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Recherche des Monats: Antioxidantien und malignes Melanom

Sollten Melanompatienten auf die Einnahme der Radikalfänger verzichten?

Antioxidantien haben den Ruf, die Gesundheit zu fördern. Sie fangen freie Radikale ab und reduzieren so oxidativen Stress. Das bewahrt die Zelle vor Schäden. Für Krebszellen könnte das aber womöglich von Vorteil sein.

Nahrungsergänzungsmittel und Obst, © Mizianitka, Pixabay
Hochdosiert kommen Antioxidantien in einigen Nahrungsergänzungsmitteln vor. © Mizianitka, Pixabay

Den Krebsinformationsdienst erreichen immer wieder Anfragen von Patientinnen und Patienten, die verunsichert sind, ob sie Antioxidantien zu sich nehmen dürfen. Denn Antioxidantien wird nachgesagt, dass sie das Tumorwachstum und die Metastasierung ankurbeln könnten. Sollten Krebspatienten daher hohe Dosen Antioxidantien, etwa in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, besser meiden?



Metastasierung durch Antioxidantien: Hinweise aus präklinischen Studien

Möglicher Zusammenhang: Antioxidantien, oxidativer Stress und Metastasierung

Die Autoren folgern aus ihren Untersuchungen an Mäusen mit malignem Melanom, dass oxidativer Stress die Metastasierung einschränkt. Oxidativer Stress sorge dafür, dass zirkulierende Krebszellen nicht überleben und proliferieren könnten. Die Gabe von Antioxidantien reduziere den oxidativen Stress und ermögliche es metastasierenden Zellen zu überleben. Auf diese Weise könnten Antioxidantien ein Fortschreiten der Erkrankung beziehungsweise die Metastasierung fördern.

 

Untersuchungen mit Zellkulturen sowie mit Mäusen deuten darauf hin, dass Antioxidantien möglicherweise die Metastasierungsfähigkeit von Melanomzellen fördern könnten.

Zunahme der Metastasen bei Mäusen

Eine Arbeitsgruppe aus Göteborg hat die antioxidativen Substanzen N-Acetylcystein (NAC) und Vitamin E in einem Mausmodell für das maligne Melanom sowie an menschlichen Melanomzelllinien getestet1. Dabei beobachteten sie Folgendes:

  • Im Mausmodell erhöhte sich bei den Tieren unter der Gabe von N-Acetylcystein die Anzahl der Lymphknotenmetastasen. Auch die Anzahl der Lungenmetastasen nahm etwas zu. Die Anzahl und Größe der Primärtumoren änderte sich dagegen nicht.
  • In Zellkultur förderten sowohl N-Acetylcystein als auch Vitamin E die Zellwanderung (Migration) der Melanomzellen und ihre invasiven Fähigkeiten. Die Teilungsaktivität der Tumorzellen (Proliferation) war nicht beeinflusst.

Weniger oxidativer Stress, mehr Metastasierung?

Auch die Untersuchungen einer US-amerikanischen Arbeitsgruppe deuten darauf hin, dass das Antioxidans N-Acetylcystein die Metastasierung beim Melanom begünstigen könnte2. Die Wissenschaftler führten Experimente mit Mäusen durch, denen zuvor menschliche Melanomzellen transplantiert worden waren.

  • Es zeigte sich, dass im Blut zirkulierende Melanomzellen generell höhere Level an oxidativem Stress aufwiesen als Primärtumoren. Dies verhindert in vielen Fällen eine erfolgreiche Fernmetastasierung durch diese Zellen.
  • Erhielten die Mäuse eine subkutane Injektion von N-Acetylcystein, entstanden mehr Metastasen.
  • Auf das Wachstum des Primärtumors hatte die NAC-Gabe dagegen keinen Einfluss.

Freie Radikale: kontroverse Rolle bei Krebs

Begriffserklärungen

Oxidativer Stress: Oxidativer Stress entsteht als Folge einer erhöhten Konzentration von hochreaktiven Sauerstoffverbindungen in der Zelle.

Freie Radikale: Hochreaktive Sauerstoffverbindungen werden auch als Sauerstoffradikale oder freie Radikale bezeichnet. Sie entstehen beispielweise bei der Energiegewinnung in der Zelle oder durch Einflüsse aus der Umwelt, z. B. UV-Strahlung.

