Eine Arbeitsgruppe der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) hat Dieselabgase als „krebserzeugend für den Menschen“ eingestuft.
Ausschlaggebend für die Neubewertung waren Untersuchungen an Arbeitnehmern, die zum Beispiel im Bergbau oder in Werkshallen hohen Konzentrationen von Dieselabgasen ausgesetzt sind. Bei ihnen hatten Wissenschaftler eine gesteigerte Lungenkrebsrate nachgewiesen.
Die alltägliche Belastung durch den Straßenverkehr in den Großstädten und Ballungszentren der Welt spielte dagegen eine untergeordnete Rolle.
IARC stuft Emissionen als krebserregend ein
Die IARC nimmt ihre Bewertung zum Anlass, Regierungen und andere Entscheidungsträger wie zum Beispiel die Industrie zum Handeln aufzufordern.
Sie verweist darauf, dass in Europa und Nordamerika in den letzten beiden Jahrzehnten immer strengere gesetzliche Regelungen zur Begrenzung des Risikos in Kraft getreten sind. Diese Vorgaben haben, so die IARC, zur Entwicklung neuer Technologien geführt: Die Zusammensetzung der Dieselkraftstoffe wurde verändert, es gibt sparsamere Motoren sowie Möglichkeiten der Abgasfilterung.
Die Experten gehen allerdings davon aus, dass es noch viele Jahre dauern wird, bis sich solche Neuerungen weltweit durchgesetzt haben werden.
Hintergrund
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (International Agency for Research on Cancer, IARC) handelt im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation WHO.
Eine ihrer Aufgaben ist die Bewertung von möglicherweise krebserzeugenden Stoffen oder Situationen, in denen Menschen einer Kombination von risikosteigernden Faktoren ausgesetzt sind. In regelmäßigen Abständen treffen sich Experten, um die aktuelle Fachliteratur zu einem Thema zu sichten und die vorliegenden Aussagen zum Risiko zu bewerten.
Die Umsetzung entsprechender Erkenntnisse, zum Beispiel durch gesetzliche Schutzvorschriften oder Verbote, liegt dann jedoch bei den Regierungen und Behörden der einzelnen Staaten.
Das Bewertungssystem der IARC sieht fünf Einstufungen vor (http://monographs.iarc.fr/ENG/Classification/index.php):
Zum Weiterlesen
Die Neubewertung von Dieselabgasen fasst die IARC (www.iarc.fr) am 12. Juni 2012 in einer englischsprachigen Pressemitteilung zusammen, abrufbar unter http://press.iarc.fr/pr213_E.pdf. In dieser Pressemitteilung werden auch zwei der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zitiert, die als Grundlage dienten.
Interviews mit Experten sowie weitere Hintergrundinformationen stellt die IARC zudem in englischer Sprache unter www.iarc.fr/en/media-centre/iarcnews/2012/mono105-info.php bereit.
Informationen zur Luftreinhaltung in Deutschland stellt das Umweltbundesamt unter www.umweltbundesamt.de/luft/index.htm zur Verfügung.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz (BAUA) bietet Hintergründe zum Schutz vor Dieselabgasen am Arbeitsplatz. Ein grundlegendes Dokument ist die "Technische Regel für Gefahrstoffe: Abgase von Dieselmotoren" (Nr. TRGS 554), abrufbar unter www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefahrstoffe/TRGS/TRGS-554.html.
Welche Faktoren steigern das Lungenkrebsrisiko noch? Eine aktuelle Übersicht bietet der Krebsinformationsdienst im Text „Wie entsteht Lungenkrebs?“