Archiv

Bessere Strahlentherapie für die Dritte Welt

Das Deutsche Krebsforschungszentrum und die Precisis AG haben gemeinsam den Prototyp einer mechanischen Strahlenblende vorgestellt. Diese Blende ermöglicht erstmalig, auch mit den in der Dritten Welt noch weit verbreiteten Kobalt-Geräten Krebs präzise zu bestrahlen. Die Blende passt das Strahlenfeld exakt an die Tumorform an. So wird das umgebende gesunde Gewebe geschont. "Bisher standen solche Strahlenblenden nur für Linearbeschleuniger zur Verfügung", sagt Prof. Wolfgang Schlegel im Deutschen Krebsforschungszentrum. Solche Geräte gelten in Deutschland und anderen Industrieländern als Standard. Sie sind aber von einer zuverlässigen Stromversorgung abhängig. Etwa 2000 Kliniken in der Dritten Welt arbeiten daher noch mit 60Kobalt-Geräten.

CobRaLeaf, © dkfz.de
DKFZ und Precisis AG haben gemeinsam den Prototyp einer mechanischen Strahlenblende vorgestellt. © dkfz.de

CobRaLeaf*, so der Name der Blende, besteht aus vielen engstehenden, verschiebbaren Metalllamellen und kann an den vorhandenen Kobalt-Geräte angebracht werden. Schlegel: "Bei CobRaLeaf wird die Form der Lamellen von Hand eingestellt. Aber im Vergleich zu den rechteckigen Strahlenfeldern, mit denen vorher gearbeitet wurde, ist das ein sehr großer Fortschritt."

"Fortschritt in der Medizin muss nicht zwangsläufig teuer sein. Im Gegenteil, der flächendeckende Einsatz von wirtschaftlich vernünftigen Therapiegeräten könnte mehr Leben retten als die lediglich punktuell verfügbaren High-End-Geräte", sagt Dr. Angela Liedler, Vorstand der Precisis AG. Die Blende soll von 2013 an in Serie gefertigt werden.

Der Hintergrund: Hightech-Bestrahlung benötigt gute Stromversorgung

In Deutschland wie in anderen entwickelten Industrieländern ist Strahlentherapie Hightech: Die Strahlen werden von einem Linearbeschleuniger erzeugt, der sich mit höchster Präzision um den Patienten bewegt. Spezielle Software sorgt für die richtige Strahlendosis, und computergesteuerte Blendensysteme passen das Strahlenfeld automatisch der Tumorkontur an.

Die teuren Linearbeschleuniger benötigen jedoch zuverlässige Stromversorgung und tolerieren keine Spannungsschwankungen. Daher können sie in der Dritten Welt oft nicht betrieben werden. Stattdessen behandeln dort viele Kliniken Krebspatienten mit einer so genannten "Kobaltkanone", bei der das radioaktive Element 60Kobalt die Strahlung abgibt. Diese Geräte generieren Strahlenfelder mit verhältnismäßig großem, wenig variablem Querschnitt, der bislang nicht der Tumorform angepasst werden konnte.

*CobRa steht für Cobalt und Radiation; Leaf steht für Lamelle



Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

powered by webEdition CMS