OP können sich auf das Leben der Betroffen auswirken:

  • Wenn die Nebenschilddrüse geschädigt wurde, ist möglicherweise der Kalziumstoffwechsel beeinträchtigt: Dann kann es erforderlich sein, dass Patientinnen oder Patienten regelmäßig Kalzium einnehmen müssen.
  • Selten kommt es zu einer Stimmbandlähmung, die sich bei den meisten Betroffenen wieder zurückbildet. Sie kann aber auch dauerhaft bleiben.

Psychosoziale Begleitung: Die Situation, mit einer Krebserkrankung und den möglichen Langzeitfolgen konfrontiert zu werden, kann für Betroffene belastend sein. Die betreuende Ärztin oder der betreuende Arzt kann bei der Suche nach einem Psychotherapeuten oder einer Beratungsstelle helfen.



Fachleute empfehlen, dass Patientinnen und Patienten ihren Schilddrüsentumor an einem spezialisierten Zentrum behandeln lassen sollten.

Für die Behandlung von Schilddrüsenkrebs gibt es bislang keine von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten onkologischen Zentren. Es gibt aber zertifizierte Zentren für endokrine Malignome (Schilddrüsenkrebs gehört zu den hormonbildenden = endokrinen Tumoren). Betroffene finden ein solches Zentrum über die Suchmaschine OncoMAP. Es ist auch möglich, sich direkt an ein endokrines Tumorzentrum an einem Comprehensive Cancer Center (CCC) oder Onkologischen Spitzenzentrum zu wenden.

Für die operative Behandlung von Schilddrüsenkarzinomen gibt es durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifizierte Zentren.



Quellen und weiterführende Informationen (Auswahl)

Fachgesellschaften

Haugen BR, Alexander EK, Bible KC et al. 2015 American Thyroid Association Management Guidelines for Adult Patients with Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer: The American Thyroid Association Guidelines Task Force on Thyroid Nodules and Differentiated Thyroid Cancer. Thyroid 2016. 26(1): 1-133.

Wells SA Jr et al. (2015) Revised American Thyroid Association Guidelines for the Management of Medullary Thyroid Carcinoma: The American Thyroid Association Guidelines Task Force on Medullary Thyroid Carcinoma. Thyroid. 2015. 25(6): 567–610.

Epidemiologie

Aktuelle statistische Daten zu Schilddrüsenkrebs bietet das Zentrum für Krebsregisterdaten. Eine Zusammenfassung bietet die Broschüre "Krebs in Deutschland" der epidemiologischen Krebsregister e. V. (GEKID) und des Zentrums für Krebsregisterdaten im Robert Koch-Institut.

Arzneimittel: Herstellerinformationen, Studien, Nutzenbewertungen

Als Quelle für Aussagen zu Medikamenten hat der Krebsinformationsdienst aktuelle Fachinformationen der Hersteller herangezogen (über www.fachinfo.de für Fachkreise zugänglich). Außerdem greift der Krebsinformationsdienst auf frei zugängliche Informationen zu, wie

Zu neueren Arzneimitteln werden als Quelle auch Nutzenbewertungen gemäß § 35a des SGB V herangezogen. Die bisher vorliegenden Berichte sind abrufbar beim Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) unter dem Stichwort "Projekte & Ergebnisse", dann "Publikationen".
Auch der Gemeinsame Bundessausschuss (G-BA) bietet Informationen zu Arzneimitteln. In der Regel handelt es sich dabei um Änderungen der Arzneimittel-Richtlinie.

Fachliteratur

Führer D, Schmitd KW, Dralle H (2019). Anaplastisches Schilddrüsenkarzinom – Update 2019. Onkologe 2019 (25):569-572

Fachbücher

Tumorzentrum München (Ed). Manual Endokrine Tumoren: Empfehlungen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge. 4. Auflage. 2017. Zuckschwerdt Verlag

DeLellis RA, Lloyd RV, Heitz PU et al. (Eds.) WHO Classification of Tumours of Endocrine Organs. Lyon: IARC; 2017:65-143

Weitere Themen

Erstellt: 29.03.2022

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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