Gelenkbeschwerden sind eine sehr häufige Nebenwirkung der antihormonellen Therapie mit Aromatasehemmern bei Patientinnen mit Brustkrebs. Was lässt sich dagegen tun? Wir geben anhand einer Beispielanfrage Antworten.
+++ Hinweis: Bitte beachten Sie unseren aktuellen Text zum Thema +++
"Ich hatte Brustkrebs und bekomme nach Operation und Bestrahlung nun eine antihormonelle Therapie mit einem Aromatasehemmer. Dieser verursacht bei mir aber viele Nebenwirkungen, vor allem starke Gelenkschmerzen. Was kann ich dagegen tun?" *
Sie fragen sich, was Sie gegen Gelenkschmerzen tun können, die durch einen Aromatasehemmer der Antihormontherapie ausgelöst werden.
Antihormontherapie: hemmt die Wirkung von Östrogen und so das Wachstum von hormonabhängigem Brustkrebs
Hormonabhängiger Brustkrebs: Tumoren, die durch das Hormon Östrogen zum Wachsen angeregt werden
Aromatasehemmer: werden zur Antihormontherapie eingesetzt, sie unterdrücken die Bildung von Östrogen
Tatsächlich treten Gelenkbeschwerden etwa bei jeder zweiten Patientin auf, die einen Aromatasehemmer als antihormonelle Therapie gegen Brustkrebs erhält. Vor allem Frauen nach den Wechseljahren bekommen diese Medikamente zur ergänzenden Behandlung von hormonabhängigem Brustkrebs.
Gelenkbeschwerden setzen meist in den ersten 6 Monaten der Therapie ein und treten häufiger bei Patientinnen auf, deren Wechseljahre noch nicht lange zurückliegen.
Die Ursachen der Beschwerden sind bisher noch nicht vollständig geklärt. Expertinnen und Experten gehen aber davon aus, dass die Gelenkschmerzen sehr wahrscheinlich eine Nebenwirkung des Östrogenentzugs sind.
Aromatasehemmer unterdrücken die Produktion von Östrogen, dem weiblichen Geschlechtshormon. Dies wirkt bei östrogenabhängigem Brustkrebs zwar wachstumshemmend, kann sich aber auch auf die Gelenke auswirken. Denn: Östrogene sind wichtig dafür, Gelenkknorpel und Knochen zu erhalten.
Wichtig zu wissen: Gelenkbeschwerden treten beispielsweise auch als Folge der Hormonumstellung der natürlichen Wechseljahre auf – in der Regel nach der Menopause, der letzten Regelblutung im Leben einer Frau.
Wenn Sie bereits vor der Therapie mit einem Aromatasehemmer Gelenkschmerzen hatten, ist es gut möglich, dass die Behandlung diese verstärkt.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
In Studien konnten verschiedene konservative Therapiemöglichkeiten die Gelenkschmerzen durch Aromatasehemmer lindern. Ob und welche der folgenden Medikamente oder Maßnahmen infrage kommen, können Sie mit ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprechen.
Schmerztherapie: Eine an die Patientin individuell angepasste Behandlung mit Schmerzmitteln oder auch entzündungshemmenden Medikamenten können die Beschwerden lindern.
Therapiepausen: Einigen Frauen kann es helfen, die Behandlung mit dem Aromatasehemmer 4 bis 6 Wochen zu pausieren. Viele Expertinnen und Experten schätzen eine derartige Therapiepause als vertretbar ein.
Tamoxifen: wird ebenfalls zur Antihormontherapie eingesetzt, es blockiert die Bindestellen der Zellen für Östrogen
Medikamentenwechsel: Unter Umständen ist ein Wechsel auf einen anderen Aromatasehemmer oder auf Tamoxifen sinnvoll. Gelenkschmerzen gelten nicht als typische Nebenwirkung von Tamoxifen. Dafür ist es bei Brustkrebspatientinnen nach den Wechseljahren wahrscheinlich etwas weniger wirksam gegen Krankheitsrückfälle, jedoch wesentlich wirksamer als keine antihormonelle Therapie.
Komplementäre und alternative Methoden
Neben den konservativen Therapiemöglichkeiten gibt es noch komplementäre und alternative Methoden gegen Gelenkschmerzen unter einem Aromatasehemmer. Bisherige wissenschaftliche Studien konnten einen schmerzlindernden Effekt dieser Methoden aber nicht eindeutig nachweisen.
Das Risiko für mögliche Nebenwirkungen oder Schäden schätzen Fachleute bei den meisten dieser Methoden jedoch sehr gering ein. Daher kann es sich lohnen auszuprobieren, ob Ihnen diese Methoden persönlich helfen.
Ein gesundes Körpergewicht wirkt sich generell positiv auf den Krankheitsverlauf bei Patientinnen und Patienten mit Brustkrebs aus.
Körperliche Aktivität: Ob Bewegung und Sport gegen Gelenkschmerzen helfen, ist noch nicht abschließend geklärt. Doch vor dem Hintergrund, dass Übergewicht ein möglicher Risikofaktor für das Auftreten von Gelenkbeschwerden unter Aromatasehemmern ist, empfiehlt sich ausreichend Bewegung. Darüber hinaus wissen Fachleute: Sport und Bewegung wirken sich insgesamt positiv auf den Krankheitsverlauf bei Brustkrebs aus.
Patientinnen, die Nahrungsergänzungsmittel einnehmen möchten, sollten dies stets mit ihren behandelnden Ärzten absprechen.
Nahrungsergänzungsmittel: Einige bisherige Studien deuten darauf hin, dass Vitamin D oder Vitamin B12 Gelenkschmerzen durch Aromatasehemmer lindern können. Doch diese Studien sind nicht eindeutig oder nicht qualitativ hochwertig genug, sodass weitere Untersuchungen notwendig sind.
Akupunktur: Es gibt Hinweise darauf, dass Akupunktur bei Gelenkschmerzen durch einen Aromatasehmmer einen schmerzlindernden Effekt hat. Die Ergebnisse verschiedener Studien zum Thema sind jedoch widersprüchlich.
Enzympräparate: Möglicherweise helfen Patientinnen auch bestimmte Enzyme, die gerinnungs- und entzündungshemmend wirken.
Fazit
Auch wenn Sie unter einer Antihormontherapie Beschwerden wie Gelenkschmerzen entwickeln, sollten Sie vermeiden, den Aromatasehemmer ersatzlos abzusetzen. Denn: Dies kann Ihr Risiko für einen Brustkrebsrückfall erhöhen.
Derzeit gibt es jedoch keine Medikamente oder Maßnahmen – konventionell oder alternativ-komplementär, die wissenschaftlich zweifellos bewiesen Gelenkschmerzen lindern können.
Sie sollten daher für sich selbst ausprobieren, was Ihnen hilft. Besprechen Sie jedoch jede Maßnahme zunächst mit Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten. Gemeinsam können Sie Nutzen und Risiken gegeneinander abwiegen.
Zum Weiterlesen
Informationen des Krebsinformationsdienstes
Mehr zum Thema lesen Sie unter Brustkrebs: Die Antihormontherapie.
Weitere Informationen zu anderen Aspekten zum Alltag mit und nach Krebs finden Sie unter Brustkrebs: Leben mit und nach der Erkrankung.
* Hinweis: Solche Fragen erreichen den Krebsinformationsdienst regelmäßig zur Antihormontherapie bei Brustkrebs. Der hier verwendete Text ist keine Original-Anfrage, sondern ein redaktionell bearbeitetes Beispiel.
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