Auch wenn die Werbung Heilung verspricht: Miracle Mineral Supplement (MMS) wirkt nicht gegen Krebs oder andere Krankheiten. Stattdessen gefährdet die Chemikalie die Gesundheit erheblich. Die Verbraucherzentrale warnt.
Die "Wundersame Mineralergänzung", so eine ungefähre Übersetzung von "Miracle Mineral Supplement", abgekürzt MMS, wird gerne über die sozialen Medien und unsichere Internet-Quellen beworben. Gemeinsam mit einer verdünnten Säure soll es angeblich gegen Krebs, Malaria, chronische Infektionen und nicht zuletzt gegen Corona helfen.
Die Verkäufer beziehen sich dabei oft auf den Ingenieur Jim Humble: Er pries "Miracle Mineral Supplement" als erster an und hat mehrere Bücher zur Behandlung damit verfasst.
Aber: Eine gesundheitsfördernde Wirkung des Mittels ist nicht belegt.
MMS – eine ätzende Chemikalie
Seit Behörden vermehrt vor MMS warnen, verwenden Verkäufer immer häufiger die Begriffe CDL (Abkürzung für "Chlordioxidlösung") oder CDS (Abkürzung für den englischen Begriff "Chlordioxide Solution").
Bei "Miracle Mineral Supplement" handelt es sich um eine Lösung mit der chemischen Verbindung Natriumchlorit. Natriumchlorit – mit "t" am Ende – darf nicht verwechselt werden mit harmlosem Kochsalz, dem Natriumchlorid. Es handelt sich vielmehr um das Natriumsalz der Chlorigen Säure.
Meist gehört eine zweite Flasche dazu: Sie enthält eine verdünnte Säure und wird als "Aktivator" bezeichnet. Wird Natriumchlorit mit dem "Aktivator" versetzt, entsteht Chlordioxid, eine hochreaktive chemische Verbindung aus Chlor und Sauerstoff.
Chlordioxid ist stark reizend. Industriell wird dieser Stoff zur Desinfektion und zum Bleichen verwendet, zum Beispiel von Zellstoff und Textilien.
Behörden warnen schon seit Langem
Haben Sie "MMS" gekauft, stoppen Sie die Einnahme sofort. Wenden Sie sich unbedingt an einen Arzt, wenn sie nach der Verwendung des Produktes eine gesundheitliche Beeinträchtigung bemerken.
Schon 2012 warnte das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor der Anwendung des Produkts: Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall seien bei der Einnahme möglich, als Folge auch Austrocknung und Blutdruckprobleme. Wer die Lösung unverdünnt schluckt oder versehentlich auf die Haut bekommt, muss mit Reizungen und Verätzungen rechnen.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat sich dieser Warnung 2014 angeschlossen. Zudem hat es 2015 die "Miracle Mineral Supplement"-Produkte MMS und MMS2 als zulassungspflichtige und bedenkliche Arzneimittel eingestuft. Das bedeutet: Wer mit diesen Substanzen Handel zum Zwecke der Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten treibt, muss ein behördliches Zulassungsverfahren durchlaufen. Andernfalls ist der Handel damit nicht erlaubt.
Die Verbraucherzentrale hat nun die Risiken in einem aktuellen Artikel zusammengefasst (s. Quellenkasten). Hintergrund sind Gerüchte im Internet und den sozialen Medien, dass MMS angeblich auch gegen COVID-19 und Corona helfen soll.
Zum Weiterlesen
Verbraucherzentrale: Miracle Mineral Supplement (MMS): Erhebliche Gesundheitsgefahr, Stand 04.03.2021, abgerufen am 29.07.2021
Pressemitteilung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 26.02.2015: Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte stuft zwei "Miracle Mineral Supplement"-Produkte als zulassungspflichtig und bedenklich ein (abgerufen am 29.07.2021)
Pressemitteilung des BfArM vom 30.05.2014: BfArM warnt vor der Anwendung von "Miracle Mineral Supplement" als Arzneimittel (abgerufen am 29.07.2021)
Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) vom 02.07. 2012: BfR rät von der Einnahme des Produkts "Miracle Mineral Supplement" ("MMS") ab (PDF, abgerufen am 29.07.2021).
Informationen des Krebsinformationsdienstes
Alternative und komplementäre Methoden in der Krebstherapie: Ein Überblick
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