Die männliche Sexualität steht unter dem Einfluss vieler körperlicher und seelischer Vorgänge. Krebs kann diese Vorgänge empfindlich stören. Je nach Situation kann darunter die Lust des Mannes leiden. Das muss nicht sein.
Das sexuelle Verlangen und Verhalten ist von Mensch zu Mensch, auch unabhängig von einer Krankheit, sehr verschieden.
Bei einer Krebserkrankung und den damit verbundenen Beschwerden kommt es häufig vor, dass der Erkrankte kaum noch Interesse an einer sexuellen Beziehung hat und kaum noch auf erotische Reize reagiert.
Warum die Lust verloren geht
Während der Behandlung und während eines Krankenhausaufenthalts haben viele Betroffene das Gefühl, ihr Körper komme ihnen abhanden oder er sei nur noch Gegenstand medizinischer und pflegerischer Verrichtungen.
Für Therapien oder Untersuchungen liegt man immer wieder halb nackt vor Fremden. Das verletzt die Intimsphäre und kann dazu führen, dass jemand danach eine Zeitlang nicht mehr berührt werden will.
Einige Menschen distanzieren sich auch innerlich von unangenehmen Körperempfindungen, sodass sich manche Körperstellen wie taub anfühlen.
Wie die Lust zurückkommen kann
Die folgenden Anregungen sind aus der Broschüre Männliche Sexualität und Krebs (PDF) des Krebsinformationsdienstes, DKFZ. Sie können Betroffenen und Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner helfen, zu einem lustvollen Miteinander zu finden.
Für die Sexualität und die Beziehung zwischen zwei Menschen gibt es jedoch keine Patentrezepte. Was die einen als angenehm empfinden, kann sich für andere als unpassend oder gar störend erweisen.
- Miteinander reden: Setzen Sie sich nicht unter Druck, falls Sie momentan kein Verlangen nach Sex verspüren. Sprechen Sie jedoch mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner darüber und auch über deren Wünsche und Bedürfnisse. Vielleicht sind diese ganz anders als Sie vermuten, oder sie lassen sich anders als durch Geschlechtsverkehr erfüllen.
Wenn es Ihnen schwerfällt, miteinander zu reden, kann eine neutrale dritte Person Sie vielleicht dabei unterstützen, Ihre Gedanken zu ordnen und die passenden Worte zu finden. Auch Fachleute aus Ihrem Behandlungsteam können Sie beraten. Oder Sie wenden sich zunächst an eine Krebsberatungsstelle in Ihrer Region.
- Den Kopf entlasten: Sexualität ist auch Kopfsache. Emotionale und geistige Belastung kann die Lust verdrängen. Entspannungstechniken können helfen, trübe Gedanken loszuwerden. Es gibt viele unterschiedliche Methoden von A wie Autogenes Training bis Z wie Zen. Suchen Sie sich unter den verschiedenen Möglichkeiten diejenigen aus, die Ihnen am ehesten entsprechen.
- Erotische Phantasien: Es kann unterhaltsam und anregend sein, sich durch Phantasien in die Welt der Lust zu versetzen. Sie können alleine oder gemeinsam mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner darüber phantasieren, welche sexuellen Wünsche Sie ausleben möchten. Manchmal weckt die Erinnerung an frühere, besonders schöne erotische Momente die Lust.
- Masturbation: Der sexuellen Befreiung zum Trotz haftet der Masturbation in manchen Kreisen immer noch ein Tabu an. Selbstbefriedigung ist eine natürliche Möglichkeit, sexuelle Lust zu erleben und die Reaktion des eigenen Körpers (wieder) zu entdecken oder besser kennen zu lernen.
Masturbation hilft Männern, die sexuellen Organe und Empfindungen lebendig und funktionsfähig zu halten. Auch im Rahmen von Sexualtherapien kann es ein Therapiebestandteil sein, dass Betroffene verschiedene Möglichkeiten der Selbstbefriedigung für sich ausprobieren.
- Partnermassagen: Gegenseitige Massage, zärtliches Berühren und Küssen wirken entspannend und lösen manche Blockade. Sie können sich dabei sehr nahe sein – auch ohne Geschlechtsverkehr. Manchmal wirkt es sogar erotisierender und erregender, wenn die Sexualorgane zunächst nicht berührt werden.
- Partnerabend: Legen Sie mit Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner einen fixen Abend pro Woche fest, an dem sie zärtlich oder sexuell sein wollen. Wechseln Sie sich dabei ab: Am einen Abend wünschen Sie, was Sie von Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner möchten, am nächsten Abend darf Ihre Partnerin oder Ihr Partner sich etwas wünschen. Dies ist eine bewährte Form, die eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu wagen, sie dem Gegenüber anzuvertrauen.
- Sinnliche Atmosphäre schaffen: Kerzenlicht, Lieblingsmusik und wohlriechende Düfte sind erotisch anregend. Ihr eigener Körpergeruch und/oder Ihr Geruchs- und Geschmackssinn können durch Chemo- und Strahlentherapien oder durch ein Krebsleiden im Hals-/Nasen-/Ohrenbereich verändert oder eingeschränkt sein. Vorsicht im Umgang mit Parfum ist daher ratsam. Probieren Sie aus, welche Düfte auf Sie anregend wirken oder ob Sie lieber ganz darauf verzichten.
- Hormontherapie: Ein Testosteronmangel kann die Lust dämpfen. Ob er durch Hormongaben behoben werden kann, muss gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin entschieden werden; er oder sie wird Sie auch zu den Nebenwirkungen beraten. Eine Hormontherapie kommt beispielsweise in Frage, wenn der Testosteronspiegel unter die für Ihr Alter übliche Norm fällt. Bei einem hormonabhängigen Tumorwachstum (etwa bei Prostatakrebs) ist die Hormongabe jedoch nicht empfehlenswert, da sie das Tumorwachstum fördern würde.
Broschüre "Männliche Sexualität und Krebs"
Eine Krebserkrankung verändert das eigene Körpergefühl und kann Intimität und Sexualität verändern. Dieser Ratgeber bietet Betroffenen Hintergründe und Hilfe.
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Der Krebsinformationsdienst dankt der Krebsliga Schweiz für die freundliche Überlassung des Textes und für ihr Einverständnis, diese Broschüre mit einigen redaktionellen Anpassungen und eigener Gestaltung zu veröffentlichen. Die Inhalte wurden von der Krebsliga mit fachlicher Beratung durch Expertinnen und Experten und auf der Basis von Fachliteratur erarbeitet.
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