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Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium bekommen den Genexpressionstest Oncotype DX künftig von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt – unter gewissen Voraussetzungen. Das geht aus dem Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) hervor, der jetzt in Kraft getreten ist.
Mit Hilfe des Tests lassen sich Aussagen über das Rückfallrisiko bei Brustkrebs treffen. Die Ergebnisse sind wichtig für die Frage, ob eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation sinnvoll ist.
Wie funktioniert der Test, für wen kommt er infrage und gibt es Alternativen? Der Krebsinformationsdienst beantwortet Ihnen die drei wichtigsten Fragen.
1. Wer bekommt den Test bezahlt?
Der Test Oncotype DX kommt für Frauen infrage, deren Tumor folgende Eigenschaften aufweist. Für Sie bezahlen die gesetzlichen Krankenkassen künftig den Test:
- Hormonrezeptor-positiv, das bedeutet, der Tumor wächst hormonabhängig.
- HER2/neu negativ, das bedeutet, der Tumor bildet das HER2-Protein nicht oder nur in geringer Menge.
- Kein Lymphknotenbefall (N0)
Auch für Frauen mit einem geringen Lymphknotenbefall (N1) empfehlen Fachleute den Test. Ob die Krankenkasse den Test in dieser Situation bezahlt, müssen Betroffene jedoch direkt mit ihrem Anbieter klären. Denn der Beschluss des G-BA sieht die Kostenübernahme nicht vor. Der Grund: Die für den Beschluss ausschlaggebende Studie bezieht sich auf Frauen ohne Lymphknotenbefall.
Eine weitere Voraussetzung für den Test ist, dass die Ärzte den Nutzen einer Chemotherapie nicht anhand gängiger klinischer und pathologischer Untersuchungen abschätzen können.
Bis die Kostenübernahme in der Praxis ankommt, kann es aber noch etwas dauern. Innerhalb der nächsten sechs Monate soll die Abrechnung des Tests durch die Ärzte geklärt sein.
2. Wie funktioniert der Test?
Biomarker sind messbare biologische Eigenschaften einer Erkrankung, die Informationen über die Erkrankungssituation liefern.
Genexpressionstests untersuchen die Aktivität von Genen, die mit einer Erkrankung in Zusammenhang stehen.
Der Genexpressionstest Oncotype DX ist ein Biomarkertest, der die Aktivität von 16 bekannten Krebsgenen untersucht. Diese Gene stehen im Zusammenhang mit dem Tumorwachstum, dem Eindringen der Tumorzellen in umliegendes Gewebe und/oder der Ausbildung des HER2-Proteins und Hormonrezeptoren. Zusätzlich analysiert der Test fünf Kontrollgene, die ohne Bedeutung für das Tumorwachstum sind.
Ärztliche Aufklärung wichtig
Der G-BA sieht vor, dass eine ärztliche Aufklärung vor dem Einsatz des Tests erfolgt. Speziell zu diesem Zweck stellt er ein Patientenmerkblatt bereit, unter
www.g-ba.de/downloads/17-98-4797/2019-06-20_G-BA_Patientinnenmerkblatt_Biomarker_bf_WZ.pdf (PDF).
Zusätzliche Gewebeentnahme nicht notwendig
Für den Test selbst ist keine zusätzliche Gewebeentnahme notwendig. Es genügen die Gewebeproben, die die Ärzte im Vorfeld der Operation oder während des Eingriffs entnommen haben.
Ergebnisse nach zwei Wochen
Ungefähr nach zwei Wochen sind die Laborergebnisse des Tests verfügbar, so der Hersteller. Dann können Patientinnen im Gespräch mit den behandelnden Ärzten das weitere Vorgehen besprechen.
Aussagen zum Rückfallrisiko und Nutzen einer Chemotherapie
Das Testergebnis, der sogenannte Recurrence Score, geben die Ärzte mit einem Zahlenwert zwischen 0 und 100 an. Dieser lässt sich in eine der folgenden drei Gruppen einordnen. Die Gruppen beruhen auf der für den G-BA Beschluss maßgeblichen Studie.
- Niedriger Recurrence Score (≤10): Eine zusätzliche Chemotherapie hat wahrscheinlich keinen/einen geringen Nutzen. Denn das Risiko innerhalb der nächsten zehn Jahre nach einer Operation des Tumors und anschließender antihormoneller Therapie erneut zu erkranken, ist niedrig.
- Mittlerer Recurrence Score (11-25): Insgesamt profitieren ältere Patientinnen von einer Chemotherapie nur in geringem Maße, bei Patientinnen unter 50 Jahren kann eine zusätzliche Chemotherapie möglicherweise von Nutzen sein.
- Hoher Recurrence Score (≥26): Das Rückfallrisiko innerhalb der nächsten zehn Jahre nach der operativen Entfernung des Tumors mit anschließender antihormoneller Therapie ist als hoch einzuschätzen. Eine zusätzliche Chemotherapie ist mit hoher Wahrscheinlichkeit von Nutzen.
3. Gibt es Alternativen zum Test?
Neben dem Genexpressionstest Oncotype DX empfehlen Fachleute auch andere Tests als Entscheidungshilfe: Prosigna, Endopredict und Mammaprint. Die besten Studiendaten liegen jedoch für den Test Oncotype DX vor. Daher hat sich der G-BA bisher nur für die Kostenübernahme dieses Tests ausgesprochen. Die Kostenübernahme der anderen Tests prüft er aber noch.
Zum Weiterlesen
Den Beschluss des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) finden sie unter www.g-ba.de/beschluesse/3809/.
Welche Behandlungsverfahren bei Brustkrebs infrage kommen, erfahren Sie unter "Behandlungsmöglichkeiten bei Brustkrebs".
Weitere Informationen zu Biomarkern in der Krebsmedizin finden Sie unter "Krebsmarker, Gentests, Tumormarker: Das Wichtigste in Kürze".
Was in Befunden steht und was welche Abkürzungen bedeuten, erläutert der Krebsinformationsdienst unter "Arztbriefe: Befunde verstehen".
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