Antioxidantien: Antioxidantien sind auch als Radikalfänger bekannt, weil sie freie Radikale im Körper unschädlich machen können. Als Antioxidantien werden allgemein Verbindungen bezeichnet, die eine Oxidation anderer Substanzen verlangsamen oder verhindern. Dazu gehören körpereigene Antioxidantien und solche, die über die Nahrung zugeführt werden, beispielsweise Selen, Polyphenole und einige Vitamine.

Auf die Konzentration kommt es an: Freie Radikale können oxidative Schäden an der DNA verursachen. Auf diese Weise kann Krebs entstehen. Man geht davon aus, dass Sauerstoffradikale diese Wirkung bei niedrigen bis mittleren Konzentrationen ausüben. In hohen Konzentrationen können freie Radikale zum Tod der Zellen führen, auch von Tumorzellen. Viele Zytostatika sowie die Strahlentherapie entfalten sehr wahrscheinlich über die Bildung freier Radikale einen Teil ihrer therapeutischen Wirkung.

Radikalfänger könnten Tumorzellen zugutekommen: Antioxidantien vermindern oxidativen Stress. Dieser Effekt kann bei gesunden Zellen durchaus gewünscht sein, bei Tumorzellen aber nicht. Denn so könnten Antioxidantien dafür sorgen, dass Tumorzellen überleben.

Bislang vorliegende Daten stammen vorwiegend aus der Grundlagenforschung. Ob Antioxidantien auch bei Krebspatienten das Metastasierungsrisiko erhöhen, weiß man derzeit nicht, da es noch keine Daten aus klinischen Studien gibt.

Einer epidemiologischen Studie aus Deutschland zufolge scheinen Antioxidantien die Prognose von Brustkrebspatientinnen in der Postmenopause zu verschlechtern. Eine Antioxidantien-Einnahme während der Chemotherapie oder Bestrahlung erhöhte in dieser Studie die Sterblichkeit und das Rückfallrisiko der Brustkrebspatientinnen.

Einfluss von Antioxidantien auf das Krebsrisiko

Unabhängig von der Situation bereits an Krebs erkrankter Patienten ist die Frage, ob Antioxidantien das Krebsrisiko bei gesunden Personen beeinflussen. Hierzu wurden etliche Studien durchgeführt. Die Ergebnisse sind allerdings nicht eindeutig. Der Einfluss von Antioxidantien auf das Erkrankungsrisiko ist daher noch unklar. In einigen klinischen Studien wurde eine Risikoerhöhung für manche Krebsarten durch bestimmte Antioxidantien gezeigt. Es gibt aber auch Studien, die eine krebshemmende Wirkung beschreiben.

Mehr Informationen zu einem möglichen Schutz vor Krebs finden Sie auf unseren Internetseiten unter Vitamine und Spurenelemente.

Fazit

Weitere Informationen zur Nährstoffzufuhr

Die Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr sind auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) zu finden, darunter u. a. für die verschiedenen Vitamine und Selen. Ein Mangelzustand besteht, wenn die Werte stark unter den Referenzwerten liegen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bietet Fragen und Antworten zu Nahrungsergänzungsmitteln.

 

 

Ob Antioxidantien bei Patienten mit einem Melanom die Metastasierung und eventuell das Krebswachstum fördern, kann gegenwärtig nicht sicher beantwortet werden. Bislang gibt es dazu nur Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung.

Insgesamt ist die Fragestellung komplex: Neben der Tumorart und dem Erkrankungsstadium spielt vermutlich auch eine Rolle, welche antioxidative Substanz eingesetzt wird und in welcher Konzentration sie vorliegt.

Vorsicht ist auch aus anderen Gründen geboten

Eine unkritische Einnahme von Antioxidantien kann auch aus anderen Gründen problematisch sein. Nach derzeitigem Kenntnisstand ist nicht auszuschließen, dass Antioxidantien wie Vitamin C, E und Beta-Carotin die Wirkung einer Chemotherapie oder einer Strahlentherapie beeinträchtigen. Einige Vitamine führen außerdem zu unerwünschten Wechselwirkungen mit manchen Krebsmedikamenten. Daher raten etliche Fachgesellschaften Krebspatienten davon ab, während der Tumortherapie hochdosierte Antioxidantien in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Bei Mangelzuständen sollte zunächst versucht werden, diese über eine vollwertige Ernährung statt über Vitamin- und Mineralstoffpräparate auszugleichen.



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Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Fachkreise-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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