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ChatGPT bei Fragen zu Krebs: Wie zuverlässig ist die KI?

Der Hype um ChatGPT reißt nicht ab. Die künstliche Intelligenz (KI) scheint viel zu können, doch wie kompetent ist sie, wenn es um Informationen zum Thema Krebs geht? Wir haben uns einen ersten Eindruck verschafft.

Screenshot einer Antwort von ChatGPT, folgende Frage wurde gestellt: "Kann ChatGPT Fragen zum Thema Krebs zuverlässig beantworten?"
Das sagt ChatGPT (Version vom 13. Februar 2023) selbst zum Thema. Screenshot © ChatGPT, OpenIA

Krebs ist ein sehr komplexes und umfassendes Thema. Deshalb muss man Hintergründe ausführlich und genau erklären, wenn man Interessierte dazu informieren möchte. Auf direkte Nachfrage verweist ChatGPT bei Fragen zum Thema Krebs zwar letztlich auf Ärztinnen und Ärzte, hält sich aber durchaus für fähig, zuverlässige Antworten zu liefern. Wir haben ChatGPT dahingehend auf die Probe gestellt (ChatGPT-Version vom 13. Februar 2023).

Grenzen von ChatGPT

Wer ChatGPT aufruft, erhält schon zu Beginn Hinweise zu Einschränkungen der KI. Darunter sinngemäß übersetzt: "Kann gelegentlich falsche Informationen erzeugen". Und auch in unserem Test zeigt sich: Nicht alle Informationen von ChatGPT zum Thema Krebs sind korrekt. Die Antworten hatten zwar fast keine groben Fehler – betrachtet man aber die Feinheiten, so sind Details oder Formulierungen nicht immer einwandfrei.

Fehlende Einordnung: Die Antwort zur Frage, ob die Krebsfrüherkennung Krebs vorbeugen kann, beendet ChatGPT wie folgt: "Es ist auch wichtig, regelmäßige Untersuchungen durchführen zu lassen, um das Risiko für Krebs zu verringern und eine frühzeitige Erkennung zu ermöglichen." Hierzu wäre jedoch wichtig anzumerken, dass Untersuchungen zur Krebsfrüherkennung das Krebsrisiko nur dann senken können, wenn sie Krebsvorstufen erkennen können und diese dann frühzeitig behandelt werden, bevor Krebs entsteht.

Hinzu kommt: Wer bei Fragen zu Angeboten der Krebsfrüherkennung nicht konkret zur Situation in Deutschland fragt, bekommt auch Informationen zu Untersuchungen, die in Deutschland nicht im Rahmen der gesetzlichen Früherkennung angeboten werden.

Sprachlich ungenau: Fragt man den Chatbot "Was ist ein duktales in-situ Karzinom?", so bekommt man zunächst die Antwort, das sogenannte DCIS sei "eine Form von Brustkrebs". Und auch wenn ChatGPT im weiteren Textverlauf klarstellt, dass es als "nicht-invasiver Krebs eingestuft" wird, ist die erste Formulierung falsch – ein DCIS gilt als mögliche Vorstufe von Brustkrebs. Dies kann Nutzende verängstigen.

Aktualität und Quellen: ChatGPT arbeitet mit einem zeitlich begrenzten Wissensstand. Erkenntnisse zu Krebs ändern sich jedoch vergleichsweise schnell, weshalb die Informationen, mit denen ChatGPT antwortet, veraltet sein können. Zudem legt ChatGPT genutzte Quellen nicht offen. Nutzende können dadurch nicht nachvollziehen, woher die Informationen kommen – und daher auch nicht beurteilen, wie zuverlässig sie sind.

Datenschutz: Es ist nicht auszuschließen, dass die KI möglicherweise persönliche Daten speichert und verarbeitet. Wer ChatGPT nutzen möchte und dahingehend Bedenken hat, sollte sich vorab gründlich dazu informieren.

Fazit

ChatGPT ist einfach zu verwenden und als erste Orientierung sind die Antworten häufig nicht schlecht. Nutzende sollten sich jedoch bewusst sein, dass die KI nicht immer Antworten gibt, auf die man sich sicher verlassen kann. Wer richtige, genaue und unmissverständliche Informationen zum Thema Krebs sucht, sollte nicht bedenkenlos auf ChatGPT vertrauen.

Wenn Sie ChatGPT dennoch zu Krebs befragen möchten, sollten Sie Folgendes beachten:

  • Sie teilen der KI eventuell persönliche Informationen mit, die Rückschlüsse über Ihren Gesundheitszustand (oder den Ihrer Angehörigen oder Freunde) zulassen.
  • Stellen Sie möglichst klar formulierte Fragen.
  • Schauen Sie genau hin, hinterfragen Sie die Antworten kritisch und überprüfen Sie diese anhand einer weiteren, wissenschaftlich fundierten Quelle.
  • Holen Sie sich zusätzlich stets einen ärztlichen Rat ein.

Selbstverständlich können Sie sich bei Fragen zu Krebs jederzeit auch an die Ärztinnen und Ärzte des Krebsinformationsdienstes wenden.

Ausblick: Die aktuelle Version 4.0 von ChatGPT hat sich was unsere Testfragen betrifft im Vergleich zur Vorversion vom 13. Februar 2023 bereits verbessert. Ob zukünftige Versionen eventuell sehr zuverlässige Antworten zu Fragen zum Thema Krebs liefern können, ist aktuell nicht absehbar.





Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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