Lymphödem

Grundlagen zum Lymphödem bei Krebs

Wie das Lymphsystem funktioniert und warum sich Lymphe bei Krebs staut

Letzte Aktualisierung: 27.07.2021
  • Das lymphatische System besteht aus Lymphgefäßen und Lymphknoten: Es transportiert Gewebeflüssigkeit, die Lymphe, aus der Körperperipherie zu den großen Blutgefäßen.
  • Die Gewebeflüssigkeit des Lymphsystems stammt aus den kleinen Blutgefäßen (Kapillaren). Im Lymphsystem gibt nicht – wie im Blutsystem – ein zuführendes Gefäßsystem (Arterien), sondern nur ein ableitendes Gefäßsystem.
  • Wenn die Gewebeflüssigkeit durch die Folgen einer Krebserkrankung nicht mehr ausreichend abtransportiert werden kann, staut sie sich im Gewebe und es entsteht eine Schwellung: das Lymphödem.

Hinweis: Informationen aus dem Internet können Ihnen einen Überblick bieten. Sie sind aber nicht dazu geeignet, die Beratung durch einen Arzt oder eine Ärztin zu ersetzen.

Graphische Darstellung von Lymphknoten
Ist das Lymphsystem durch die Krebserkrankung beschädigt, kann das Auswirkungen auf das Gewebe haben. © gritsalak karalak, Shutterstock

Viele Krebspatienten werden im Lauf ihrer Erkrankung operiert oder bestrahlt. Das kann das Lymphsystem beschädigen und in seinen Funktionen beeinträchtigen.

Operationen: Da sich bei Krebs wandernde Tumorzellen über die Lymphbahnen ausbreiten können, entfernen Ärzte bei einer Tumoroperation oft auch Lymphknoten. Manchmal wird dabei auch gesundes Gewebe verletzt. Lymphknoten zu entnehmen und unter dem Mikroskop zu untersuchen, ist jedoch wichtig. So lassen sich Aussagen über das Stadium einer Krebserkrankung machen.

Ob Lymphknoten tumorfrei oder von Tumorzellen befallen sind, beeinflusst die Wahl der weiteren Behandlung. Besteht ein sehr hohes Risiko einer solchen Metastasierung über das Lymphsystem, entfernen die Chirurgen manchmal die Lymphknoten auch vorbeugend.

Bestrahlungen: Manchmal beeinträchtigen Bestrahlungen das Lymphsystem in seiner Funktion, etwa wenn Lymphbahnen vernarben. Sind Lymphgefäße oder Lymphknoten beschädigt, können sie die Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe nicht mehr auf dem normalen Weg abtransportieren.

Sind nur einige Lymphbahnen geschädigt, kann der Körper dies meist ausgleichen. Wenn jedoch viele Lymphknoten entfernt wurden oder geschädigt sind, baut sich eine solche Flüssigkeitsansammlung im Gewebe nur sehr schlecht wieder ab.

Auch eine Tumorerkrankung selbst, wenn Lymphgefäße und Lymphknoten befallen sind, kann zu einem Lymphödem führen – eventuell auch zusammen mit den anderen Faktoren.

Lymphödem bei Brustkrebs

Graphische Darstellung einer weiblichen Brust mit Lymphsystem und Lymphknoten
Weibliche Brust mit Drüsengewebe und Lymphknoten. © Frank Geisler, MediDesign

Operationen oder Bestrahlungen (Brustbestrahlung) können bei Brustkrebspatientinnen zu einem Lymphödem der Hand, des Arms, der Achsel, der Schulter oder des Gewebes der operierten Brustseite führen. Zwei bis drei von zehn Frauen mit Brustkrebs, denen Lymphknoten in der Achselhöhle entfernt wurden, entwickeln ein Lymphödem.

Bei den heutigen operativen Techniken und bei modernen Bestrahlungstechniken hat sich die Zahl der Patientinnen, die mit einem Lymphödem rechnen müssen, deutlich verringert. Je mehr Lymphknoten entfernt werden, umso höher ist das Risiko eines Lymphödems.

Ärzte entnehmen daher heute oft nur den sogenannten Wächter- oder Sentinellymphknoten: Das ist der erste Lymphknoten, der im Lymphabflussgebiet eines Tumors liegt. In Studien konnten Experten nachweisen, dass diese schonende Methode das Lymphödemrisiko verringert, ohne das Risiko für Metastasen zu steigern.



Lymphödeme bei Kopf-Hals-Tumoren

Neck Dissection

Die operative Entfernung der Lymphknoten und Lymphbahnen des Halses sowie des umgebenen Gewebes bezeichnen Ärzte als Neck Dissection. Manchmal muss auch nicht-lymphatisches Gewebe mit entfernt werden.

Bei Tumoren des Kopf-Hals-Bereiches können durch die Therapie ausgeprägte Lymphödeme im Gesichts- und Halsbereich entstehen. Die operative Entfernung der Halslymphknoten kann den Lymphabfluss stören. Auch Bestrahlungen im Kopf-/Halsbereich können Lymphknoten und Lymphbahnen schädigen.

Die Gefahr, ein Lymphödem zu entwickeln, ist umso höher, je ausgedehnter die Schädigung des regionalen Lymphsystems ist. Dies ist abhängig vom Sitz des Tumors und seiner Ausdehnung bei der Diagnose.

Eine Behandlung der Halslymphknoten kann auf einer Seite, aber auch beidseitig erforderlich sein. Bei Tumoren des Rachens und der Mundhöhle ist in der Regel eine beidseitige Behandlung des Halses notwendig.

