Übergewicht begünstigt Entzündungen im Fettgewebe, die als krebsfördernd gelten. Nehmen übergewichtige Frauen ab, sinken auch ihre Entzündungswerte. Auf Kalorien zu verzichten - allein oder in Kombination mit Sport - hat dabei eine vergleichbare Wirkung wie entzündungshemmende Medikamente. Das hat eine amerikanische Forschergruppe herausgefunden. Auch kanadische und deutsche Wissenschaftler waren beteiligt, darunter Cornelia Ulrich vom Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) und dem Deutschen Krebsforschungszentrum.
Etwa 25 Prozent aller Krebsfälle weltweit gehen nach Ansicht von Epidemiologen auf das Konto von Übergewicht und Bewegungsmangel. Zu den Krebserkrankungen, bei denen ein gesicherter Zusammenhang zu Übergewicht besteht, zählen Brustkrebs, Darmkrebs, Krebs der Speiseröhre und das Endometriumkarzinom. Heute weiß man: Viele Übergewichtige weisen typische Stoffwechselveränderungen auf. Diese beeinflussen nicht nur den Hormonspiegel. Sie lösen im Fettgewebe außerdem eine Art chronischen "Alarmzustand" aus: Entzündungszellen im Fettgewebe geben Botenstoffe ab, die die Krebsentstehung begünstigen. Die Studiengruppe ging der Frage nach, ob sich diese Reaktionen durch Kalorienreduktion und Training beeinflussen lassen.
An der aktuelle Studie nahmen 438 übergewichtigen Frauen nach den Wechseljahren teil. Sie wurden nach dem Zufallsprinzip in eine von drei Studiengruppen (nur Diät, Diät plus Sport, nur Sport) oder in eine Kontrollgruppe eingeteilt, die weiterlebte wie bisher. Die Wissenschaftler kontrollierten regelmäßig gängige Marker für Entzündungen anhand von Blutproben.
Im Mittel konnten die Teilnehmerinnen der Diät-Gruppe sowie der Diät-und-Sport-Gruppe ihr Körpergewicht um rund zehn Prozent reduzieren. Verglichen mit den Frauen der Kontrollgruppe sanken in den beiden Diät-Gruppen auch alle Entzündungsparameter. Je größer die Gewichtsabnahme war, desto stärker sank zum Beispiel der Spiegel eines zentralen Entzündungsmarkers, des C-reaktiven Proteins (CRP). Teilnehmerinnen, die nur Sport getrieben hatten, erreichten eine Verbesserung dieser Laborwerte nur dann, wenn sie gleichzeitig auch Gewicht verloren haben.
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Die vollständige Pressemitteilung des Deutschen Krebsforschungszentrums ist abrufbar unter www.dkfz.de/de/presse/pressemitteilungen/2012/dkfz-pm-12-19-Abnehmen-bremst-krebsfoerdernde-Entzuendungen.php. Dort kann die Meldung auch als PDF-Datei geladen werden.
Originalarbeit in englischer Sprache: Imayama I, Ulrich CM, Alfano CM, Wang C, Xiao L, Wener MH, Campbell KL, Duggan C, Foster-Schubert KE, Kong A, Mason CE, Wang CY, Blackburn GL, Bain CE, Thompson HJ, McTiernan A. (2012). Effects of a Caloric Restriction Weight Loss Diet and Exercise on Inflammatory Biomarkers in Overweight/Obese Postmenopausal Women: A Randomized Controlled Trial. Cancer Research 2012, doi: 10.1158/0008-5472.CAN-11-3092.
Der Krebsinformationsdienst bietet zudem einen eigenen Überblick zum Thema: Unter der Überschrift "Ernährung und Krebsvorbeugung" finden sich auch Hinweise zum Einfluss von Gewicht auf die Krebsentstehung.
Die bei Übergewicht häufig entstehende "Schieflage" des Stoffwechsels bezeichnen Forscher als metabolisches Syndrom. Sie gilt heute als Risikofaktor für Diabetes mellitus und eine Reihe anderer Erkrankungen. Mehr zu Stoffwechselveränderungen und chronischen Entzündungen als Krebsrisikofaktoren bietet der Text "Krebsentstehung: Wie aus gesunden Zellen Tumorzellen werden".
Was ist der Forschungsstand zum Schutz vor Krebs durch entzündungshemmende Medikamente wir Aspirin? Eine Übersicht bietet der Krebsinformationsdienst in einer Meldung vom 28. März 2012.