Nahrungsergänzungsmittel nehmen viele Menschen zum Schutz vor Krankheit ein – auch um Lungenkrebs vorzubeugen. Eine aktuelle Veröffentlichung fasst dazu den aktuellen Stand der Studien zusammen und warnt.
Nahrungsergänzungsmittel – einzeln oder in Kombination eingenommen – verringern nicht das Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Im Gegenteil: Einige Vitaminpräparate erhöhen sogar das Lungenkrebs-Risiko. Zudem verursachen sie Nebenwirkungen.
Das ist das Ergebnis einer Veröffentlichung von Cochrane, einem unabhängigen Netzwerk von Experten, Patienten, Angehörigen und anderen Personen mit gesundheitsbezogenen Interessen. Cochrane setzt sich für bessere Gesundheit durch bessere Informationsmöglichkeiten ein.
Die Lungenkrebs-Gruppe aus dem Cochrane-Netzwerk hat in einer zusammenfassenden Analyse bewertet, ob Nahrungsergänzungsmittel vor Lungenkrebs schützen: Dabei haben sie 12 Studien mit der besten wissenschaftlichen Beweiskraft (Evidenz) einbezogen, zusammengefasst und neu bewertet. Solche Auswertungen bezeichnen Fachleute als Metaanalyse.
Nahrungsergänzungsmittel: Kein Schutz vor Krebs
Vitamine: Lebensnotwendige Substanzen, die der Körper nicht selber bilden kann und aus der Nahrung aufnimmt.
Nahrungsergänzungsmittel: frei verkäufliche Präparate mit Vitaminen, Mineralstoffen, Pflanzeninhaltsstoffen oder sonstigen Nährstoffen in konzentrierter Form.
Hauptergebnisse der Analyse: Weder einzelne Nahrungsergänzungsmittel, noch Kombinationspräparate verringern das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Die Einnahme von hochdosierten Nahrungsergänzungsmitteln kann sogar gesundheitsschädlich sein:
- Vitamin A erhöht das Lungenkrebsrisiko bei Rauchern und Menschen, die Asbest ausgesetzt sind. Zudem birgt die Einnahme ein Risiko für Nebenwirkungen wie eine Gelbfärbung der Haut oder leichte Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.
- Vitamin E erhöht das Risiko für einen Schlaganfall.
- Bei Männern erhöht Selen das Risiko für Haarausfall (Alopezie) und die Entzündung der obersten Hautschicht (Dermatitis).
Für Vitamin C weitere Studien notwendig: Es gibt Hinweise aus der Forschung, dass hochdosiertes Vitamin C aus Nahrungsergänzungsmitteln bei Frauen das Lungenkrebsrisiko erhöhen könnte. Als "hochdosiert" gelten Dosen von mehr als 500 mg am Tag. Um diesen Zusammenhang sicher zu belegen, müssen Forscher jedoch noch weitere Daten liefern.
So können Sie Lungenkrebs vorbeugen
Auch Nichtraucher können sich schützen: Für Nichtraucher nimmt das Lungenkrebsrisiko durch Passivrauchen zu, je häufiger sie sich dem Tabakrauch aussetzen.
Wer mit dem Rauchen aufhört, kann sein Lungenkrebs-Risiko innerhalb weniger Jahre deutlich senken. Denn: Rauchen ist der Hauptrisikofaktor für die Entstehung von Lungenkrebs.
Darüber hinaus trägt ein gesunder Lebensstil zur Krebsprävention bei: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Gemüse und Obst und ausreichend Bewegung können das eigene Risiko für einige Krebserkrankungen senken, darunter auch Lungenkrebs.
Außerdem weisen Experten darauf hin: Wer gesund ist und sich ausgewogen und abwechslungsreich ernährt, nimmt ausreichend Vitamine, Mineralstoffe und Spurelemente mit der Nahrung auf. Nahrungsergänzungsmittel bieten in den meisten Fällen keine gesundheitlichen Vorteile.
Zum Weiterlesen
Die Übersichtsarbeit vom Cochrane-Netzwerk in englischer Sprache zu Nahrungsergänzungsmitteln und deren Schutz vor Lungenkrebs vom 4. März 2020:
Cortés‐Jofré M, Rueda JR, Asenjo‐Lobos C, Madrid E, Bonfill Cops X: Drugs for preventing lung cancer in healthy people. Cochrane Database of Systematic Reviews 2020, Issue 3. Art. No.: CD002141. DOI: 10.1002/14651858.CD002141.pub3.
Weitere Informationen des Krebsinformationsdienstes
In den Texten Nahrungsergänzungsmittel: Große Versprechen, k(l)eine Wirkung? und Vitamine und Spurenelemente: (K)ein Plus für die Gesundheit? erfahren Sie mehr zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Wissenswertes rund um das Thema finden Sie beim Krebsinformationsdienst auch unter dem Stichwort Chemoprävention.
Zum Laden und Ausdrucken als PDF gibt es verschiedene Informationsblätter zur Krebsvorbeugung und die Broschüre Krebs vorbeugen: Was kann ich tun?.
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