Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) hat entschieden, die Brachytherapie für Männer mit Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom als Therapie in die ambulante Versorgung aufzunehmen. Eine Patienteninformation klärt dazu auf.
Patienten mit Niedrig-Risiko-Prostatakrebs, die sich für eine Brachytherapie entschieden haben, müssen dafür künftig nicht mehr in eine Klinik gehen. Sie können sie auch ambulant erhalten, das hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) nun beschlossen.
Diesen Beschluss hat der G-BA mit einer Patienteninformation verknüpft. Damit sollen Patienten, die sich bereits für eine Brachytherapie entschieden haben, zum Verfahren aufgeklärt werden. Unentschlossenen Männern soll dadurch die Entscheidung für oder gegen die Therapie leichter fallen.
Niedrig-Risiko-Prostatakrebs
Diese Diagnose bekommen Männer mit lokal begrenztem Prostatakarzinom und einer geringen Wahrscheinlichkeit für einen Krankheitsrückfall.
Ärzte stellen die Diagnose, wenn bei einem Patienten die folgenden medizinischen Kriterien vorliegen:
PSA-Wert ≤ 10 Nanogramm pro Milliliter (ng/ml)
Gleason-Score 6
Tumorstadium T1c oder 2a
Ambulante Brachytherapie: Warum hat das so lange gedauert?
Bei einer Brachytherapie werden sogenannte Seeds, kleine umhüllte Strahlenquellen, in die Prostata implantiert, um den Krebs von innen zu bestrahlen. Die verwendeten Strahlen haben nur eine geringe Reichweite und klingen nach wenigen Wochen ab.
Stellenwert der Behandlung: Die Brachytherapie wird schon länger von der ärztlichen Leitlinie als Therapie für Patienten mit Niedrig-Risiko-Prostatakrebs empfohlen. Die Beweiskraft (Evidenz) der dazu verfügbaren Daten zum Nutzen der Behandlung bewerten Experten bisher jedoch als gering. Daher hat der G-BA auch lange die Entscheidung zur ambulanten Brachytherapie herausgezögert.
Ursprünglich sollte die im Jahr 2013 gestartete PREFERE-Studie Nutzen und Risiken der Brachytherapie bei lokal begrenztem Prostatakrebs mit den Behandlungsalternativen (Operation, Bestrahlung von außen und aktive Überwachung) vergleichen. Aufgrund einer zu geringen Teilnehmerzahl wurde die Studie 2016 aber vorzeitig beendet. Nun hat der G-BA entschieden, im Rahmen eines gründlichen Abwägungsprozesses auch Unterlagen niedrigerer Evidenzstufen zu akzeptieren, um den Nutzen der Brachytherapie zu bewerten.
Neuer G-BA-Beschluss, neue Vorgaben:
- Patienten, die bestimmte medizinische Kriterien (siehe Kasten) erfüllen, können eine Brachytherapie künftig auch ambulant erhalten.
- Männer, für die diese Therapie infrage kommt oder denen eine Brachytherapie bevorsteht, sollen durch ihre Ärzte umfassend über die Vor- und Nachteile aufgeklärt werden. Dabei soll künftig eine Patienteninformation helfen, die vom G-BA gemeinsam mit dem Beschluss veröffentlicht wurde.
- Der Beschluss beinhaltet außerdem Vorgaben, um die Qualität der Brachytherapie auch bei der ambulanten Versorgung zu sichern: Ärzte müssen bestimmte Qualifikationen vorweisen, um eine Brachytherapie in ihrer Praxis anbieten zu dürfen. Außerdem müssen der Patient sowie der weiterbehandelnde Arzt darüber informiert werden, dass sogenannte Postimplantationskontrollen notwendig sind.
Postimplantationskontrolle: 4 bis 6 Wochen nach dem Einsetzen (Implantation) der Seeds haben Patienten einen Kontrolltermin. Dabei untersucht die Ärztin oder der Arzt, wie die Seeds und die Strahlendosis in der Prostata verteilt sind. Diese Nachuntersuchung ist in der Regel eine Computertomographie.
Inhalte der Patienteninformation
Die Broschüre des Krebsinformationsdienstes bietet detailliertere Informationen zur Erkrankung und über die verschiedenen Therapiemöglichkeiten bei lokal begrenztem Prostatakrebs.
Die Entscheidungshilfe Prostatakrebs der deutschen urologischen Fachgesellschaft kann bei der Entscheidungsfindung ebenfalls unterstützen.
Die Patienteninformation des G-BA geht auf folgende Fragen ein:
- Was bedeutet die Diagnose Niedrig-Risiko-Prostatakrebs?
- Wie ist der wahrscheinliche Krankheitsverlauf (die Prognose) der Erkrankung?
- Was ist eine Brachytherapie und wie läuft sie ab?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es neben der Brachytherapie?
- Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Therapiemöglichkeiten?
Die Patienteninformation des G-BA beinhaltet ebenfalls weiterführende Informationen zu Niedrig-Risiko-Prostatakrebs sowie zur Brachytherapie. Außerdem bietet sie für Patienten Hinweise, wie sie sich auf das Arztgespräch vorbereiten können.
Zum Weiterlesen
Die begleitende Patienteninformation zur Brachytherapie ist im Beschluss des G-BA ab Seite 4 zu finden und als PDF-Dokument abrufbar.
Informationen des Krebsinformationsdienstes
Was die Diagnose "lokal begrenzter Prostatakrebs" genau bedeutet, können Sie unter Behandlung bei auf die Prostata begrenztem Tumor nachlesen.
Allgemeine Informationen zu den einzelnen Therapiemöglichkeiten bei lokal begrenzten Prostatakrebs finden Sie unter Prostatakrebs: Therapiemöglichkeiten.
Wie die Nachsorge nach einer Brachytherapie aussieht, erfahren Sie unter Prostatakrebs: Rehabilitation und Nachsorge.
Das Informationsblatt Behandlungswahl: Was muss ich wissen? gibt nützliche Tipps, wie sich Patienten an der Behandlungswahl beteiligen können.
Fragen zur Therapie von Prostatakrebs? Wir sind für Sie da.
Sie erreichen den Krebsinformationsdienst:
- am Telefon täglich von 8 bis 20 Uhr kostenlos unter 0800 – 420 30 40
- per E-Mail an krebsinformationsdienst@dkfz.de (datensicheres Kontaktformular)