Lymphödeme bei Tumoren im Becken

Operationen und umfangreiche Bestrahlungen im Becken oder im Bereich der großen Baucharterien steigern das Risiko für Lymphödeme. Diese können an den Beinen, in der Unterbauch- und Leistengegend oder im Genitalbereich auftreten. Auch durch den Tumor selbst können die Abflusswege von den Beinen in die Leiste und in das Becken verlegt sein.

Betroffen sein können (mit unterschiedlich hohem Risiko)

  • Männer mit Prostatakrebs, Penis- oder Hodenkarzinom,
  • Frauen mit Krebserkrankungen der Vulva, der Scheide, der Eierstöcke, des Gebärmutterhalses oder des Gebärmutterkörpers sowie
  • Patienten mit Blasenkrebs.

Besonders belastend sind bei Männern Schwellungen von Hoden und Penis sowie bei Frauen von Schamhügel, Schamlippen und Klitoris. Das Risiko für Lymphödeme in Beinen und Unterkörper hängt sehr stark von der Tumorart, der Behandlungsform und dem Krankheitsstadium ab.



Lymphe

Klare bis hellgelbe Flüssigkeit im Gewebe, die aus Wasser mit vielen darin gelösten Stoffen, vor allem Eiweiße, besteht.

Die Lymphe umspült als Gewebeflüssigkeit alle Zellen des Körpers. Sie sorgt für einen reibungslosen Stoff- und Flüssigkeitsaustausch.

Gewebeflüssigkeit entsteht, indem aus den feinsten Blutgefäßen, den Kapillaren, flüssige Anteile des Blutes in die Zellzwischenräume übertreten. Sie transportieren Sauerstoff und Nährstoffe auch zu Zellen, die nicht in der unmittelbaren Nähe der Kapillaren liegen. Die Lymphflüssigkeit transportiert Stoffwechselprodukte der Zellen ab.

Unter besonderen Umständen, etwa bei körperlicher Belastung, Entzündungen oder bei Sonnenbrand, bildet sich mehr Gewebswasser als üblich. Dies kann zu vorübergehenden Flüssigkeitsansammlungen, sogenannten Ödemen führen. Normalerweise ist es für den Körper jedoch kein Problem, die Menge der Gewebeflüssigkeit konstant zu halten.

Aufbau des Lymphsystems

Graphische Darstellung des lymphatischen Systems
Schematische Darstellung des Lymphsystems mit Lymphknoten. Bild: Lena Passek © Krebsinformationsdienst, DKFZ

Lymphsystem: Das lymphatische System, das die Lymphflüssigkeit transportiert, besteht aus Lymphgefäßen und lymphatischen Organen. Oberflächliche und tiefe Lymphbahnen durchziehen den gesamten Körper.

Lymphatische Organe: Dazu zählen Lymphknoten, Milz, Mandeln, Thymus, Knochenmark und Anteile des Darms. Sie sind ein Teil des Immunsystems, das eine wichtige Rolle in der körpereigenen Abwehr spielt.

Im Unterschied zum Blutgefäßsystem funktioniert das Lymphgefäßsystem nicht als geschlossener Kreislauf: Die kleinsten Lymphgefäße beginnen blind im Gewebe. Diese Lymphbahnen transportieren Flüssigkeit aus der Haut, der Unterhaut, den Muskeln, Gelenken, Knochen und den inneren Organen in die Lymphknoten.

Über die größeren Lymphsammelgefäße wird die Lymphe aus der Körperperipherie abgeleitet. Diese Gefäße münden in die großen Venen kurz vor dem Herzen. Die Lymphe gelangt so zurück in den Blutkreislauf.

Funktion des Lymphsystems

Graphische Darstellung der Lymphgefäße: Venen blau, Arterien rot, Lymphgefäße grün
Die Lymphgefäße (grün) ragen in die Zwischenräume zwischen Venen (blau) und Arterien (rot). © ilusmedical, Shutterstock

Lymphkreislauf: Das Blutgefäßsystem (Venen und Arterien) reguliert das Flüssigkeitsgleichgewicht des Körpers. An diesem Gleichgewicht ist auch das Lymphsystem beteiligt. Es transportiert Flüssigkeit (Lymphe) und darin gelöste Substanzen ab.

Lymphozyten: Die in der Lymphe ebenfalls enthaltenen freien Zellen des Immunsystems – die Lymphozyten – lösen eine Abwehrreaktion aus, wenn Krankheitserreger in den Körper eindringen. Sie gehören zu den weißen Blutkörperchen.

Funktion der Lymphknoten

Lymphknoten

Sie sind Filter für die Gewebeflüssigkeit – und oft erste "Stationen" im Körper, in denen sich wandernde Tumorzellen ansiedeln.

Die Lymphknoten dienen als Filterstationen. In ihnen werden aus der Lymphe Abfallstoffe, wie Krankheitserreger oder Zelltrümmer, herausgefiltert. Auch wandernde Tumorzellen passieren die Lymphknoten und setzen sich dort unter Umständen fest: Dadurch können Tochtergeschwüre (Metastasen) entstehen.

Größere Ansammlungen von Lymphknoten finden sich zum Beispiel

  • in der Ellenbogenbeuge,
  • unter der Achsel,
  • in der Kniekehle,
  • in der Leiste sowie
  • an Hals und Schlüsselbein.

Auch im Brust- und Bauchraum sind die inneren Organe von Lymphgefäßen und Lymphknoten umgeben.



Genutzte Quellen

Informationen zu den für die Erstellung des Textes genutzten Quellen sowie nützliche Links sind in der Übersicht zum Thema Lymphödem aufgeführt.

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Erstellt: 27.07.2021

Herausgeber: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) │ Autoren/Autorinnen: Internet-Redaktion des Krebsinformationsdienstes. Lesen Sie mehr über die Verantwortlichkeiten in der Redaktion.

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