Im September 2019 ist in einigen Präparaten des Histamin-H2-Rezeptor-Antagonisten Ranitidin eine Verunreinigung gefunden worden. Die Rede ist von N-Nitrosodimethylamin (NDMA), welches wahrscheinlich das Krebsrisiko steigert. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat daraufhin vorsorglich ein Verfahren eingeleitet: Ziel ist es, zu beurteilen, ob die Gesundheit von Patientinnen und Patienten durch Ranitidin-Präparate gefährdet ist.
Ranitidin ist ein Medikament, das zur Behandlung von gastroduodenalen Ulcera oder Refluxösophagitiden verschrieben wird. In der Onkologie setzen Ärzte Ranitidin aber auch zur Prämedikation vor einer systemischen Tumortherapie ein: Es soll helfen, bei Krebspatienten Hypersensitivitätsreaktionen zu vermeiden. Nun hat die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DHGO) eine Stellungnahme zum Thema veröffentlicht1. Die wichtigsten Aussagen fasst krebsinformationsdienst.med für Sie in einem Linktipp zusammen.
Kritisch prüfen, ob Einsatz notwendig ist
Durch das laufende Verfahren der EMA kann es zu einem Versorgungsengpass von Ranitidin kommen. Das Risiko der Kanzerogenität und der mögliche Versorgungsengpass haben die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DHGO) bewogen, nun eine Stellungnahme zu veröffentlichen: In dieser empfiehlt die DGHO allen Ärztinnen und Ärzten, die Krebspatienten behandeln, den Einsatz von Ranitidin als Prämedikation kritisch zu prüfen. Die Fachgesellschaft betont, dass die Evidenz für den Einsatz von H2-Rezeptor-Antagonisten als Prämedikation dünn sei. Fehlt entsprechende Evidenz, soll auf die Prämedikation mit Ranitidin verzichtet werden. Stattdessen kann eine Prämedikation mit hochdosierten Steroiden, etwa Dexamethason, eine Option sein.
Bei Bedarf Ersatzpräparat verwenden
In den Fachinformationen von Cabazitaxel, Elotuzumab und Paclitaxel wird der Einsatz von Ranitidin oder einem vergleichbaren H2-Rezeptor-Antagonisten empfohlen. Erhalten Patienten eines dieser Arzneimittel im Rahmen ihrer Krebstherapie, sollte als Ranitidin-Ersatz Famotidin eingesetzt werden. Wichtig zu wissen ist: Anders als Ranitidin ist Famotidin nicht als intravenöse Injektion erhältlich. Weitere Details zu diesen und weitere Informationen finden Sie in der Stellungnahme "Ranitidin als Prämedikation in der systemischen Tumortherapie" auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie unter: www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/versorgungsengpass/ranitidin-versorgungsengpass-10-10-2019.pdf (PDF).
Zum Weiterlesen: Verwendete Quellen und vertiefende Informationen
Quelle
1 Als Quelle dieses Linktipps wurde die Stellungnahme "Ranitidin als Prämedikation in der systemischen Tumortherapie" auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie verwendet. Sie ist abrufbar unter: www.dgho.de/publikationen/stellungnahmen/gute-aerztliche-praxis/versorgungsengpass/ranitidin-versorgungsengpass-10-10-2019.pdf (PDF)
Zum Weiterlesen
News zum Thema vom 15. September 2019 auf unserer Internetseite unter: www.krebsinformationsdienst.de/aktuelles/2019/news065-ranitidin-verunreinigung-ndma-krebsrisiko-ema.php
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