Wird bei einer Darmspiegelung zur Krebsfrüherkennung keine verdächtige Gewebeveränderung gefunden, dann lautet die Empfehlung, die Untersuchung nach zehn Jahren zu wiederholen. Wissenschaftler im Deutschen Krebsforschungszentrum konnten nun bestätigen, dass das empfohlene Screening-Intervall sicher ist. Die Frist bis zur Wiederholung der Untersuchung könnte an die persönlichen Risiken angepasst und insbesondere bei Frauen, deren Erstuntersuchung vor dem 60. Lebensjahr durchgeführt wurde, sogar über die Zehnjahresfrist hinweg ausgedehnt werden.
Im Jahr 2002 wurde in Deutschland die Darmspiegelung (Koloskopie) in das Krebs-Früherkennungsangebot der gesetzlichen Krankenversicherungen aufgenommen. Seit damals gilt: Wird die erste Screening-Darmspiegelung vor dem 65. Lebensjahr durchgeführt und kommt dabei kein auffälliges Ergebnis zutage, so haben die Versicherten nach zehn Jahren Anspruch auf eine weitere Koloskopie.
10 Jahre gelten als sicher
Bisherige Beobachtungen deuten darauf hin, dass das Zehnjahresintervall ein hohes Maß an Sicherheit bietet: Das Risiko, innerhalb dieser Frist an Darmkrebs zu erkranken, ist sehr niedrig. Doch die bislang zu dieser Frage durchgeführten Studien hatten nur vergleichsweise kleine Teilnehmerzahlen.
"Die Screening-Darmspiegelung ist zwar eine sehr effektive, aber aufwändige Vorsorge-Untersuchung", sagt Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum. "Ließe sich das Intervall zwischen erster und zweiter Screening-Koloskopie in Abhängigkeit von den persönlichen Erkrankungsrisiken ausdehnen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen, so wäre das für alle Beteiligten ein Gewinn."
Um eine belastbare Grundlage für zukünftige Screening-Empfehlungen zu schaffen, werteten Brenner und Kollegen nun in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland die Daten des Deutschen Screening-Koloskopie-Registers aus, in das Ärzte seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung jede Untersuchung eintragen müssen.
Längerer Zeitraum möglich?
In diesem weltweit größten Register seiner Art untersuchten die Heidelberger Epidemiologen die Häufigkeit von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei 120.289 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die sich mindestens zehn Jahre nach ihrer ersten Screening-Koloskopie einer wiederholten Darmspiegelung unterzogen hatten. Der Anteil an Personen mit Darmkrebs lag zehn Jahre nach einer befundfreien Erstuntersuchung mit etwa 0,2 Prozent sehr niedrig und stieg auch bei Personen, deren Erstuntersuchung bereits 14 Jahre zurücklag, nicht wesentlich an.
Im Vergleich dazu wurde Darmkrebs bei etwa einem Prozent der Untersuchungen gefunden, wenn alle im Register gemeldeten Koloskopien bei Personen vergleichbaren Alters zusammen betrachtet wurden. Dabei war die Häufigkeit bei Männern durchweg höher als bei Frauen und nahm mit dem Alter zu. Informationen über die Auswirkungen der Vorsorge-Koloskopie auf die Darmkrebs-Prävention und -Sterblichkeit kann die aktuelle Untersuchung nicht liefern, da die deutschen Datenschutzbestimmungen keine Verknüpfung mit Krebsregistern und Mortalitätsdaten gestatten.
"Unsere Ergebnisse geben starke Hinweise darauf, dass das derzeit empfohlene Zehnjahresintervall für die Vorsorgekoloskopie bei symptomfreien Patienten mit negativer Ausgangsuntersuchung sicher ist. Außerdem legen die Ergebnisse nahe, dass das Vorsorgeintervall insbesondere bei Frauen, die bei der Erstuntersuchung jünger als 60 Jahre alt waren, verlängert werden könnte", fasst Thomas Heisser, der Erstautor der aktuellen Publikation, die Ergebnisse zusammen.
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